5 | Verzweiflung

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Vor Schmerzen stöhnend kam ich wieder zu Bewusstsein. Eigentlich hatte ich gehofft, dass ich nun in meinem weichen Bett im Haus meiner Eltern aufwachen würde, doch: Fehlanzeige!

Meine Augen fokussierten in der Dunkelheit einen gewissen Punkt vor mir. Erst Sekunden später wurde mir klar, dass es mittlerweile stockdunkel geworden war. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich ohnmächtig gewesen war, aber wenigstens waren die beiden Männer nicht mehr bei mir.

Mit einem Ächzen stemmte ich mich vom Boden auf in eine Sitzposition. Dabei fiel eine dicke Wolldecke von meinen Schultern. Ich betrachtete sie, und griff zeitgleich an meinen Kopf. Wieso tat er bloß so höllisch weh?

Es war kalt. Furchtbar kalt. Eisiger Wind ließ mich erschaudern. Er kam aus einer kleinen Öffnung an der Wand hinter mir. Ich drehte mich zu dieser kleinen Öffnung, und merkte, dass ich auf einem unebenen Steinboden saß. Jetzt erst wurde mir auch klar, welchen Punkt ich vorhin fixiert hatte. Es waren Eisenstäbe gewesen.

Krächzend krabbelte ich den Meter nach vor zu dem Gitter und rüttelte daran. Lediglich das Schloss, mit welchem es verschlossen wurde, krachte durch die Erschütterung an die Gitterstäbe. Ich war tatsächlich eingeschlossen worden.

Von dem Krawall aufgeweckt, schreckte plötzlich eine weiße Ziege hoch. Ich erkannte sie an einen Holzpfahl vor meinem Gefängnis an ihrem Hals angebunden. Als die Ziege sich von ihrem Schrecken erholt hatte, beäugte sie mich misstrauisch und meckerte leise, ehe sie sich wieder hinlegte.

Draußen hörte ich, wie der Wind weiterhin ordentlich pfiff. Vermutlich war es an dem Ort, wo die Ziege und ich uns jetzt befanden, gemütlicher als draußen. Dennoch würde ich mein eigenes Zimmer daheim bevorzugen.

Ich saß in einem Verließ.

Die Erkenntnis sickerte langsam zu mir durch.

Meine Augen huschten durch die Finsternis, und ich versuchte angestrengt irgendetwas zu erkennen. Der bohrende Kopfschmerz erschwerte mir dies allerdings. Er war schon fast unerträglich.

Ich krabbelte zu der Decke zurück, und legte sie mir wieder über die Schultern. Mich fröstelte in meinem kurzen rosa Blümchenkleid. Dabei war es gerade noch ein sehr heißer Tag bei mir zu Hause gewesen. Aber das schien ohnehin so endlos weit entfernt.

Alles war momentan so surreal. Ich wusste gar nicht mehr was wahr war, und was nicht. Spielte mir das Unterbewusstsein einen bösen Streich, oder wieso war ich an diesem seltsamen Ort?

Trotz des pfeifenden Windes und meinem pochenden Schädel versuchte ich nachzudenken. Es fiel mir nicht leicht, aber langsam begann mein Verstand zu arbeiten.

Wenn du wirklich eine ach so magische Wunderlampe bist, die mir jeden gottverdammten dämlichen Wunsch erfüllen kann, dann wünsche ich mich in eine Zeit zurück, wo es noch keine hinterlistigen Chihuahuas, idiotische Blondinenwitze, oder sagenumwobene Wunderlampen gab.

Mir kamen die Worte, welche ich auf dem Weg zu meinem Zimmer gemurmelt hatte, in den Sinn. Es war Bullshit, dass ich überhaupt einen Gedanken daran verschwendete, aber was, wenn es die Magie der Wunderlampen tatsächlich gab?

"Ich verliere eindeutig den Verstand", hauchte ich in die Dunkelheit.

Eine Weile saß ich reglos da, bis ich mich mit dem Rücken an die kalte Steinwand lehnte und lauschte. Ein erdiger, frischer Geruch kam auf, und ich hörte auch, dass es nun regnete.

Plötzlich überkam es mich. Ich konnte die Verzweiflung nicht länger verbergen. Erste Tränen verabschiedeten sich stumm aus meinen Augen. Ich starrte die Gitterstäbe an, welche ich mittlerweile gut erkennen konnte, während immer mehr heiße Tränen über meine Wangen flossen. Meine Augen hatten sich schon an die Dunkelheit gewöhnt.

Verknallt in einen Gott?! | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt