18 | Die Himmelskönigin

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Mein Herz schlug wie verrückt. Ich starrte Magnis Profil an. Je länger er nichts sagte, desto mehr verlor ich die Nerven.

Wieso auch immer ich mir eingebildet hatte, dass Magni und ich uns einigermaßen verstanden, jetzt machte er dies alles zunichte. Wenn ich genauer darüber nachdachte, dann waren wir uns die meiste Zeit ohnehin an die Gurgel gegangen. Für meine bescheuerten Gefühle konnte schließlich keiner von uns etwas. Aber verflucht! Ich wollte ehrlich nicht von ihm alleine gelassen werden.

Ganz bestimmt würde ich Magni jetzt nicht anflehen, bei mir zu bleiben. Ich hatte diesen Wunsch oft genug deutlich gemacht. Außerdem bildete sich ein fetter Kloß in meinem Hals, was mir das Sprechen sowieso erschwerte.

Als er dann nach schier endlosen Stunden endlich den Mund öffnete, um zu antworten, hielt ich den Atem an.

"Dann bleibe ich."

Sollte Odin von seiner Antwort überrascht sein, dann ließ er es sich nicht anmerken. Ich jedoch stieß die angehaltene Luft zittrig aus. Augenblicklich schossen mir verräterische Tränen in die Augen. Wo kamen die plötzlich her?!

"Lass mich mit Magni alleine." Odin wandte sich an mich. Verwirrt über seinen Befehl, kräuselte ich die Stirn.

"Wieso? Wo ... Wohin soll ich gehen?"

"Raus aus dem Saal. Ich lasse dich sofort wieder holen. Aber ich muss Magni sprechen."

Unsicher schaute ich Magni an, der seine Aufmerksamkeit nun auch mir schenkte. Er nickte mir zu, was mich dann doch dazu veranlasste, in Richtung Tor zu gehen.

Als die Wachen es hinter mir schlossen, stand ich unschlüssig in dem langen Korridor. Ich betrachtete die Gemälde vor mir, auf denen einige Abbildungen der Götter zu sehen waren.

"So behandelt mein Gemahl also seine Gäste!" Eine schlanke Frau mit langen strohblonden Haaren kam kopfschüttelnd auf mich zu. Sie hielt mich davon ab, die Bilder aus Langeweile und Unruhe genauer zu betrachten. "Komm mit mir mit, bei mir bekommst du Speis' und Trank."

"Oh, das ist sehr nett, danke. Aber ich warte lieber hier. Odin meinte, dass er mich gleich wieder holen wird."

"Hat er das gesagt?" Die Frau lachte auf. Sie trug ein wallendes weißes Kleid, das ihr bis zum goldenen Fußboden reichte. "Wenn mein Mann etwas besprechen möchte, dann dauert das oftmals ein ganzes Menschenleben lang! Also, komm mit. Du musst hungrig sein."

Wie auf Knopfdruck knurrte mein Magen, woraufhin wir beide schmunzeln mussten.

"Wer bist du denn?", wollte ich von der Blondine wissen.

Überrascht von meiner Frage, hob sie ihre perfekt geformten Augenbrauen. "Das ist mir noch nie passiert", äußerte sie sich belustigt. Dann stellte sie sich jedoch aufrechter vor mich hin, und neigte den Kopf. "Mein Name ist Frigg. Ich bin die Gemahlin Odins, die Schutzgöttin der Ehe, des Lebens und der Mutterschaft. Man nennt mich auch die Himmelskönigin, weil ich die Wolken webe, und ich bin die Hochgöttin der Asen. Außerdem bin ich die Hüterin des Haushaltes von euch Menschen."

"Oh, wow."

Frigg strahlte mich freundlich an. "Und wer bist du?"

"Ich ähm ... Ich bin Magnolia. Nur Magnolia."

"Also, nur Magnolia, möchtest du gemeinsam mit mir essen?"

"Es wäre mir eine Ehre."

Die Göttin lächelte mich breit an, sodass ich nur zurücklächeln konnte. Sie hatte etwas an sich, was es mir leicht machte, ihr zu vertrauen. Wenn Odin eine Frau wie sie an seiner Seite hatte, dann konnte er doch gar nicht so grausam sein, wie ich es mir ausmalte. Oder?

Verknallt in einen Gott?! | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt