42. Alia Omnia, Teil 1

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Die restliche Aufstellung war ohne Merlin relativ schnell beschlossen. Generell war die Stimmung ohne Merlins unleidliche Anwesenheit gleich viel besser. Wir legten es fest per Abstimmungsverfahren. Medea und Valruv meldeten sich für die Verteidigung, also die Position der Ritter.

„Da bekommt man am meisten von dem Trauerspiel mit, wenn die Engel das Portal treffen. Aber trotzdem muss man am wenigsten rennen", erklärte Valruv achselzuckend.

„Des eines Frusts ist des anderen Verlusts", stimmte Medea grinsend zu.

„Ich werde Jägerin, wenn ihr meine Lieblingsposition besetzt", bemerkte Verónica, ohne mit der Wimper zu zucken.

„Du kannst nicht rennen", wandte ich ein. Ich war mir sehr sicher, dass die Position des Jägers der des Stürmers im Fußball entsprach, der Position auf der man das schnellste Urteilsvermögen brauchte, um an dem König vorbeizukommen und Tore zu schießen.

Der Vampir betrachtete mich mit einem Augenaufschlag, der sich fast in Zeitlupe abspielte. „Woher willst du wissen, dass ich nicht schnell sein kann? Es ist nur etwas, das ich nicht einmal über meine untote Leiche tue."

Luzifer lenkte das Gespräch zurück zum Wesentlichen, indem sein Arm in die Höhe schnellte und Verónica aufgeregt schüttelte.

„Ich werde auch ein Jäger sein. Wir werden gemeinsam auf der Spielseite der Engel analysieren, wer von ihnen am attraktivsten im Sporttrickot aussieht, okay Babes?"

Verónica nickte, oder ihr Kopf wackelte von Luzifers begeisterter Attacke, als wäre er nicht ganz festgeschraubt worden. „Ich kann dir genau sagen, welcher von ihnen den besten Muskelanteil in Bezug auf Muskel- und Körpermasse hat. Falls das deiner Interpretation von konventioneller Schönheit nachkommt", nahm sie das ganze viel zu ernst und Luzifer quiekte vergnügt.

Ich wechselte einen Blick mit Billy, den er sich nicht lange traute zu erwidern. „Wir sind Feldherren?"

Er nickte. Ich tat gefasst so, als würde ich mich nicht doll darüber freuen. Feldherr entsprach dem Mittelfeldspieler, meiner ursprünglichen Position in der weiblichen Jugendfußballliga in London. Es war nicht dasselbe gewesen, diese Position an der Denso High einzunehmen, weil es sich nicht wie eine Herausforderung angefühlt hatte. Das flatternde Gefühl in meiner Brust verriet mir, dass es erst recht nicht dasselbe hier sein würde, aber ich spürte, dass ich zumindest herausgefordert werden würde. Ich würde nicht nur leichte Pässe bekommen und mich fühlen, als würde ich auf dem Spielfeld verkümmern. Nein, das Spielfeld würde ein ganz anderes sein.

Ein leichter Luftzug streifte meinen Nacken, kühl, aber er fühlte sich an, als wäre es kein gewöhnlicher Wind gewesen, sondern lauter körperlose Stimmen, die durch einen Winterabend Wörter an die aufgestellten Haare an meinem Nacken hauchten. Ich fuhr herum und rieb mir die Stelle mit meiner Dämonenkralle.

Hinter mir stand ein Mädchen mit einem anmutigen Lächeln, die stille Schiedsrichterin Pleione. Sie griff nach dem Löwenzahn, den sie zwischen ihre Dreadlocks geschoben hatte. Ihre Haare waren mit Metallringen und Haarspangen gebunden, die wie ein Windspiel gegeneinander klimperten, als sie sie beiseiteschob. Durch das Geräusch vergaß ich kurz auf den hellgelben Löwenzahn in ihren Händen zu achten. Als sie mir die Blume entgegenstreckte, hatte sich der Löwenzahn in eine Pusteblume verwandelt. Ihre Stimme war weich und hell wie ein Wiegenlied und ließ mich beinahe nicht mehr an das kalte Wispern denken, welches sie angekündigt hatte.

„Hiermit kannst du mich rufen, falls du Hilfe auf dem Spielfeld benötigst."

Perplex nahm ich die Pusteblume an. „Danke-" Ich schaute auf und sie war wieder verschwunden. Genauso schnell wie ein Luftzug sich auflöste.

Stonegrave, Schule der Engel und HexenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt