-Cassie-
„Alles klar, dann schauen wir einmal, was Assarie so zu bieten hat!“, verkündete ich enthusiastisch und schwang den Rucksack auf meinen Rücken. Wir hatten beschlossen, nur einen Rucksack mitzunehmen, in dem sich Geldbeutel, sonstige Wertsachen und etwas Verpflegung befand. Den Rest unseres Gepäcks ließen wir im Motelzimmer, das wir auch für den heutigen Tag bezahlt hatten. Letztendlich wussten wir nicht, wie lange wir in Assarie bleiben würden, aber gewiss nicht lange genug, damit es sich lohnen würde, eine andere Bleibe zu suchen.
Der unhöfliche Besitzer hatte mich mit seinem unverschämten Verhalten zwar zur Weißglut gebracht, aber Bella hatte recht, wenn sie argumentierte, dass wir unsere Zeit lieber für Wichtigeres verwenden sollten. Das hatten wir nun auch vor! „Du klingst aber ganz schön optimistisch heute“, merkte Bella skeptisch an. Sie selbst war etwas mürrisch, da sie offensichtlich keine Frühaufsteherin war. Bella war alles andere als begeistert gewesen, als ich sie heute morgen – oder ihrer Ansicht nach noch mitten in der Nacht – geweckt hatte, aber ich bestand darauf, möglichst zeitig aufzubrechen. Wir wussten schließlich nicht, wie lange die Geschäfte hier offen hatten.
Außerdem konnte ich es kaum erwarten, nach jemandem zu suchen, der mich von meinem Fluch befreien konnte. „Wenn alles gut läuft, bin ich heute endlich den Fluch los, der mich die letzten zwei Jahre gequält hat! Warum sollte ich nicht gut gelaunt sein?“, entgegnete ich mit einem breiten Lächeln, das Bella jedoch nicht erwiderte. Sorgenfalten zeichneten ihre bleiche Stirn, während mich ihre blauen Augen unsicher musterten.
„Die Betonung liegt auf wenn. Wir wissen nichts über deinen Fluch und ob die Dämonen hier ihn aufheben können. Vielleicht solltest du deine Vorfreude zügeln“, gab Bella zu bedenken, doch ich hörte ihr kaum zu. Ich würde nicht zulassen, dass ihre Miesepetereinstellung auf mich abfärbte! „Das wissen wir erst, wenn wir es ausprobieren! Also komm jetzt!“, forderte ich sie reichlich ungeduldig auf und Bella leistete Folge, wenngleich sie noch immer etwas gehemmt wirkte.
Frühstück bot das schäbige Motel nicht an, weshalb wir uns an unseren Vorräten bedient hatten wie zuvor auch. Wir hatten immerhin mit einer viel wilderen Welt hinter der Mauer gerechnet, weshalb wir ordentlich Proviant eingepackt hatten. In der Realität war Assarie unseren Städten jedoch so ähnlich, dass wir problemlos zu einem Bäcker oder einem Supermarkt gehen konnten. Wir verließen das Motel, wobei ich den unfreundlichen Besitzer keines Blickes würdige. Ich sah nicht einmal nach, ob er wieder persönlich am Tresen stand oder tatsächlich noch Mitarbeiter dafür hatte.
Obwohl wir beide mit Zielen ins Dämonenreich gekommen waren, stand unsere erste Station schon fest. Ich hatte darauf bestanden, dass wir uns zuerst um meinen Fluch kümmern würden. Natürlich besaßen auch Bellas Fragen eine gewisse Dringlichkeit, aber sie hatte versprochen, mir damit zu helfen, den Fluch loszuwerden. So lautete unser Pakt. Sie begleitete mich ins Dämonenreich und half mir, mich vom Fluch zu befreien, und ich brachte sie im Gegenzug um.
Der Gedanke, Bella am Ende dieser gemeinsamen Reise zu töten, war noch immer mehr als surreal, doch ich würde zu meinem Wort stehen! Wenn ich endlich wieder frei wäre und ein normales, menschliches Leben führen konnte, wäre verübte Sterbehilfe ein geringer Preis dafür. Außerdem ließ die dunkle Aura um Bella keinen anderen Ausgang zu. Sie würde ohnehin sterben! Ich schüttelte den unerwünschten Gedanken ab und warf stattdessen einen Blick auf den Stadtplan.
Glücklicherweise befanden wir uns schon in der Innenstadt, wo es selbstverständlich die meisten Geschäfte und Läden gab. Eine ganz besondere Straße hatte ich schon markiert, in der allerlei magische Dienste angeboten werden sollten. Das Lösen von Flüchen war hoffentlich einer davon. Die Einkaufsstraßen waren belebt und beinahe überfüllt. Sofort spürte ich, wie sich Bella an meiner Seite anspannte.
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Verflucht - Der Todespakt
FantasiIn einer Welt, in der Menschen und Monster gleichermaßen leben, scheint es keinen Zweifel an der Zuordnung von "gut" und "böse" zu geben. Durch eine feste Grenze getrennt, führen Menschen und Dämonen eine weitestgehend friedliche Koexistenz, doch de...