Ich sah die Felsspalte gut zwanzig Meter vor mir. Es war zwar noch immer dunkel um uns herum, aber die blaue Stunde machte sich langsam bemerkbar, und erste Vögel begannen ihr Lied zu singen.
"Wer denkst du, hat uns beobachtet?", wollte ich flüsternd von Magni wissen.
Wir saßen im feuchten Gras und schauten zu der Klippe, in welcher eine riesige Felsspalte auszumachen war. Gullfaxi stand neben uns, und fraß genüsslich von der grünen Wiese.
Durch die Öffnung würde ich gut hindurchpassen, Magni musste sich vermutlich etwas anstrengen, um hindurchzukommen. Für einen Dvergr, der wohl - so stellte ich es mir vor - um einiges kleiner sein musste als ich, würde diese Spalte niemals ein Hindernis darstellen. Somit schien es mir tatsächlich das perfekte Versteck für einen Zwerg.
"Ich weiß es nicht. Aber ich wollte es nicht darauf ankommen lassen, nachdem ich dich dabei hatte. Wäre mein Bruder Modi hier gewesen, dann hätten wir vermutlich gewartet, bis wir es herausgefunden hätten."
"Vermisst du deinen Bruder?"
Magni schmunzelte. "Es tut auch mal gut, eine Weile von ihm getrennt zu sein. Aber klar freue ich mich, wenn ich ihn wieder um mich habe. Seitdem er auf der Welt ist, bin ich an seiner Seite. Meistens jedenfalls."
"Also bist du der Ältere?"
"Von uns beiden schon, ja. Und, wir haben noch eine ältere Schwester, allerdings nicht von unserer Mutter, namens Thrud." Daran erinnerte ich mich, denn er hatte es einmal kurz erwähnt, als er mir von Loki und den Dvergr berichtet hatte.
"Ich bin auch die Ältere", sagte ich lächelnd. Dabei dachte ich an Dahlia und wie es ihr wohl gerade ging. Vermisste sie mich? Lief die Zeit weiter, oder stand sie still? Sollte ich jemals wieder zurückkommen, landete ich dann am Tag meiner Reise in die Vergangenheit, oder waren meine Eltern schon alt und grau?
"Steht ihr euch auch nahe? Du und deine Schwester?"
"Uns trennen sieben Jahre. Aber ja, ich würde alles für Dahlia tun. Momentan ist sie elf Jahre alt, und sie entdeckt gerade ihren weiblichen Körper. Die bunten Fingernägel habe ich ihr zu verdanken." Ich streckte Magni meine Nägel unter seine Nase, auf denen nur mehr verblasst die bunten Farben zu erkennen waren. An den meisten Stellen war der Nagellack einfach abgebröckelt. "Sie ist meine kleine Schwester, und am liebsten würde ich sie immer als meine Kleine sehen. Sie sollte noch länger ein Kind bleiben, und nicht erwachsen werden. Erwachsenwerden ist nämlich gar nicht so einfach, wie ich mir das als Kind immer vorgestellt habe."
"Da hast du wohl recht. Einfach ist es nicht immer, aber ich hatte es auch als Kind nicht sonderlich leicht. Als Thors erstgeborener Sohn hatte ich immer schon gewisse Pflichten zu erfüllen."
"Oh ..."
"Was nicht heißt, dass meine Kindheit nicht schön war, denn das war sie. Besonders als ich meinem Vater mit seinem Riesenproblem helfen konnte, und danach Gullfaxi bekam."
Riesenproblem ... Das war eindeutig zweideutig und ich kam nicht darum herum, kurz aufzulachen. Magni schenkte mir ein wissendes Grinsen, und redete dann weiter.
"Ich sehe meinem Vater sehr ähnlich, und mein Bruder unserer Mutter. Von der Art her bin ich auch eher unserem Vater näher, und Modi unserer Mutter. Deshalb kennen mich alle Lebewesen, selbst wenn sie noch nie in den Genuss meiner Bekanntschaft gekommen sind. Aber da jeder Thor kennt, kennt man auch mich. Bis auf dich. Du hast nicht gewusst, wer ich bin."
"Und das hat deinem Selbstwertgefühl einen Knacks gegeben, ich sehe schon. Aber ich denke, und bist stark genug, um dieses Kapitel hinter dir zu lassen", lachte ich auf und schaue Magni an. "Falls es dich beruhigt, ich habe auch keine Ahnung, wie Thor aussieht".
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Verknallt in einen Gott?! | ✔️
FantasyGerade eben sind idiotische Blondinenwitze, ein mieser Chihuahua, und die Frage, was sie denn anziehen soll, Magnolias einzige Probleme gewesen. Dass sie durch die Zeit reist, kann sie anfangs nicht glauben. Ausgerechnet ein nullachtfünfzehn Souveni...