"Ingrid!" Wir waren noch nicht lange im Dorf unterwegs, doch als uns eine junge Frau, die der verstorbenen Bäuerin tatsächlich sehr ähnlich sah, entdeckte, kam sie Ingrids Namen rufend auf uns zugestürmt. Dass wir keine Bedrohung waren, sah sie in dem Augenblick, als Ingrid ohne Bedenken auf ihre Tante zulaufen konnte.
Es prasselten noch immer unzählige Regentropfen vom grau gefärbten Himmel. Einige Tiere waren ebenfalls im Dorf zu sehen, doch die meisten hatten sich in die Hütten zurückgezogen. Wie auch die Menschen. Kein Wunder bei dieser Kälte, und dem Matsch, bei welchem ich mit jedem gegangenen Schritt mit den Schuhen steckenzubleiben drohte.
Wenn ich zurück zum Wald blickte, aus dem wir gekommen waren, dann machte sich in mir ein flaues Gefühl breit. Die Bäume bogen sich, und Äste schwangen wild umher. So stürmisch war es vorhin noch nicht gewesen. Braute sich nun ein echtes Unwetter zusammen? Wenn es eines noch über mich zu wissen gab, dann, dass ich Gewitter hasste. Sie ängstigten mich, obwohl ich schon erwachsen war. Im Frühmittelalter wäre ich dies vermutlich schon seit Langem. Wäre ich zu dieser Zeit geboren, hätte ich vielleicht schon Kinder. Huch, an sowas wollte ich nicht einmal denken. Für Kinder war ich noch nicht bereit.
Mein Blick wanderte zum Meer, das unzähmbar und dunkel wirkte. Hohe weiß schäumende Wellen wurden an das Ufer gespült, nur um sofort wieder vom Meer verschlungen zu werden.
Meine Lockenmähne flog mir ins Gesicht. Die Haarsträhnen nach hinten zu streichen war eine aussichtslose Tätigkeit. Zumindest bei diesem Wind, deswegen ließ ich es nach ein paar Versuchen einfach bleiben. Ein Haargummi wäre jetzt ganz nett. Vielleicht sollte ich mir eine einfache Schnur suchen, denn mithilfe derer konnte ich meine widerspenstigen Haare auch bändigen.
Als Ingrid bei ihrer Tante ankam, fiel sie ihr in die Arme, und fing sofort wieder zu schluchzen an.
"Was ist geschehen? Wieso bist du alleine hier?", bombardierte Ingrids Tante sie sofort mit Fragen. Da meine Begleiter und ich ebenso versuchten, schneller zu den beiden zu gelangen, hörte ich sie über den Regenschauer hinweg reden.
"Wikinger haben das Bauernhaus ihrer Familie überfallen", antwortete ich ihrer statt, als wir die beiden erreichten.
"Odd? Frida? Was ist mit ihnen?" Sie drückte Ingrid leicht an den Schultern fort, und sah sie bestürzt an.
"Sie sind tot", brachte das Mädchen weinend hervor. Hier bei ihrer Tante konnte sie ihren Gefühlen noch freieren Lauf lassen, als bei mir. Doch das war in Ordnung so. Somit war ihre Tante eine Frau, bei der sie es gut haben würde, und die sie mochte. Das beruhigte mich etwas.
"In Helheim wird es ihnen an nichts fehlen." Die Stimme der Tante wirkte bedrückt, und auf ihrem Gesicht zeichnete sich Schock und Unglaube ab. "Und dir bei mir an nichts", flüsterte sie kaum hörbar. Dann drückte sie das junge Mädchen wieder an sich.
Danach scannte sie uns drei ab. Ihre Augen klebten förmlich an Magni, ehe sie zu Gullfaxi schaute. "Seid ihr ...?" Sie sprach nicht weiter.
"Ja, Tante Hedda. Das sind die Söhne Thors. Und ..." Ingrid betrachtete mich fragend, wusste aber nicht, wo sie mich einordnen sollte.
"Und ich bin jemand, der möchte, dass es Ingrid hier wirklich gut gehen wird. Versprich es mir bitte", forderte ich von der Tante.
"Natürlich. Ihr wird es bei mir immer gut gehen! Versprochen!" Sie machte eine kurze Pause. "Ihr müsst hungrig und durstig sein. Kommt doch mit." Sie deutete in eine Richtung, in welcher vermutlich ihre Hütte stand.
"Danke für die Gastfreundschaft, aber wir müssen weiter", meinte ich. Obwohl mein Magen protestierte, und ich mich nach Wärme sehnte, lehnte ich ab. Ingrid und ihre Tante sollten Zeit für sich haben, und außerdem sollte die Frau nicht ihren Vorrat an Essen für uns aufbrauchen müssen. Die Leute in dem Dorf sahen nämlich nicht unbedingt so aus, als wären sie überschwänglich reich. Für Thors Söhne aber würde sie den Tisch decken, sodass kein Wunsch offen bliebe. Das wollte ich nicht.
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Verknallt in einen Gott?! | ✔️
FantasyGerade eben sind idiotische Blondinenwitze, ein mieser Chihuahua, und die Frage, was sie denn anziehen soll, Magnolias einzige Probleme gewesen. Dass sie durch die Zeit reist, kann sie anfangs nicht glauben. Ausgerechnet ein nullachtfünfzehn Souveni...