61 | Im Paradies

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Das Fest verlief richtig gut, eigentlich so ziemlich ähnlich, wie zu meiner Gegenwart auf einem Ball. Es wurde Musik gespielt, es gab haufenweise Essen, selbstverständlich auch genügend zu trinken - hauptsächlich alkoholische Getränke, und jeder schien Spaß zu haben.

Der Festsaal war von den Bediensteten einladend geschmückt worden, unzählige schöne Gemälde hingen an den Wänden - alle natürlich in einem goldenen Rahmen gefangen, und der Boden schien aus geschliffenem Marmor zu bestehen, in welchen sich immer wieder goldene Äderchen verirrten.

"Darf ich nun einen Tanz einfordern?", fragte mich Magni, als wir uns eine Zeit lang mit Sif unterhalten hatten. Sie und ihre Mägde hatten sich wirklich selbst übertroffen. Niemals hätte ich gedacht, dass Sif noch schöner aussehen könnte. Aber in ihrem violetten Kleid, und diesen goldenen Haaren, übertrumpfte sie wirklich alle weiblichen Wesen in diesem Saal.

"Sif ist echt wunderschön", flüsterte ich, als mich Magni zur Tanzfläche geführt hatte. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter, und die andere in seine ausgestreckte Handfläche. Was war ich in dem Moment froh, dass diese Tanzhaltung ein bisschen der eines Walzers glich.

"Ich kenne aber eine Frau in diesem Raum, die ist noch viel schöner", wisperte Magni zurück.

"Was? Wer?", fragte ich lachend. "Ich finde es wirklich lieb von dir, aber deine Stiefmutter kann man nicht übertreffen."

"Muss man das denn?" Er grinste mich an. "Für mich bist und bleibst du dennoch die Schönste. Diese goldenen Haare sind dann doch etwas zu viel für meinen Geschmack."

"Ach, und ich habe gerade an ein Umstyling gedacht", kicherte ich.

"Bloß nicht." Magni starrte mich gespielt entsetzt an. "Du bist einem Schmetterling wirklich sehr ähnlich. Es sind wunderschöne Geschöpfe, die selbst nicht sehen können, wie unglaublich schön sie sind. Sie sehen nur die anderen Schmetterlinge."

Meine Augen fanden seine, doch ich kam nicht mehr dazu, etwas darauf zu erwidern, weil ein neues Lied angestimmt wurde.

Danach machte Magni die ersten Tanzschritte, und überforderte mich damit maßlos. Immer wieder landete ich laut lachend an seiner Brust, stieg ihm auf die Füße, und hatte keine Ahnung, was ich mit meinen Händen anstellen sollte. Von wegen Walzer. Das hier war ein komplett anderer Tanz, den ich so noch nie irgendwo gesehen, gar getanzt hatte.

"An deinen Tanzkünsten müssen wir vielleicht wirklich noch üben", lachte irgendwann auch Magni, und zog mich schließlich mitten im Lied von den anderen Tanzpaaren fort.

"Ich habe keine Ahnung von euren Tänzen", lachte ich noch immer. Gott, auch wenn Magni etwas anderes behauptet hatte, glaubte ich dennoch, dass uns der ganze Saal zugeschaut hatte. Dennoch konnte ich mich nicht mehr halten, und lachte unentwegt weiter, bis mich Magni breit grinsend an sich zog, und ich das leichte Vibrieren seines Oberkörpers spüren konnte. Er lachte also auch. War nur die Frage, ob mit mir, oder mich aus.

"Irgendwann zeige ich dir die Tanzschritte", murmelte Magni neben meinem Ohr. Er hatte sich beruhigt, ich mich ebenso. Nun schaute ich zu ihm hoch, und konnte ein wehmütiges Lächeln erkennen. An was er wohl gerade dachte?

"Eigentlich wollte ich dich auch zu einem Tanz auffordern, habe aber um meine Füße Angst. Schließlich will ich morgen noch gehen können." Modi gesellte sich zu uns dazu, ehe ich Magni fragen konnte, was ihn beschäftigte.

"Bruder, du bist, wie immer, äußerst witzig."

"Du liebst doch meinen Humor." Modi lachte auf. "Aber es freut mich zu sehen, dass ihr Spaß habt. Vielleicht war das Fest doch keine so schlechte Idee. Vater lässt nur nie eine Gelegenheit für ein Besäufnis aus." Er überdrehte die Augen. "Schau ihn dir an." Modi deutete mit seinem Kopf in eine Richtung, zu der wir nun alle blickten.

Verknallt in einen Gott?! | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt