"Ja, wo ist denn mein Baby?"
Von Tante Heidruns gespielter quietschiger Stimme genervt, rollte ich mit den Augen. Kein Wunder, wenn man seinen Hund wie ein Kind behandelte, dass dieser dann dachte, der König von allen zu sein.
"Mein Baby!"
Meine Tante kniete auf unserem Parkettboden, während Dschafar auf ihre Oberschenkel geklettert war, und ihr nun mit seiner kleinen Zunge übers Gesicht leckte.
"Heidrun!" Selbst meine Mutter fand das eklig. Dahlia hingegen fing an zu lachen, und kniete sich neben meine Tante. Meine Schwester hatte Gefallen an Dschafars Anwesenheit gefunden. Sollte doch sie das nächste Mal auf diese Fußhupe aufpassen!
Nachdem meine Tante ihr kleines Raubtier ausgiebig begrüßt hatte, wandte sie sich auch einmal an uns.
Natürlich war Dahlia die erste, die sie in die Arme zog. Danach war meine Mutter an der Reihe, und mir fiel wieder einmal auf, wie ähnlich sich die beiden doch sahen. Die Verwandtschaft konnten sie nicht abstreiten. Letztendlich widmete sich Tante Heidrun mir.
"Danke, dass du auf mein Baby aufgepasst hast! Ich hoffe, es lief alles reibungslos."
Ich setzte ein gekünsteltes Lächeln auf, und nickte artig. Doch Dahlia kicherte schon, und schüttelte belustigt den Kopf.
"Du hättest Mag heute sehen müssen!", prustete sie nun.
"Dahlia", ermahnte sie unsere Mutter, da diese bereits wusste, was für einen miserablen Tag ich heute gehabt hatte. Mittlerweile war es schon später Nachmittag, doch die Sonne schien noch immer mit einer immensen Kraft vom Himmel.
"Was ist denn passiert?", fragte Tante Heidrun unwissend.
"Dschafar hat sich während dem Spaziergang aus dem Halsband befreit", antwortete ich gelangweilt. Ich hatte ehrlich keine Lust, das Thema erneut durchzukauen. Ansonsten würde ich nur wieder sauer werden.
Dabei hatten mich das Duschen, Haare glätten, und Nägel lackieren lassen wieder ziemlich gut runterbringen können.
"Oh nein!" Tante Heidrun schlug die Hand vor den Mund und schaute ganz geschockt. Kannte sie etwa so ein Verhalten nicht von ihrem zuckersüßen Vierbeiner? "Das tut mir schrecklich leid. Hat er sich denn wieder gut einfangen lassen?"
"Mag ist ihm die komplette Siedlungsstraße entlang hinterhergelaufen!", kam mir Dahlia lachend zuvor.
Warum nochmal hatte ich mir die Nägel wie ein bunter Regenbogen von ihr lackieren lassen? Ach ja, weil ich ihre Schwester war und immer für sie da sein würde! Und was tat sie? Grimmig verzog ich das Gesicht zu einer komischen Grimasse, und hob lediglich die Schultern.
"War ein blöder Tag, ja", nuschelte ich. "Lasst uns über etwas anderes reden. Wie war dein kleiner Urlaub?", lenkte ich das Gespräch nun auf meine Tante. Sie liebte es ohnehin im Mittelpunkt zu stehen, weswegen mein Plan zum Glück aufging.
Tante Heidrun erzählte ohne Punkt und Komma, wie Israel für sie gewesen war. Dschafar hatte sie in jeder Sekunde vermisst, beteuerte sie. Allerdings hatte sie auch schon lange keine so wundervolle Zeit mehr gehabt.
"Ich habe euch auch ein paar Souvenirs mitgebracht." Strahlend zeigte sie auf eine große Papiertüte, die sie im Flur stehen gelassen hatte.
Wir saßen an unserem Esstisch und lauschten den Worten meiner Tante, während wir Mutters beliebte und selbstgemachte Donauwelle aßen. Aber bei dem Wort Souvenirs sprang Dahlia sofort von ihrem Sessel auf, um auf die Tüte zuzulaufen, und sie zu uns ins Zimmer zu holen.
Meine Tante schmunzelte über den Enthusiasmus meiner Schwester. Aber ich konnte ebensowenig verbergen, dass ich neugierig auf die Geschenke war. Denn meine Tante hatte uns mit ihren Souvenirs noch nie enttäuscht, und war meist auch sehr spendabel.
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Verknallt in einen Gott?! | ✔️
FantasyGerade eben sind idiotische Blondinenwitze, ein mieser Chihuahua, und die Frage, was sie denn anziehen soll, Magnolias einzige Probleme gewesen. Dass sie durch die Zeit reist, kann sie anfangs nicht glauben. Ausgerechnet ein nullachtfünfzehn Souveni...