Echo
Nervös wippte mein Körper auf und ab. Ich kam nicht zur Ruhe, obwohl meine Umgebung eine tiefliegende Ruhe wiederspiegelte. Vermutlich war es eine Art von Ironie, die mich belastete. Genervt legte ich mich auf den Rücken und blickte hinauf zum sicheren Dach der Baumsavanne. Wie Smaragde glänzten und leuchteten die Blätter im Schein der Sonne auf. Alles war ruhig, alles war friedlich während ich meinen eigenen Sturm aus Gefühlen nur schwer bändigen konnte.
Letzte Nacht, nachdem Kaileena und Ominis die Geschichte um den verbannten Blinden Bruder erzählt hatten, konnte ich keine Ruhe mehr finden, geschweige denn ein Auge schließen. Ich hatte nicht mehr geschlafen und es auch gar nicht erst versucht. Ich wusste einfach nicht, wie ich mit diesen neuen Informationen umgehen sollte und ob ich den Zeugen weiterhin so negativ ansehen konnte, wie ich es die ganze Zeit getan hatte. Natürlich konnte ich ihm nicht verzeihen, dass er Caitlain ermordet hatte, aber durch die Offenbarung seiner Geschichte, schoben sich andere Dinge in den Vordergrund.
Wenn alles stimmte, was den Sternenkindern als Information zurückgelassen worden war, hatte der Zeuge nur versucht seine Familie zu retten und war deswegen verurteilt worden. Es war schwer einfach weiter leben zu können, während eine nahstehende Person in ihren letzten Atemzügen lag – dass wusste ich nur allzu gut. Man wurde wütend und traurig zugleich, fürchtete sich vor dem Ungewissen und stand kurz davor wahnsinnig zu werden vor Schmerz. Doch während ich es immer geschafft hatte vor dem Wahnsinn zurück zu weichen, war der Zeuge über die schmale Linie getreten und schien dadurch seine Selbstkontrolle verloren zu haben. Und vielleicht auch seinen Blick zur Realität. Hätte ich diesen Schritt auch gemacht, wäre ich wohlmöglich nicht mehr hier. Wer weiß, vielleicht hätte meine alte Feuerseele diesen Schwachen Moment genutzt, um mich unter ihre Kontrolle zu bringen und ich wäre zu einem der vielen wahnsinnigen Monster geworden, vor dem das Imperium stets warnte.
Meine alte Feuerseele...
Konnte ich dies überhaupt sagen? Ich hatte Halastjarni stets als meine Feuerseele angesehen, doch nun wusste ich es besser. Er war Mal die Seele des Zeugen gewesen und hatte ihn verraten. Wie weit konnte jemand sinken, damit ihm seine eigene Seele im Stich ließ? Es wirkte so skurril und unnatürlich, doch was war bei einer Feuerseele denn nicht skurril oder unnatürlich?
Es war ein tiefes, rumorendes Brummen, was mich aufhorchen und mich aufsetzen ließ. Lachend schaute ich dabei zu, wie Sternengold – auf dessen Rücken ich lag – die mechanischen Schmetterlinge beobachtete. Da der Drache schon seit mehreren Minuten ruhig im Gras lag, hatten sich die Schmetterlinge zu uns herangewagt und flatterten quer über uns umher. Ein paar gingen sogar so weit, dass sie sich direkt vor Sternengolds Schnauze auf ein paar Blumen niederließen. Doch nun hatten sogar ein paar auf der breiten Schnauze meines Freundes Platz genommen und Sternengold schien sich die beste Mühe zu geben, die Schmetterlinge nicht aufzuschrecken.
,,Ich denke, es macht ihnen nichts aus, solltest du sie erschrecken", sagte ich und tätschelte ihm den Hals. ,,Diese Schmetterlinge sind robust und besitzen einen starken Willen. Darin sind sie euch Wyvern wohl ähnlich."
Mit einem weiteren Brummen stimmte mir Sternengold zu, bevor er mit seiner Schnauze zuckte und somit einen ganzen Schwarm an bronzefarben glänzenden Schmetterlingen aufschreckte. Es war schon lustig, wie wir beide den Schmetterlingen mit erhobenen Köpfen dabei zuschauten, wie sie durch die Luft flatterten. Es wirkte wie ein Tanz.
Wir schauten solange zu, bis ein großer Schatten über den Himmel flog und die Schmetterlinge in alle Richtungen auseinanderstoben ließ. Durch Sternengold erkannte ich Mondgesang sofort und rutschte unbesorgt von Sternengolds Rücken. Sternengold stand sofort auf und wartete darauf, dass sein Rudelführer und Freund landete, so dass sich die beiden Wyvern mit aneinander reibenden Köpfen begrüßen konnten.
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Daegor - Klinge und Kristall
FantasiBAND 2 DER DAEGOR-REIHE Einst war Echo in den Augen ihrer Gesellschaft ein Niemand, nun ist sie die meistgesuchte Person des Landes. In der Hoffnung Schutz zu finden, führt der Weg sie und ihre Scalra-Beschützer in die Heimat der Sternenkinder. Doc...