Kapitel 13.2 - Offenbarungen

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Echo

Mit einem panischen Atemstoß kehrte ich in die Wirklichkeit zurück. Meine Brust schmerzte immer noch und mit Panik krampfte sich meine Hand an der schmerzenden Stelle zusammen. Die Panik und der ankämpfende Schwindel, ließen meine Welt ein weiteres Mal drehen, ohne das ich dabei in Ominis's Augen sah oder seine Hände spürte.

Eine Hand an meiner Schulter drehte mich herum und ich schaute in Mikhaels zweifarbige Augen. Dumpf und wie ein hallendes Echo hörte ich seine Worte, doch ich konnte sie nicht verstehen. Dem besorgten Blick seiner Augen nach, müssten seine Worte auch mit Sorge erfüllt sein. Doch auch wenn ich sie nicht hörte, beugte ich mich einfach vor und schlang meine Arme um Mikhaels Hals. Ich merkte wie sein Körper zusammenzuckte, doch auch er legte seine Arme um mich.

Es war nicht real!, versuchte ich mich zu beruhigen, während die Realität um mich herum genauer wurde. Das war nicht ich, dass war eine alte Vergangenheit!

Doch die Wahrheit konnte ich dennoch nicht verdrängen. ,,Ich habe sie sterben sehen", flüsterte ich. ,,Meine Eltern, meinen Bruder...Sie sind..."

,,Ich weiß." Beruhigend strich mir Mikhael über den Rücken. ,,Du bist in Sicherheit, Echo. Du brauchst keine Angst mehr zu haben."

Echo. Ja, Echo bin ich und nicht Violet!

,,Sie sagen die Wahrheit."

Ich drehte mich zu Ominis um, eine Hand lag dabei noch auf Mikhaels Schulter. Der Geist-Beschwörer hatte sich von uns weggedreht, seine Augen blinzelten, als müsste auch er sich aus der Gedankenwelt wieder befreien.

,,Echo wurde als Kind beinah getötet", fuhr Ominis fort. ,,Ihr Vater war Träger der dunklen Feuerseele gewesen. Sie hat sich von ihm gelöst und Echo gerettet. Die feurige Seele ist weg, aber die Gabe ruht immer noch in ihr: Somit ist Echo wirklich der dunkle Daegor."

,,Ich hab's doch gesagt!" Mit einem spöttischen Funkeln in den Augen wandte sich Merlin an Bryony. ,,Nicht einmal das Imperium könnte solch einen Betrug abziehen – ich habe die Wahrheit gesagt!"

Bryony verzog wütend das Gesicht, sagte aber nichts.

Ich sah zu Kaileena, die sich ein wenig aufgerichtet hatte. ,,Reicht das als Beweis?"

Kaileena nickte und erhob sich. ,,Das reicht mir. Ob dunkle Gabe oder nicht, einem Daegor darf ich den Zutritt zur Baumsavanne nicht verbieten. Und ihrer Familie auch nicht."

Kurz sah sie zu Kona, doch dieser nickte nur. Mit einer weitausladenden, begrüßenden Geste trat sie zu mir und Mikhael. ,,Als Anführerin der Sternenkinder, freue ich mich euch unter den Schutz der Sterne und der Monde stellen zu dürfen. Ihr dürft heute Nacht bleiben, wir stellen euch Hütten zur Verfügung. Wenn ihr euch dazu entscheidet bei uns zu bleiben, so werden wir euch morgen als vollwertige Mitglieder in unseren Reihen aufnehmen."

Da noch immer eine Hand auf Mikhaels Schulter ruhte, spürte ich wie sich mit einer tiefen Ausatmung sein Körper entspannte. Und auch ich konnte vor Erleichterung ein Lächeln nicht länger unterdrücken. Wir hatten unser Ziel erreicht!

,,Kona", wandte sich Kaileena an den Nesma-Daegor, ,,bitte bring unsere neuen Freunde zu ihrem Bruder. Ich werde in der Zwischenzeit eure Räume vorbereiten lassen."

{...}

,,Ich muss mich noch bei euch bedanken", sagte Kona, kaum das wir das Steingebäude verlassen hatten. ,,Ihr habt meinem Bruder das Leben gerettet – ihr wisst gar nicht wie viel mir das bedeutet."

Im Lager war nach unserem plötzlichen Auftauchen wohl Normalität zurückgekehrt. Die Menschen gingen ihrer gewohnten Arbeit und ihrem gewohnten Leben nach, nur noch wenige warfen uns einen neugierigen Blick zu oder hielten mitten in Gesprächen inne, als wir an ihnen vorbeiliefen. Nun da wir an der Seite einer der wichtigsten Führungspersonen waren, schienen wir wohl keine Gefahr mehr darzustellen.

Daegor - Klinge und Kristall Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt