Kapitel 22.2 - Der siebte Bruder

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Echo

Angespannt biss ich die Zähne zusammen und versuchte alles mögliche, um den Schrei zu unterdrücken, der sich meinen Hals hochbahnte. Wenn ich gewusst hätte, wie schmerzhaft die Behandlung einer Silbervergiftung war, hätte ich Kaileenas Angebot angenommen und mich mithilfe von Kräutern betäuben lassen. Doch dafür war es nun zu spät. Und so presste ich die Zähne zusammen und verkrampfte mein Hände, um die Schmerzen irgendwie bekämpfen zu können. Dafür, dass Kaileena eine der besten Heilerinnen von Antylar war, war ihre Magie sehr schmerzhaft. Nach einer Weile nahm Kaileena ihre Hände von meiner Hüfte und somit löste sich ihre Magie von mir. Erleichtert atmete ich auf und ließ mich nach hinten auf die weiche Matratze fallen.

,,Ich habe die Spuren so gut es ging aus deinem Blut gelöst", sagte Kaileena. Mit gezielten Fingern, griff sie nach einer kleinen Flasche, die sich zusammen mit ein paar anderen Materialen auf dem Tisch neben meiner Matratze befanden. Mit der anderen Hand nahm sie ein Tuch und befeuchtete es mit ein paar Tropfen der mir unbekannten Flüssigkeit aus der Flasche. ,,Aber ich werde die Wunde nicht schließen. Heilung durch Magie macht deinen Körper süchtig danach und er wird von selbst nicht mehr gegen Wunden kämpfen. Aber ein guter Verband und ein paar heilende Kräuter, werden genauso so gute Dienste leisten."

,,Was ist mit den Schmerzen?", fragte ich und setzte mich mithilfe einer helfenden Hand Kaileenas auf.

,,Ich werde dir ein paar Mohnsamen geben, die werden den Schmerz lindern. Und für die nächsten paar Tage solltest du auch welche auf Vorrat mitnehmen. Aber...mich interessiert viel mehr, wie diese Wunde während dem Schlaf einfach so hatte entstehen können."

,,Einfach so war es nicht geschehen."

Mikhael, der nur ein paar Meter weiter auf einer Matratze hockte, die eigentlich für Kranke bestimmt war, wurde bei meinen Worten hellhörig. ,,Wie ist es dann geschehen?"

Unsicher biss ich mir auf die Lippe. Wenn ich es ihm nun erzählte, würde Kaileena auch davon erfahren. Mikhael hatte gewollt, dass wir diese albtraumhaften Besuche vorläufig für uns behielten – wie sollte ich es nun vor Kaileena verheimlichen und ihm erzählen?

Während ich nach einer geeigneten Antwort überlegte, beobachtete mich Kaileena aus nachdenklichen Augen und fragte dann: ,,Du leidest unter einer visionellen Präsenz, oder?"

,,Darauf bist du so schnell gekommen?"

Schmunzelnd schüttelte Kaileena den Kopf. ,,Nein, Ominis hat es mir erzählt. Er hat es gesehen, als er in deinen Kopf geschaut hat, um zu wissen, ob du wirklich der dunkle Daegor bist."

,,Ihr habt es die ganze Zeit gewusst?", fragte Mikhael und klang dabei ein wenig misstrauisch. ,,Und ihr habt es nicht gesagt? Wer weiß es noch?"

Kaileena warf einen langen, eindringlichen Blick auf Mikhael. Ich bemerkte dabei, wie ihr Blick über sein ganzes Gesicht wanderte und sogar kurz nach unten, über den Rest seines Körpers. ,,Nur Ominis und ich – ich schwöre es bei den Sternen. Aber er konnte nicht sehen, wer dich in deinen Träumen besucht. Der Wunde nach wohl kein Freund."

Seufzend stand Mikhael auf. ,,Er nennt sich selbst Den Zeugen. Er hat sich mit dem Imperium verbündet, um uns zu jagen. Er hat Caitlain getötet und beinah auch Fynch."

Mit nachdenklich nickendem Kopf, wandte Kaileena ihren Blick zu mir – sie hatte wirklich sehr lange Mikhael beobachtet. ,,Ist er dir schon einmal im Traum begegnet?"

,,Das erste Mal, als wir Ashlyver betreten haben", antwortete ich. ,,Und schon da hatte er mich verletzt."

,,Und warum tut er all das? Nur weil er mit dem Imperium zusammenarbeitet?"

Daegor - Klinge und Kristall Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt