36 | Alarmglocken

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"Wir sind da", hauchte mir Magni ins Ohr, drang mit seinen Worten in meinen Verstand. Flatternd öffnete ich die Augen, und bemerkte, dass es langsam hell wurde. Nachts war ich aufgrund des Rittes immer mal kurz aufgewacht, aber sofort wieder eingeschlafen.

Die Situation erinnerte mich an das erste Mal zurück, als wir hier angekommen waren. Magnis Arm lag noch immer um meine Taille geschlungen, so wie auch beim ersten Mal. Nur inzwischen war so viel passiert, und ich war mir meiner Gefühle zu Magni bewusst.

Die Bauernfamilie war auch schon wach, ich konnte es an dem fröhlichen Gelächter der Kinder hören. Als uns die beiden Geschwister aber sahen, verstummten sie und liefen zu ihrer Mutter.

"Warum benehmen sie sich so seltsam?", flüsterte ich Magni zu, und schaute dem Mädchen und dem Jungen hinterher.

"Wegen mir", sprach Magni, ohne dabei den gleichen Flüsterton wie ich anzunehmen. "Ich bin der erstgeborene Sohn Thors, und Menschen sehen mich für gewöhnlich nicht oft."

"Hmm." Ich schaute zu Magni auf, welcher neben mir stand. Oft vergaß ich einfach wer er war, und welche Stellung er genoss. "Sollte ich mich geehrt fühlen, von dir geküsst worden zu sein?", fragte ich mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht.

"Solltest du vielleicht, ja." Auch er konnte das ehrliche Lächeln, welches mir galt, nicht verbergen. "Obwohl du es warst, die mich zuerst geküsst hat. Eigentlich muss ich mich geehrt fühlen", wisperte er nun doch. Dabei schaute er mit seinen funkelnden Augen in meine.

"Stimmt." Gerade als ich glücklich meine Lippen auf seine pressen wollte, wurden wir von einer Stimme unterbrochen, die eindeutig zu keinem Mitglied der Bauernfamilie gehörte.

"Bruder!"

Magni und ich fuhren auseinander, als hätte uns Modi bei etwas Verbotenem erwischt. Dabei waren wir einfach nur dicht nebeneinander gestanden.

"Modi." Magni klang überrascht, und wohl etwas überrumpelt. Genauso fühlte ich momentan auch.

"Ich musste dich regelrecht suchen gehen, das passiert mir sonst nie. Eigentlich dachte ich, dass ich dich in Gladsheim sehen werde, aber nach einer Nacht warst du schon wieder fort. Gut, dass mir Odin von eurem Plan erzählt hat."

Der Braunhaarige warf mir einen skeptischen Blick zu, ehe er wieder neugierig seinen Bruder betrachtete.

"Es ging alles so schnell."

"Kann ich dich alleine sprechen?"

Alleine? Meine Alarmglocken schrillten. Wenn Magni mich jetzt alleine ließ, wie wohlgesonnen wäre mir dann die Bauernfamilie? Obwohl ... Sie würden mir bestimmt nichts antun, nachdem ich schon zum zweiten Mal mit ihm hier auftauchte. Wenn sie wirklich so eine Ehrfurcht gegenüber Magni hatten, dann würden sie mich gut behandeln. Außerdem gab es noch Greta, die ich unbedingt sehen wollte.

Magni schaute mich an, als wartete er auf eine Antwort von mir. Und in gewisser Weise beruhigte mich das.

"Klar, geh nur. Ihr habt euch sicher viel zu erzählen. Könntest du nur zuerst sicher gehen, dass sie mir nichts tun?" Ich deutete mit dem Kopf in die Richtung der Bauernfamilie.

Magni wandte sich an seinen Bruder. "Ich komme gleich zu dir. Warte hier auf mich."

Während wir dem Bauernhaus näher kamen, sprachen wir nicht miteinander. Magni schien mit seinen Gedanken meilenweit entfernt zu sein.

Modi war mir noch immer unsympathisch. Ja, ich hatte ihn erst einmal gesehen, und jeder verdiente eine zweite Chance. Aber er hatte mir so hart gegen den Schädel geschlagen, dass ich bewusstlos geworden war. Außerdem hatte er als einziger geäußert und die Frage gestellt, ob es nicht besser wäre, mich umzubringen. Das vergaß ich bestimmt nicht so schnell. Da musste er sich bei mir wohl etwas anstrengen, damit ich ihn gut leiden konnte.

Verknallt in einen Gott?! | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt