44. Lauf

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Wir hatten ein Tor geschossen. Der Ball materialisierte sich vor meiner Nase. Die lächelte Naht lag neben mir, als würde der Ball es sich bei mir hinter dem Felsen gemütlich machen wollen. Der schlecht genähte Faden klaffte an einer Ecke auf und das Lächeln rutschte an der Stelle auseinander. Ich hatte keine Zeit, ihn näher zu beäugen. Ich versteckte ihn hinter mir und griff umständlich nach dem Bogen und einem Pfeil, die ich von Billy hatte. Meine Dämonenkralle an dem Pfeilende spannte den Bogen gut, nur meine andere Hand zitterte und wusste nicht, auf wen der drei Engel sie den Bogen richten sollte, als ich mich hinter dem Felsen hervorwagte. Merlin, Verónica und Luzifer standen an meiner Seite mit gezogenen Waffen und Saeliah, Delia und Ming Xia visierten uns nicht amüsiert. Ming Xia runzelte perplex die Stirn und wurde ihre Miene anerkennender.

„Du hast Recht behalten", sagte sie zu Verónica. „Ich hätte nicht erwartet, dass Callie mutig zur Waffe greifen und die fantastischen Vier auffüllen würde."

„Ihr hattet nur Glück. Das wird euer einziges Tor bleiben", herrschte Saeliah. Zuvor hatte ich ihre Augen als vor Zorn sprühend erachtet, aber nun waren sie eisig, was mir mehr Sorge bereitete.

„Ich denke nicht", erwiderte Merlin angriffslustig. Er richtete seinen altmodischen Revolver direkt auf Saeliahs Brustpanzer. Sein Daumen rieb über den Hahn der Pistole, der stilisiert war zu einem Drachen mit aufgerissenem Mund, in dessen Rachen der Feuerstein steckte, der – sollte Merlin den Abzug drücken – auf dem Metallgehäuse aufschlug und mit seinen Funken das Pulver anstecken würde und den Schuss auslöste.

Saeliah lächelte, ohne dass ihre Augen mitlächelten und trat so nah heran, dass der Schutzpanzer den Lauf berührte. Die Gesichter der Torhüter glänzten im Licht ihrer beiden Portale, eins blutrot, das andere weiß und verzerrten ihre Züge zu unlesbaren Fratzen.

„Ich verstehe nicht, was dich so siegessicher macht. Ihr seid mehr, natürlich. Aber eure Waffen sind schlechter. Die Kugel in diesem Lauf hält meine Schutzausrüstung auf, sie wird mir keinen Kratzer bescheren. Ist es ein Spiel der Könige, welches du erzwingen willst? Wie töricht, eine Königin in ihrem eigenen Gebiet herauszufordern."

„Fast so töricht, wie jemanden aus meinem Team zu entführen", ergänzte Merlin. Er wich keinen Millimeter zurück, obwohl ich spürte, dass unsere Umwelt sich verändert hatte, dass ein lautloser Donner durch die Luft grollte, eine Erschütterung sich näherte, nicht von Delias Rhopalon ausgelöst, sondern von etwas sehr viel Mächtigerem, das wir geweckt hatten. Luzifer und Verónica fühlten es auch, denn sie tauschten argwöhnische Blicke. Selbst Ming Xia und Delia wirkten nervös und winkelten ihre Waffen näher zu ihren Körpern.

„Bitte kein Spiel der Könige", unterbrach Verónica die angespannte Atmosphäre und ihre Stimme ließ eine leichte Bangnis erahnen, während ihr Gesicht unenthusiastisch blieb. „Ich hasse das Spiel der Könige." Ich konnte mich nicht erinnern, was im Spiel der Könige passierte. Was geschah, wenn sich die zwei Hüter duellierten? Müsste ich anhand Verónicas Reaktion erraten, würde ich darauf tippen, dass es etwas mit Schnelligkeit zu tun hatte.

„Es wird kein Spiel der Könige geben. Nicht jetzt zumindest."

Pleione trat wie aus dem Nichts hervor. Die Spangen in ihren Haaren klimperten wie ein Windspiel und ein kalter Luftzug erfasste mich. Sie streckte einen Arm zwischen Saeliah und Merlin, vollkommen unempfindlich gegenüber der Spannung, die kursierte. „Das ist eine offizielle Verwarnung für alle Beteiligten. Eine Blume zwitscherte mir, dass die eine Mannschaft versucht, Spieler zu erpressen, während die andere Mannschaft einen Käfer als Mitspieler über ihr Feld summen lässt. Was soll ich tun? Ihr bekommt alle eine gelbe Karte."

Zumindest jetzt waren Saeliah und Merlin sich einig und der schwarzhaarige Junge und das blondhaarige Mädchen setzten beide gleichzeitig zu Protesten an.

Stonegrave, Schule der Engel und HexenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt