Kapitel 15.1 - Blinder Stern

23 3 0
                                    

Echo

Die erste Nacht im Dorf der Sternenkinder, war seit langem meine beste und ruhigste Nacht gewesen. Vielleicht lag es am Gefühl der Sicherheit oder das Wissen, es hier her geschafft zu haben. Oder es hatte an der weichen Matratze gelegen, die mir als Bett diente und in die ich beinah komplett eingesunken war.

Als warme Sonnenstrahlen mich am Morgen weckten, spürte ich wie mein ganzer Körper von Energie durchströmt wurde – diesen erholsamen Schlaf, hatte mein Körper sehr genossen. Hellwach kroch ich an den Rand der geflochtenen Matratze, die mit Federn und Wolle gefüllt war. Auch wenn die Sonne die Welt schon mit ihrem strahlenden Glanz beschenkte, vernahm ich noch eine leichte Stille durch das geöffnete Fenster meines Zimmers. Die Geräusche der Baumsavanne waren zu hören, doch das Dorf selbst schien noch zu ruhen.

Dafür hörte ich Mikhael aus dem benachbarten Zimmer schnarchen. Für mich war allerdings nicht mehr an Schlaf zu denken, weswegen ich aufstand und mir die Kleidung von Stuhl neben meinem Bett nahm. Gestern war ich zu müde gewesen, um einen Blick auf die Kleidung zu werfen, die aus einer leichten, langärmeligen Bluse und einer dunklen Stoffhose bestand. Über der Stuhllehne hängte noch eine robuste Weste aus braunem Leder und unter dem Stuhl standen kniehohe Stiefel.

Auch wenn Fynch noch nicht aufgewacht war, so waren Mikhael und ich noch lange bei ihm geblieben, bis ein Sternenkind uns abgeholt und zu unserer eigenen Hütte geführt hatte. Sie befand sich nur eine Ebene über die der Heiler und war vom Umriss her ähnlich gebaut. Sie besaß vier Räume, darunter auch einen kleinen Waschraum. Eine Küche gab es nicht, Kona hatte erzählt, dass es für das ganze Dorf eine große Kantine in der obersten Ebene von Antylar gab, wo die ganze Gemeinschaft aß. Ich wusste zwar nicht wie spät es war, aber ich hoffte, dass es schon jetzt eine Kleinigkeit zum Essen gab, denn mein Magen knurrte während ich mich anzog.

Als ich mich fertig angezogen hatte, huschte ich aus meinem Zimmer in den Waschraum. Neben der Kleidung und einer kleinen Schale mit Obst, hatte man uns für unsere erste Nacht auch Wasser bereitgestellt, dass wir uns zukünftig aus einem der Brunnen holen müssten. Auch wenn das Wasser die ganze Nacht lang in unserer Hütte geruht hatte, fühlte es sich kalt und erfrischend an, als ich meine Hände in die Schale voll Wasser eintauchte. Da ich mich gestern Abend noch sauber gemacht hatte, begnügte ich mich mit ein paar Spritzern ins Gesicht. Seit langem war ich endlich Mal wieder sauber und zusammen mit der sauberen, ordentlichen Kleidung, fühlte es sich an wie die Rückkehr in ein ordentliches Leben – ein Leben, das weit in meiner Vergangenheit zurücklag.

Ich vergeudete keiner Zeit mehr und schlich zur Tür. Dabei warf ich einen kurzen Blick in Mikhaels Zimmer. Der ehemalige Scalra schlief ruhig und ich bemerkte, wie auch er diesen erholsamen Schlaf genoss. Für ihn bedeutete die Ankunft in Antylar nicht nur Sicherheit wie bei mir, er wurde damit auch seinen Status als Scalra los. Er und Fynch hatten sich endlich von ihren Ketten lösen können und waren frei.

Draußen wurde ich von der angenehmen Wärme der Sonne begrüßt. Weißliche Strahlen schimmerten zwischen den grünen Baumkronen auf und ließen den Tau auf den Blättern glitzern. Außerhalb der Wände waren die Geräusche des Waldes lauter und intensiver. Ein Beweis waren die bunten Vögel, die mit ihrem heiteren Gesang durch die Luft flogen. Ich folgte dem Weg aus Holz und Stein immer weiter nach oben und auch wenn ich mich immer mehr vom Boden entfernte, verspürte ich keine Angst vor der luftigen Höhe. Sanft und erfrischend, strich die kühle Luft über meine Haut und leise rauschte der Wind seine Melodie durch die grünen Blätter.

Als ich die letzte Ebene erreichte, erkannte ich einen feinen, aber deutlichen Unterschied zu den darunterliegenden Ebenen. Um die Kühle und Stärke des Windes abzuschirmen, waren am Rand der Plattform niedrige Wände aus Holz erreichtet worden. Tatsächlich wich die Kühle ein wenig zurück und ich spürte wie eine leichte Wärme aus dem mit Stein überzogenen Boden emporstieg. Mehrere lange Tische und genauso lange Sitzbänke waren aufgestellt worden. Seitlich von mir war eine Art Theke aufgebaut worden, die vor einer größeren Baumhöhle stand – aus der Höhle selbst wurde ein köstlicher Geruch ins freie geweht. Dafür, dass dies die größte Ebene war, war hier zu dieser Stunde nicht viel los. Vier Menschen arbeiteten hinter der Theke, an den Tischen konnte ich ungefähr elf andere Menschen essen sehen.

Daegor - Klinge und Kristall Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt