60 | Asgard-Knigge

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"Entschuldige, wir wollten dich nicht so anstarren, es ist nur so ...", begann die eine Magd, schaute dann aber zu der anderen.

"Wir haben noch nie einen Menschen gesehen", sagte diese schon fast ehrfürchtig.

Jetzt war ich erstaunt, aber irgendwie schien es auch logisch. Hatte Hel nicht erwähnt, dass Menschen Asgard normalerweise nicht betraten?

"Du bist einfach so hübsch, du könntest glatt eine von uns sein", meinte die erste Magd wieder. Sie hatte dunkelbraunes Haar, welches ihr bis über die Schultern reichte.

"Ich dachte, Menschen haben spitze Zähne, oder Krallen anstatt Fingernägeln", äußerte sich auch die zweite dazu. Sie besaß schwarzes, kurzes Haar, welches sie irgendwie frech wirken ließ.

"Kein Wunder, dass Thors ältester Sohn dir verfallen ist. So etwas spricht sich schnell herum. Man sagt, er sei ein guter Liebhaber. Stimmt das?"

Oh nein. Ohren auf Durchzug. Einfach Ohren auf Durchzug schalten.

"Er hat sicher nicht mit ihr geschlafen. Sie sind nicht vermählt. Oder ist das bei Menschen anders?"

"Uhm ... wolltet ihr mir nicht helfen, mich für die Feier vorzubereiten?", fragte ich stattdessen in einer erhöhten Tonlage, um diesem Thema zu entgehen. Ich wusste ja nicht einmal, ob es hier als Schande angesehen wurde, mit einem Mann zu schlafen, ohne verheiratet zu sein. Hier in Bilskirnir wollte ich nun wirklich keinen schlechten Eindruck hinterlassen, vor allem, da ich vorhatte ein paar Tage zu bleiben.

"Oh, natürlich. Lassen wir das Thema, du hast recht. Wir werden dich schminken, deine Haare frisieren und hochstecken, und wir helfen dir in dein Kleid. Wir haben drei mitgenommen", meinte die Schwarzhaarige, und ich war ihr echt dankbar dafür. Alles, nur bitte nicht darüber reden, ob Magni ein guter Liebhaber wäre. Verdammt, ja, das war er nämlich! Ich wollte dieses kurze Gespräch in den hintersten Winkel meines Verstandes drängen, aber es kamen immer wieder die Gedanken in den Vordergrund, wie viele Frauen Magni denn schon hatte. Wie alt war er denn wirklich? Er sagte, er wüsste es nicht ... Hörte man nach einer gewissen Zeit tatsächlich auf zu zählen?

Danach quatschten die beiden Mägde zum Glück nicht mehr so viel, sondern konzentrierten sich ganz auf ihre Arbeit. Die Brauhaarige frisierte meine Haare, was sie wohlgemerkt sanfter machte, als Bjelle noch vor ein paar Tagen. In der Zwischenzeit schminke die andere Magd mein Gesicht, und ging dabei auch äußerst professionell vor.

"Wir haben ein gelbes Kleid, ein rotes, und ein blaues mitgebracht." Die Brauhaarige hielt eines nach dem anderen hoch, und zeigte sie mir.

"Das Gelbe passt nicht zu ihr", äußerte sich die andere Magd, weshalb die erste Magd das gelbe Kleid auf Magnis Bett fallen ließ. Das war mir nur recht, denn gelb wäre auch nicht meine erste Wahl gewesen.

Während ich geschminkt worden war, hatte ich mich nicht im Zimmer umsehen können, aber nun konnte ich es, und es glich eher einer Suite, so groß war Magnis Zimmer. Langgezogene Fenster, die bis zum Boden reichten, weckten ein freundliches Ambiente. Ein riesiger Holzschrank befand sich neben der Tür, und außer dem Bett, gab es noch einen Schreibtisch, einen Spiegel, ein Regal voller Bücher, einen Topf mit einem Baum darin, und einen großen, flauschigen Teppich am Boden.

"Lady, was sagst du?", die Schwarzhaarige stand dicht vor mir und beäugte mich fragend.

"Was sage ich wozu?"

"Hast du uns nicht zugehört? Das rote Kleid würde dich verführerisch wirken lassen, aber das blaue Kleid würde so herrlich zu deinen Augen passen. Beide Farben stehen dir. Suche du dir eines aus."

Verknallt in einen Gott?! | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt