Kapitel 20 - Teil 2

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Katos flammende Hand kam auf mich zu. Ich schloss in einem Reflex die Augen, während ich schon die Hitze auf meinem Gesicht spürte. Würde es wehtun? Was redete ich da? Natürlich würde es wehtun! Ich wartete auf den Tod, doch Sekunden nachdem ich die Augen geschlossen hatte…passierte gar nichts. Plötzlich zerriss ein gellender Schrei die Luft und ich öffnete gerade noch rechtzeitig die Augen, um zu sehen, wie Katos Oberarm förmlich explodierte.

Haut und Fleisch platzten auf und warme Bluttropfen sprenkelten mein Gesicht und meine Kleidung. Dann sah ich das längliche, fleischige Objekt zu Boden fallen und verstand mit einem Mal, dass der Arm des Sammlers nicht explodiert war. Er war abgeschnitten worden! Schockiert wich ich einige Schritt von dem schreienden, blutenden Mann zurück, bis ich plötzlich auf ein unnachgiebiges, überraschend weiches Hindernis stieß.

In höchster Alarmbereitschaft fuhr ich herum und blickte in zwei tiefschwarze Augen. „Delia!“, rief ich überrascht, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. „Wo warst du?“ Delias Lippen verzogen sich zu einem schelmischen Lächeln. „Jetzt bin ich ja hier! Besser spät als nie, oder?“, antwortete sie mit einer Leichtigkeit, die vollkommen fehl am Platz in dieser Situation wirkte. Ich war auf eine seltsame Art erleichtert, Delia zu sehen. Sie war vielleicht eine Mörderin und hatte ihre Grausamkeit soeben bewiesen, als sie dem Sammler den Arm abgeschnitten hatte, doch in diesem Moment war sie unsere Rettung.

Der verwundete Sammler taumelte einige Schritte zurück und konnte den entsetzten Blick kaum von seinem Armstumpf lösen, aus dem noch immer das Blut schoss. Dann wurde die Panik in seinem Blick zu Entschlossenheit und erneut schossen Flammen aus seiner verbliebenen Hand. Einige ängstliche Sekunden dachte ich, er wollte uns direkt wieder angreifen, doch dieses Feuer war nicht für uns bestimmt. Ein widerliches Zischen ertönte, als der Sammler seine Wunde versengte und damit verschloss. Geistesgegenwärtig hatte er die Blutung gestoppt und nachdem das erledigt war, fand sein zornerfüllter Blick Delia.

„Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis du dich hier blicken lässt! Hat Bella als Köder also gereicht?“, fragte der Sammler selbstgefällig, während Delia augenblicklich das Lächeln verging. „Jetzt tu nicht so, als ob das von Anfang an dein Plan gewesen wäre! Du wolltest Bella genauso dringend wie mich, aber Überraschung: Du bekommst keine von uns! Das ist dein Ende, Kogami! Sieh es ein!“, entgegnete Delia reichlich spöttisch.

Für mich ließ sich kaum überhören, dass die beiden offenbar eine Vorgeschichte hatten. Zu den Details konnte ich Delia jedoch noch später befragen. Kato Kogami stieß ein wahnsinniges Lachen aus. „Das werden wir noch sehen! Ich bin stark, meine Liebe! Dich besiege ich auch mit einem Arm! Ich bin der mächtige Sammler!“ Katos Worte sollten wohl selbstsicher klingen, doch ich hörte noch etwas anderes darin.

Ein ganz neuer Wahnsinn hatte sich in seine Stimme geschlichen. Er schien von der Überzeugung angetrieben zu sein, dass er, der mächtige Sammler, keinesfalls verlieren konnte, während sein schwächelnder Körper eine andere Sprache sprach. Dieser Widerspruch zeigte sich dann auch im Sekunden später entbrennenden Kampf. Der Sammler ließ keine Zeit verstreichen und nutzte seinen verbleibenden Arm, um weitere Feuerbälle auf Delia zu schleudern.

„Weg da!“, rief Delia und schubst mich unsanft zur Seite. Ich stolperte und landete nicht weit von Bella auf dem Boden. Ich riss meinen Blick gerade noch rechtzeitig zu Delia hoch, um das Unglaubliche zu sehen. Plötzlich materialisierten sich finstere Schwaden um Delia, die gleichen finsteren Nebelschwaden, die ich zuvor bei Bella gesehen hatte. Problemlos wehrte Delia die ersten Angriffe ab und bewegte sich dabei leichtfüßig durch den Raum, um den Kampf von Bella und mir wegzulocken.

Ja, es gab keinen Zweifel! Ihre Kräfte sahen genauso aus wie Bellas! Nur, dass Delia diese Macht besser zu beherrschen schien. Zunächst blieb sie in der Defensive und wehrte jeden Angriff ab, während Kato immer verzweifelter zu werden schien. Er schleuderte alles, das er hatte, auf Delia, aber ohne Erfolg. Die überraschende Wurzel, die Bella zu Fall gebracht hatte, sah Delia rechtzeitig voraus und zerschnitt sie problemlos mit einem dunklen Ausläufer.

Verflucht - Der TodespaktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt