48 | Halb-Gott

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Magni lag halb auf mir. Unter mir das noch feuchte Gras des Morgentaus. Er küsste mir regelrecht den Verstand weg, denn ich erkannte mich nicht wieder. Wäre ich noch in der Zukunft, würden tausende Gedanken, dass es hier im Gras neben einem bewirtschafteten Feld, eine absolut blöde Idee war, miteinander zu schlafen, die Oberhand gewinnen. Aber wie gesagt, mein Verstand war nicht mehr fähig, klar zu denken. Nur noch zu handeln.

Sein Bart kitzelte meine Wange, als er zart in mein Ohrläppchen biss. Mir entkam ein leises Kichern, ich verschloss aber gleich darauf unsere Lippen erneut.

Meine Arme schlang ich um seinen Nacken, und auch ein Bein ging auf Wanderschaft, welches ich um Magnis Hüfte legte.

Unser Kuss ging so wild weiter, wie er vorhin begonnen hatte. Feurig war hier wohl das richtige Wort. Denn noch immer fühlte ich, als stünde ich in Flammen. Als sei ich ein loderndes Sonnwendfeuer in Person.

Magni unterbrach den Kuss. Seine Mondsee-Augen suchten meine, und versanken in meinem eigenen grün-blauen See. Aufgrund unseres intensiven Augenkontaktes konnte ich mitansehen, wie Magnis Pupillen sich weiteten. Er betrachtete mich so eingehend, dass mir ein angenehmer Schauer den Rücken hinablief. Verdammt, ich war diesem Halb-Gott sowas von ausgeliefert. Mein Herz gehörte ihm. Ihm, ihm, ihm.

Nur ihm.

"Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich gerade will, kleiner Schmetterling", flüsterte Magni heiser.

"Dann trifft es sich ja gut, dass es mir gleich geht." Mit meinen Armen um seinen Nacken versuchte ich seinen Kopf wieder zu meinem Mund zu dirigieren, doch alles was ich dafür erntete, war dieses verdammt attraktive Schmunzeln, das ich so sehr an ihm liebte. Momentan aber verfluchte ich es.

"Bist du dir ganz sicher?", hakte er nach.

"Spielst du jetzt den ehrenhaften Ritter? Natürlich bin ich sicher!" Konnte er nicht sehen, wie willig und bereit ich schon war?

"Wie es mir scheint, ist es auch nicht dein erstes Mal."

"Magni!", stöhnte ich gequält. "In der Zukunft ist das alles ein bisschen anders. Also ja, ich habe Erfahrung! Zwar nur mit einer Person, aber über diesen Idioten will ich gerade echt nicht nachdenken. Also, können wir bitte wieder weitermachen?"

Magni grinste mich schief an, legte dann aber seinen Mund erneut auf meinen. Dieses Mal war der Kuss aber zärtlich. Langsam. Intim.

Seine Zunge drang in meinen Mund, und umspielte sie. Die Augen hielt ich geschlossen, denn so konnte ich den Kuss noch viel intensiver erleben.

Magnis unverkennbarer Duft nach Wildleder und Tannenzweigen drang in meine Nase. Es gab nichts und niemanden, was so roch, wie er. Seinen Geruch würde ich überall herauserkennen, dessen war ich mir sicher.

Ich fuhr mit meinen Fingern durch sein geflochtenes, blondes Haar, und reckte ihm mein Becken entgegen. Gott, dieser Kuss, einfach er, erregte mich so stark. Am liebsten wollte ich ihn sofort in mir spüren. Verdammt, wann war ich so sexhungrig geworden?

Magni setzte mir einen Kuss auf den Hals, berührte mich zeitgleich zärtlich an den Armen. Er strich bis zu meinen Handflächen hinab, und küsste mich unter meinem Ohr. Magni wusste es eindeutig, mich komplett verrückt werden zu lassen.

"Dein Bruder?", presse ich irgendwann hervor. Ah ja, Verstand lässt also doch noch grüßen. Woher dieser Gedanke plötzlich kam, wusste ich nicht. Aber mit einem Mal war es mir sehr wichtig, dass wir ab jetzt nicht mehr gestört wurden.

"Ist weg", antwortete mir Magni sofort. Ich musste mich nicht umsehen, um zu wissen, dass Magni recht hatte.

"Gut", hauchte ich, während Magni sich langsam aufsetzte, und mich von dieser Position aus anschaute.

Verknallt in einen Gott?! | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt