Echo
Keuchend stützte ich mich an der Sandwand ab. Ich spürte regelrecht, wie schlaff und schwer sich meine Lungen bei jedem Atemzug bewegten, als wären sie mit Steinen gefüllt. Es war kein sehr angenehmes Gefühl und meine körperliche Abneigung gegenüber meiner Umgebung verhalf es nicht besser zu machen.
,,Echo, wo bleibst du?"
Auch wenn er es nicht hören konnte, verdrehte ich beim Klang von Pans heiterer und aufgeweckten Stimme die Augen. Ich konnte verstehen, warum er so fröhlich klang, aber konnte nicht vergessen, dass wir beinah einen halben Tag damit verbracht hatten über einen Umweg den letzten Teil unseres eigentlichen Weges zu erreichen. Außerdem war ich nicht besonders gut drauf, weil die Nacht nach dem Blorm-Angriff nicht viel ruhiger verlaufen war. Angst und Schmerzen hatten mich lange wachgehalten, wodurch mir nur ein paar Minuten Schlaf gegeben worden waren. Die Blorms waren zwar nicht mehr aufgetaucht, aber das Wissen, dass sie irgendwo um uns herum noch herumkrochen, hatte mich die ganze Zeit in Kampfstellung gehalten.
Zum Frühstück hatte es nur eine Scheibe Brot gegeben – ohne Trockenfleisch – und anstatt durch den vor uns liegenden Teil des Tunnels zu laufen, waren wir den ganzen Tunnel wieder zurückgelaufen, um einen anderen zu nehmen, der über einen großen Bogen parallel verlief und zu selbem Ausgang zur Oberwelt führte. Laut Pan war Sharmi wegen dem gestrigen Blorm-Angriff aufgewühlt und hatte ihr Nest nicht verlassen. In solch einer angespannten Lage sollte man einer zukünftigen Sandspeier-Mutter und ihrem Gelege nicht zu nahekommen.
Und so befanden wir uns nur noch wenige Meter vom Ausgang entfernt und meine Beine waren kurz davor zu versagen. Neben meiner Erschöpfung und dem Hunger, kamen noch die Schmerzen meines Armes dazu. Wenn ich meinen Arm ruhig hielt, war alles in Ordnung, doch jede große Bewegung rief Schmerzen hervor, gefolgt von einem quälenden Brennen an den Muskeln. Solche Schmerzen bei nur einem einfacheren Biss, zum Glück wusste ich nicht welche Schmerzen man fühlte, wenn der Biss einem die Magie stahl. Der notdürftige Verband war übersät von Sand, der zu meiner Haut hindurch gekommen war, wodurch der Stoff unangenehm kratzte.
,,Echo?" Das Licht der Laterne kam näher, als Pan zu mir trottete. ,,Alles in Ordnung?"
Weiterhin keuchend nickte ich, bevor ich mich irgendwie zusammenraffen und aufrecht hinstellen konnte. ,,Ja...Die Luft wird nur...etwas anstrengend."
Die Haut um Pans Augen verzog sich, als er mich aufmunternd anlächelte. ,,Halt noch ein bisschen durch – bald sind wir da. Und...dein nächstes Ziel ist auch ganz nah."
Überrascht richtete ich mich noch ein Stückchen mehr auf. ,,Die Kammer? Was meinst du damit?"
,,Das du sie heute noch sehen wirst – wenn du es willst. Ich habe dir gesagt, ich werde dich zur Kammer bringen...also habe ich es getan."
,,Pan, ich sage das eigentlich nie. Aber...du bist der Beste!"
Das breiter gewordene Lächeln blieb nicht verborgen, obwohl Pan versuchte so gleichgültig wie möglich zu wirken. Zudem schien bei meinem Lob eine Art freudiges leuchten seine Augen wie zwei Obsidiane erstrahlen. Dabei kam ich nicht drumherum zu bemerken, dass seine Augen schön aussahen, wenn er sich freute.
Dieses Mal blieb Pan nah bei mir, als wir weitergingen. Er schien extra langsam zu laufen, dabei konnte er viel schneller laufen. Wollte er nun näher bei mir bleiben, wenn wir unser Ziel bald erreichten? Doch von unserem Weg ans Licht bemerkte ich noch nicht viel. Unsere Umgebung blieb unverändert, keine Neigung nach oben und nicht einmal der Tunnel veränderte sich.
Am Ende des Tunnels öffnete sich eine bekannte Stelle im unterirdischen System: Eine Fläche, von der mehrere Tunnel ausgingen und ins Leere führten. Zu meiner Überraschung stieß Nillja einen Schrei aus und flatterte nach oben an die Decke. Durch das schwache Licht konnte man nur ihren schummrigen Umriss an der Decke erkennen und wie sie manchmal an einer Stelle verharrte, als würde sie nach etwas in der Decke suchen.
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Daegor - Klinge und Kristall
FantasyBAND 2 DER DAEGOR-REIHE Einst war Echo in den Augen ihrer Gesellschaft ein Niemand, nun ist sie die meistgesuchte Person des Landes. In der Hoffnung Schutz zu finden, führt der Weg sie und ihre Scalra-Beschützer in die Heimat der Sternenkinder. Doc...