12 | Die Finsternis

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Platsch.

Kälte umfing mich. Wie tausend kleine Nadelspitzen schoss sie auf mich zu. Kurz war ich wie gelähmt, doch dann bewegten sich Arme und Beine automatisch hektisch nach oben.

Wild strampelte ich mit den Füßen, um aufwärts zu gelangen. Für einen Moment zweifelte ich, wo überhaupt oben und unten war. Bewegte ich mich in die richtige Richtung? Der Sauerstoff in meinen Lungen wurde knapp.

Todesangst erfasste mich. Der Muskelkater an meinen Beinen war vergessen, denn diese arbeiteten sich gehetzt in jene Richtung, die ich als die richtige erachtete.

Ich bekam keine Luft. Eisiges Wasser war rundherum. Erreichte ich die Oberfläche? Bitte! Auf keinen Fall wollte ich hier ertrinken.

Mein Herz schlug mit einer immensen Geschwindigkeit. Ich spürte, wie das Adrenalin immer mehr seine Wirkung zeigte. Niemals hätte ich gedacht, dass sich mein Körper im Wasser so schnell bewegen konnte. Vor allem mit so viel Kleidung am Leib, die sich schwer wie Blei anfühlte.

Als ich endlich die Wasseroberfläche erreichte, atmete ich geräuschvoll ein. Mein Herz raste in meiner Brust. Ich hatte es tatsächlich geschafft!

Erst nach einigen Sekunden realisierte ich jedoch, dass ich in einem Süßwasser gelandet war. Ich schmeckte es auf meinen Lippen, als ich mit meiner Zunge darüber fuhr.

Meine Augen huschten nervös umher, doch ich konnte wenig erkennen. Es war einfach zu dunkel, und ich hatte mich noch nicht an die Finsternis gewöhnt.

Ich schaute auch kurz nach oben, denn ich dachte, dass ich dort vielleicht einen Lichtstrahl erblicken konnte, da ich schließlich heruntergefallen war, doch da war nichts. Hier war alles einfach nur dunkel.

Wie das möglich war? Keine Ahnung.

Wieso ich schon wieder nicht wusste, wo ich mich befand? Keine Ahnung.

Warum ich ständig in solche dämlichen Situationen geriet? Keine Ahnung.

Wie ich von hier fort kam? Keine Ahnung!

Keine! Ahnung!

Um nicht gänzlich in dem Gefühl der Panik zu ertrinken, schwamm ich darauf los. Es tat meinen Gliedern gut, denn wenn ich mich nicht bewegte, erfror ich in diesem kalten Wasser höchstwahrscheinlich.

Ich versuchte einfach nicht daran zu denken, was für Ungeheuer und Tiere in diesem Wasser lebten. Außerdem roch es seltsam. Nur konnte ich diesen unbekannten Duft nicht einordnen, doch irgendetwas sagte mir, dass er nichts Gutes verhieß.

Nachdem ich einige Minuten ziellos vorwärts geschwommen war, spürte ich, dass sich das Wasser in eine Richtung bewegte. Ich folgte dem Strom, und das endlose Wasser entwickelte sich zu einem Fluss.

Vorsichtig probierte ich, ob ich mittlerweile vielleicht stehen konnte, und tatsächlich war das Wasser hier sehr seicht. Ich stand auf, und mir entkam ein hysterisches Kichern. Das Wasser reichte mir nur mehr bis zu den Knien, also hätte ich vermutlich schon längst mit dem Schwimmen aufhören können.

Sobald ich stand, umfing mich beißende Kälte. Da war es im Wasser wärmer gewesen! Kurz überlegte ich, wieder zu schwimmen, doch meine beiden Arme hingen erschöpft neben meinem Oberkörper hinab. Deshalb ließ ich es erstmal bleiben, und versuchte mich an die kühle Luft zu gewöhnen.

Verknallt in einen Gott?! | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt