Touristen.
Wo man hinsah, Touristen. Sie schoben sich von einer Sehenswürdigkeit zur Nächsten. Ganz erpicht darauf, so viele Bilder wie möglich zu machen, nur um dann schnell weiter zu ziehen. Vorsichtig, um Niemanden anzurempeln, schob sich Louis zwischen den Grüppchen hindurch und steuerte die Mitte des Platzes an. Von hier hatte er eine gute Aussicht und konnte in Ruhe beobachten.
Er stieg die Treppe vor dem Museum hinauf und setzte sich auf die oberste Stufe, lies den Blick schweifen und es dauerte eine Weile, bis er sich einen Überblick über die verschiedenen Gruppen verschaffen konnte, die hier am Trafalgar Square herum wuselten. Vor dem Brunnen hatte sich eine Gruppe Straßenkünstler versammelt, die jonglierend auf Stelzen herumliefen und um die sich langsam aber sicher eine Menschentraube neugieriger Zuschauer bildete. Das war genau das, worauf Louis gewartet hatte: er kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich auf die Zuschauer. Alle schienen begeistert von den Kunststücken zu sein, applaudierten und machten Fotos.
Die Menge wuchs schnell auf fast 50 Leute an und es wurde schwerer für Louis, den Überblick zu behalten, doch sein Auge war geübt genug und ihm fiel ein Junge auf, der zwischen den Zuschauern stand. Er machte seinen Job mittlerweile lange genug, um zu erkennen, dass der Junge etwas im Schilde führte. Allein seine optische Erscheinung machte ihn für Louis auffällig. Sein Haar war dunkel und wirr zu einem Zopf gebunden. Es wirkte dumpf und schmutzig. Sein Körper wirkte ausgezehrt und dünn und seine Klamotten waren schmuddelig und heruntergekommen. Er trug eine abgeschnittene Jeans, schwere Stiefel und an seinen Schienbeinen waren einige Kratzer zu sehen, das konnte Louis sogar auf die Entfernung erkennen. Der Junge hatte gebräunte Haut, offenbar hielt er
sich viel im Freien auf, wirkte aber trotzdem ziemlich fertig. Während er sich unbeobachtet fühlte, stellte er sich hinter zwei Damen, die ihre Handtaschen nachlässig über der Schulter hängen hatten. Blitzschnell waren zwei Geldbeutel entwendet und der Junge schob sich unauffällig ein wenig weiter nach links, wo er einen Rucksack ins Auge gefasst hatte.
Aufmerksamkeit verfolgte Louis alles, was der Junge tat und wagte es kaum zu blinzeln, denn diese Straßenkinder hatten das Talent schnell zu verschwinden, wenn man mal eine Sekunde nicht richtig aufpasste. Ohne den Blick abzuwenden, stand Louis auf, griff sich seinen Rucksack, den er vor sich auf den Boden gestellt hatte und warf ihn sich über die Schulter.
Der Junge schien genug zu haben und zog sich langsam zurück. Eilig schien er es nicht zu haben, denn er schlenderte ganz gemütlich über den Platz und steuerte auf die Whitehall zu. Louis ahnte, wohin sein Weg ihn führen würde, wenn er ihn verfolgte. Am Ende der Straße befand sich das Houses of Parliament und Big Ben.
Ein weiterer Touristenmagnet.
Genau richtig für Straßenkinder, die Beute machen mussten um zu überleben.
AN:
Leute ich kann es kaum fassen! Dieses Buch war verloren, bzw bestand nur noch als PDF und ich habs heute endlich geschafft, daraus wieder eine bearbeitbare Datei zu machen. Deswegen kann ich es hier wieder hochladen.
An die alten Hasen: Viel Spaß beim wieder lesen.
An die neuen Leser_innen: Dieses Buch wurde 2016 geschrieben und seitdem auch nicht groß überarbeitet. Seht mir also Rechtschreibfehler nach. Das Buch ist natürlich auch auf dem Stand meines damaligen Wissens und meiner Schreibskills. Also nicht wundern, wenn es sich stilistisch etwas von den neueren Werken unterscheidet ;)
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Way Out
FanfictionLondon - Touristenmagnet und schillernde Metropole. Aber auch Heimat von Hoffnung und Hilflosigkeit. Louis arbeitet als Streetworker und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Jugendlichen, die auf der Straße leben, eine neue Perspektive zu bieten. Harr...