11 • 3 | Reyu

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Es brauchte einen Moment, bis ich mich von diesem flammenden Blick wieder abwenden konnte. Die Mordlust stand so deutlich in König Azvars Gesicht geschrieben, dass es mich nicht wundern würde, hätte er gleich meinen Kopf in der Hand.

Stattdessen wandte ich meine Aufmerksamkeit nun seinem Schwager zu. Najik war der Herrscher über die Lazaliv, er war mein König. Nach einem Räuspern begann er schließlich zu sprechen. “Wir danken Euch für Euer zeitnahes Erscheinen.”

Ich verkniff mir ein verächtliches Schnauben. Es war ja nicht so, dass ich eine Wahl gehabt hatte, wenn der König höchstpersönlich nach mir schicken ließ.

“Wie Ihr Euch sicher denken könnt, seid Ihr für einen neuen Auftrag hier.”

Natürlich. Wie sollte es auch anders sein.

“Der letzte, den mein Vater, König Zokaar, Euch gab, scheiterte. Seitdem hat sich viel verändert", sprach er weiter. “Seit Beginn des Friedens müssen wir als Herrscher uns vor dem Land verantworten. Ein Teil der Bevölkerung ist unzufrieden und diese Unzufriedenheit lässt auch unsere Unterstützung bei den Fürsten bröckeln.”

Najik machte eine vage Geste zu seiner Schwester, Azvar und dann zu sich selbst. “Wir alle sind jung. Viele werfen uns die fehlende Erfahrung vor. Nicht wenige wollen uns in einem anderen Rang sehen, wollen sich selbst die Macht sichern, die Herrschaft an sich reißen.”

Ich hielt mein Gesicht leer von jeglichen Emotionen, doch in meinem Kopf begann es zu arbeiten. Wieso erzählte er mir das? Wieso gab er diese Schwäche vor mir zu? Er könnte mir einfach meinen Auftrag nennen und mich wieder wegschicken. Was hatte es für einen Nutzen, dass ich nun wusste, welche Probleme die Könige hatten?

“Ein Teil der Bevölkerung hat das Ziel, den Krieg wieder aufleben zu lassen. Dieses jahrhundertelange Töten und Morden, das ewige Leid wieder über das Land zu bringen.” Er machte eine kurze Pause, sein Gesicht nun angespannt und hart. “Diese Rebellen sind eine Gefahr für alle. Für die Bevölkerung beider Länder, für uns Könige. Wir haben zu lange nur zugesehen und gehofft, dass sich die Lage von alleine wieder beruhigen würde.”

Mit Mühe verhinderte ich, dass ich mich erneut verkrampfte. Es ging um Rebellen? Das war nicht gut. Das konnte nicht gut sein.

“Ihr arbeitet im Hospital in Zintabur. Ihr habt aus erster Hand erfahren, wie die Rote Schar mit dieser Explosion mehrere Leben beendet hat. Zudem werden Euch immer wieder wertvolle Materialien aus dem Hospital gestohlen.”

Diesmal zwang ich mich zu einem kurzen Nicken, auch wenn es mich etwas überraschte, dass die Diebstähle sogar bis ganz nach oben vorgedrungen waren.

“Diese Aktion war jedoch nicht die einzige in der letzten Zeit. Sicher habt Ihr davon mitbekommen.”

“Ich nehme an, Ihr sprecht von den gelben Malereien.” In meiner Stimme ließ ich mir nichts von meiner inneren Unruhe anmerken. “Das verunstaltete caralische Wappen.”

Der König nickte, ein kurzes Rucken mit dem Kopf, einmal nach oben und einmal nach unten. “Exakt. Und diese abscheulichen Malereien sind nicht nur in dieser einen Stadt erschienen. Mit diesem Zeichen wollen sie den Triumph der Lazaliv über die Caraliv ausdrücken und die Befürworter des Friedens entweder verschrecken oder für sich gewinnen.”

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Vielleicht war ich auch nicht hier, um einen neuen Auftrag zu erhalten. Vielleicht würden sie mich gleich verhaften. Oder gleich umbringen.

Schon hörte ich den leisen Schritt hinter mir, die Generalin, wie sie ihr Schwert zog und es mir von hinten in den Körper stach. Sicherlich wussten sie über mich Bescheid, hatten mich hierher bestellt, um mich zu töten, um die Rote Schar zu schwächen. In meinen letzten Atemzügen würde ich in die schwarzen Augen König Azvars blicken, jetzt nicht mehr erfüllt von purem Hass, sondern von der Genugtuung, mich in einer Blutlache am Boden sterben zu sehen.

Burning Jade in a Sea of AmberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt