51 | Der Donnergott

320 36 45
                                    

Dachte ich soeben noch, dass diese Riesen von Eis überzogen waren? Eher von Frost, wenn ich diese Kreaturen genauer betrachtete. Ihre Körper wurden von kleinsten Eiskristallen belagert.

Handelte es sich bei ihnen um Eisriesen? Frostriesen? Gab es so etwas überhaupt?

Ich konnte mir ohnehin nicht allzu viele Gedanken darüber machen, denn eigentlich wollte ich nur weg von hier! Aber jegliche Flucht war mir unmöglich, da diese Riesen von überallher kamen.

Tränen der Verzweiflung stiegen mir in die Augen, trübten meine Sicht. Mit zitternden Händen klammerte ich meine Finger um das schmale Schwert, welches Modi mir gegeben hatte. Ob ich Gebrauch davon nehmen würde, wusste ich nicht. Vermutlich wurde ich umgehend entwaffnet, sobald sich mir auch nur einer dieser Frostriesen näherte.

Und dann war es soweit. Die ersten Riesen hatten uns erreicht. Sie redeten nicht mit uns, wollten es scheinbar nicht. Sprachen sie überhaupt unsere Sprache?

Weiterhin bebend klammerte ich mich an das Schwert, was mir eigentlich eine Hilfe sein sollte. Aber verdammt, es war auch so unglaublich schwer! Wie konnte so ein dünnes Schwert bloß so viel wiegen?!

Stahl traf auf Stahl, als uns die ersten Jöten erreichten. Magni und Modi kämpften gegen die Riesen, als hätten sie noch nie irgendetwas anderes gemacht.

Mein kompletter Körper vibrierte nur. Nicht einmal wenn ich mich anstrengte, schaffte ich es, meine Waffe zu schwingen, und mich neben die beiden kämpfenden Asen zu stellen.

Irgendetwas in mir drinnen lehmte mich. Ich stand bewegungslos an einem Fleck. Das einzige, was mein Körper zustande brachte, war wild zu zittern.

Dabei verfluchte ich mich gerade so sehr. Ich sollte etwas tun! Irgendetwas! Aber die Angst, zu sterben, hatte plötzlich von mir Besitz ergriffen, sodass ich einfach zu einer Eisskulptur erfor.

Ich hatte einen Wikingerüberfall überlebt, hatte es geschafft, den Galopp eines Pferdes zu mögen, anstelle Todesängste auszustehen. Doch würde ich auch das hier überleben? Einen Kampf zwischen riesigen Kreaturen, die ich noch kein einziges Mal sprechen hatte hören? Die so riesig waren, dass selbst Magni klein wirkte?

Einer dieser Frostriesen kam zielgenau auf mich zu. Meine Augen waren starr auf ihn gerichtet. Er schien noch nicht recht alt zu sein, zumindest hatte er junge Züge im Gesicht, die mich, wenn er ein Mensch gewesen wäre, an einen fünfzehnjährigen Jungen erinnerten.

Als er mich schon fast erreicht hatte, richtete ich bebend die Schwertspitze in seine Richtung. Höhnisch grinsend schlug er diese mit seiner Axt beiseite, sodass mein Schwert dumpf auf dem Boden aufkam. Er schien dabei nicht einmal den Hauch einer Mühe gehabt zu haben.

Doch gegen meiner Erwartung, schlug er nicht mit seiner Axt nach mir, sondern fasste mich grob am Handgelenk.

Plötzlich gingen die Lebensgeister mit mir durch. Was auch immer dieser Jötunn mit mir vorhatte, ich würde nicht zulassen, dass er mich gegen meinen Willen mit sich schleppte.

Seine Hand um meinem Handgelenk fühlte sich eisig an. So kalt, wie ich sie aufgrund ihres Aussehens auch geschätzt hatte. Ob diese Riesen im Inneren ebenso kühl waren?

Ich stemmte mein ganzes Gewicht mit meinen Beinen in den Boden, krallte meine Zehen in den Untergrund. Mit meiner anderen Hand schlug ich nach seiner, hätte mir dabei aber beinahe mein Handgelenk gebrochen. Scheiße, sein Körper scheint aus gefrorenem Eis zu bestehen.

Und dann schlug er mir ins Gesicht. Mein Kopf wurde zur Seite geworfen, ich schmeckte Blut. Ich hörte ein ständiges Klingen in den Ohren. Vereinzelt tanzten weiße, kleine Sternchen vor meinen Augen.

Verknallt in einen Gott?! | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt