14. Ein schwerer Anfang

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Mein neues Leben – es sollte nicht einfach werden.

Seit nun mehr als einer Woche suchte ich bereits nach Arbeit. Restaurants, Geschäfte und selbst die dreckigen Fabriken der Stadt – sie alle hatten keinen Bedarf für eine Frau wie mich. Einer nach dem anderen lehnte mich ab oder schickte mich, noch bevor ich etwas sagen konnte, nach Hause, bis ich irgendwann die Hoffnung schon aufgeben wollte.

Bedrückt saß ich auf einer Parkbank in der Mittagssonne und aß einen Apfel. Ich beobachtete die Menschen, die ihrem Alltag nachgingen, starrte hin und wieder sogar einige davon an, da ich herauszufinden versuchte, was ihre Aufgabe in der Gesellschaft war und warum ich dafür nicht gut genug schien. Ein Seufzen entglitt mir. War ich vorher zumindest die Frau eines anerkannten Händlers gewesen, so war ich nun ein einfacher Niemand, der weder einen Platz zwischen den Menschen noch einen wirklichen Sinn im Leben hatte. Energisch kratzte ich die Schale an meiner Frucht ab, um mich von diesen Gedanken abzulenken, doch es half nichts, hatte ich doch das Gefühl gegen Werner verloren zu haben, obwohl wir niemals einen Wettstreit begonnen hatten.

„Wenn der wüsste..." ,meinte ich zu mir selbst. Ich sah es in Gedanken vor mir: Wie er lachend auf mich herabblicken würde, nur um mich zu demütigen. Diese Vorstellung brachte mich zum Beben.

„Horst hat gehört, du suchst Arbeit" , sprach mich plötzlich jemand von der Seite an. Ich zuckte kurz zusammen, blickte verwundert auf und nickte gleichzeitig. Den Fremden musternd, prüfte ich gleichzeitig mit meiner Hand die Wärme meiner Wangen.

Vor mir stand ein großer, weißhaariger Mann. Sein Bart, der mir als erstes auffiel, verschluckte förmlich seine gesamte Mimik, sodass ich kaum erahnen konnte, ob dieser nun lächelte oder mich ernst ansah.
„Ja, moin. Horst leitet einen Markstand und sucht nach einem Hilfsarbeiter. Kisten vorbereiten und schleppen und beim Verkauf helfen. Nicht mehr und nicht weniger. 5 Taler die Stunde zahlt Horst dafür. Haste Interesse?" ,erklärte er nun.
„Horst? Das sind sie?" ,stellte ich nun die Gegenfrage.
„Richtig. Und dein Name?"
„-dN- -dnN-" , antwortete ich, obwohl ich noch immer ein wenig verwirrt war.
„Gut -dN-, was sagste? Willste den Job?"



Natürlich hatte ich das Angebot angenommen. Es war besser als nichts, auch wenn mich Onyancopon für meine Geschichte ausgelacht hatte.
„So was ist nichts für dich" ,hatte er dabei noch gemeint, doch ich war anderer Meinung.

Wie mit Horst vereinbart, stand ich noch vor Sonnenaufgang an seinem Lager, um pünktlich zu beginnen. Es war noch dunkel, nur ein paar Laternen erhellten die Straße, sodass ich zunächst aufschrak als mein Chef mich mit einem lauten „Moin" begrüßte.
„Guten Morgen" ,sagte ich nach Luft schnappend.

„So, -dN-. Biste fit?" ,fragte er mich nun, während er das Lager aufschloss. Seine Stimme wirkte rau und dennoch hellwach. Ein Morgenmuffel schien er definitiv nicht zu sein. Ich seufzte, wobei ich ihm mit einem Nicken antwortete. „Gut, dann sammle mal das Obst aus den Säcken in die Marktkisten zusammen. Jede Sorte eine Kiste und dann ab auf den alten Karren damit!"

„In Ordnung..."
Das Packen begann. Eilig sammelte ich Äpfel, Birnen, verschiedene Beeren und Mangos zusammen. Horst widmete sich gleichzeitig dem Gemüse oder sortierte die flachen Behälter auf der Ladefläche zurecht. Unsere Arbeit ging zügig voran, sodass wir nach einem anstrengenden Start in den Tag den Karren nun zusammen entspannt durch die Stadt ziehen konnten, ohne uns wirklich zu hetzen.
„Und was haste vorher so gemacht? " ,warf Horst irgendwann ein.
„Ach..." ,stöhnte ich heraus. Das Ziehen der Ware schmerzte mir bereits jetzt in den Schultern.
„Redeste nicht gern?"
„Doch, doch... Ist nur eine blöde Geschichte..." ,seufzte ich und dachte dabei an Werner. Wahrscheinlich schlief er in diesem Moment noch in unserem weichen Bett oder stand nun erst auf, um einen heißen Kaffee zu genießen. Er, der in ein gemachtes Nest geboren wurde, kannte es nicht anders und würde es niemals anders erleben. „Verwöhnter Arsch" ,rutsche es mir heraus, woraufhin Horst zu lachen begann.
„Nen Kerl, was?"
„Ja, leider."
„Mach dir nichts draus, Mädchen. Bist doch noch jung. Neuanfänge geh'n immer" ,posaunte er heraus, als wir zum Marktplatz kamen, der zu dieser Uhrzeit noch ungewohnt still schien. Ich sah mich um. Hier und da sortierten einige Kaufleute ihre Ware, während ein paar Hilfskräfte wie ich mit dem Schleppen von Kisten oder Säcke zuarbeiteten. Auch Horst und ich begannen mit dem Präsentieren der Ware, indem wir die Körbe seines Standes mit dem Obst oder Gemüse füllten.
„Die Schönen nach vorn, so wie bei der Brautschau" , erklärte mir er dabei, während er mir den einen oder anderen Trick zeigte, um die Kunden zu begeistern. Ich schmunzelte. Auch wenn dieser bereits in die Jahre gekommene Mann eher primitiv wirkte, war er ein Meister seines Handwerks, sah sein Stand am Ende doch nicht nur sortiert, sondern zudem frisch und appetitanregend aus. Jede Frucht wirkte dabei wie eine Kostbarkeit. Jede Rübe wie die eine Zutat, die zu einem Festmahl gehörte.

„Die Kunden können kommen." Horst grinste mich an. „Jetzt zeig mal, waste so drauf hast, -dN-!"


Spin Off - Grenzen vergessen Levi x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt