Kapitel 23 - Verhandlungen

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Der Zeuge

Der höchste Berg von Tauen, war der Wylden. Benannt war er nach dem ersten Mann, der es geschafft hatte dieses Monstrum aus Stein, Eis und Schnee zu besteigen: Cornelius Kane Wylden. Er war ein ganz normaler Mensch gewesen, der hatte beweisen wollen, dass es keine Magie brauchte, um erstaunliches zu tun. So hatte er es geschafft Tauens höchsten Berg zu besteigen und gegen den kältesten Ort Eridias anzukämpfen.

Für mich – für mich als Gott – war es eine Leichtigkeit die verschneite Spitze des Berges zu erreichen. Schnee lag überall und sah man in den Abgrund, war der Boden vom dichten Meer der Wolken verdeckt. Für einen Menschen war die Besteigung des Wylden ein Abenteuer, für mich nicht einmal ein wahrer Kraftakt. Kälte machte mir nichts aus, ich konnte nicht verdursten oder verhungern und besteigen musste ich diesen Berg auch nicht. Mit flatternder Kapuze stampfte ich durch den Schnee und kniff gegen das dichte Schneegestöber die Augen zusammen. Ich wusste gar nicht was schlimmer war: Der Sandsturm in den Südlanden oder dieser Schneesturm.

Nach einer Weile entschied ich mich für eine kurze Rast. Mehrere zerklüfte, mit Schnee bedeckte Steine ruhten um mich herum und boten eine eiskalte Sitzmöglichkeit. Erschöpft durch meinen anstrengenden Marsch schloss ich die Augen. Erst vor einer Stunde war ich aus dem Traum des dunklen Daegors gekommen. Sie hatte diese Vergiftung überlebt, dass wusste ich, immerhin waren viele Mitglieder der Sternenkinder hervorragende Heiler.

Auch wenn ich es niemals zugeben würde, so hatte es mich aufgewühlt ihr diese Erinnerung zu zeigen. Doch sie sollte es wissen – sie sollte wissen, dass diese ehrenvollen und großzügigen Bringer der Magie, in Wahrheit Monster und schlechte Menschen waren. Wer seinen eigenen Bruder verstieß, konnte nicht ehrenvoll sein und dies würde Eridia schon bald erfahren. Wahrscheinlich würde Echo es nicht sofort verstehen, in mir sah sie den Feind und keinen Retter, aber noch musste sie es auch nicht verstehen. Sie würde die Wahrheit erkennen, sobald ich meine dunkle Gabe zurück hatte, nur wäre es dann zu spät für ihr überleben.

Doch erst einmal musste ich mein Spiel spielen. Bevor ich mein Ziel erreichen konnte, musste ich der Kaiserin helfen und dies war noch die einfachere Aufgabe. Sobald ich ihr den entlaufenen Brecher gebracht hatte, würde sie ihren Teil erfüllen und mir helfen. Zwar fehlte vom Brecher jede Spur, aber ich würde ihn schon finden – vor den Schatten konnte sich selbst der beste Scalra nicht verstecken. Es war schon komisch, dass sich der Brecher von den zwei letzten Mitgliedern seiner Familie getrennt hatte. Nachdem was ich gesehen und gefühlt hatte, würde Fynch meinen Daegor und die Krähe niemals im Stich lassen. Es gab einen außergewöhnlichen Grund für sein Handeln und fragte mich, was genau dies für ein Grund war.

Ich öffnete meine Augen, in dem Moment, als ich das Knurren vernahm. Und direkt vor mir sah ich den Wolf. Es war ein Exemplar mit langen Beinen, kräftigen Muskeln und schneeweißem Fell – gut getarnt in diesem Schneegestöber. Er fletschte die Zähne und knurrte mich aus tiefster Kehle an. Doch er war hier nicht der einzige Wolf der knurrte. Ich wandte mich nach hinten, wo sich zwei weitere Wölfe nährten: Einer grau und der andere auch weiß.

Hinter ihnen trat ein völlig anderes Wesen näher. Es war kein Wolf, dass erkannte ich sofort an dem schattenhaften Umriss. Die vier Beine waren viel länger und die Gestalt schmaler und mit einem weniger wirrem und dichtem Fell. Glatt war das weiße Fell, welches sich im Gesicht des Wesens vollständig zurückzog, wodurch man die bloße, dunkelgraue Haut sehen konnte. Zwei außergewöhnlich kluge Augen blinzelten mir entgegen, während es stolz hinter den zwei Wölfen schritt.

,,Ein Reh inmitten eines Wolfsrudels", lachte ich und stand auf. ,,Wie außergewöhnlich. Doch so weit hier oben, wird es wohl keinen geben, der sich darüber wundern könnte."

Daegor - Klinge und Kristall Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt