Er war völlig durchgefroren, als er die Wohnungstür hinter sich zuzog und in die Küche trat. Zu seiner Überraschung saßen James, Tom und Ashton um den Küchentisch herum und grinsten ihn allesamt breit an. „Naaa, wie wars mit Mr Rockstar?" fragte Tom und zog die Augenbrauen vielsagend hoch. „Ach vergiss es." brummte Louis verstimmt, weil sie offenbar extra hier auf ihn gewartet hatten, um mit den neuesten Informationen versorgt zu werden. „Wieso? Hat er dich nicht rangelassen?" fragte James und schüttelte ungläubig den Kopf: „Das glaub ich nicht, so wie der dich die ganze Zeit angeschaut hat." - „Nein, er hat mich rangelassen aber ich hab...ach egal.." antwortete Louis barsch und schälte sich aus seiner Jacke, hängte sie über einen Stuhl und wollte sich gerade auf den Weg in sein Zimmer machen, als Ashton sagte: „Tom hat uns von deinem Junkie erzählt...du scheinst ihn ja ziemlich gern zu haben." Louis fuhr herum und sah Ashton an. Aus irgendeinem Grund, machte er ihn gerade unglaublich wütend. Er sah Tom an, der abwehrend die Hände hob: „Hey, sorry man, ich wollte mich nicht verquatschen, aber wir kamen einfach drauf, wieso du in den letzten Tagen so viel zu tun hattest. Ist doch nicht schlimm." - „Meine Arbeit geht die Beiden aber nichts an, das mit den Drogen ist ein heikles Thema und sollte vertraulich behandelt werden." sagte Louis beleidigt, die Hand noch auf der Türklinke. „Er hat auch keine Details ausgeplaudert. Er hat nur gesagt, dass du dich sehr um diesen Punk Harry zu sorgen scheinst. Und wenn du mich fragst, dann hast du dich in ihn verliebt und bist jetzt nur pissig, weil er abgehauen ist." sagte Ashton schlicht und riss die Augen auf, als Louis auf ihn zustürmte und ihn vom Stuhl warf. „Sag das nicht nochmal. Ich verliebe mich nicht in einen drogenabhängigen Punk! Was fällt dir ein!" rief Louis und wollte gerade ausholen, doch Tom und James hielten ihn fest und zogen ihn von Ashton herunter, um zu verhindern, dass er noch Schlimmeres anstellte, als ihn nur auf den Boden zu werfen. „Hey, man das war doch nicht böse gemeint. Wieso tickst du denn gleich so aus?" schrie Ashton ihn an und rieb sich den Arm, rappelte sich vom Boden auf und sah Louis entgeistert an, der immer noch schwer atmend von seinen beiden Freunden festgehalten wurde. „Louis, das war wirklich nicht nötig." raunte James ihm zu und ließ ihn langsam wieder los. Einen Moment standen sie einander in der kleinen Küche gegenüber und warteten darauf, dass es nochmal knallte, doch es passierte nichts. „Tut mir Leid Ash, aber mein Kopf ist momentan einfach zu voll." - „Ich halte gern als Ventil her, aber nicht so. Wenn du willst können wir mal zusammen boxen gehen, dann kannst du dich dort abreagieren." bot Ashton an und schien glücklicherweise nicht wirklich sauer auf Louis zu sein. „Ja, ich komme darauf zurück.", antwortete Louis matt.
Er war fix und alle. Der Tag war anstrengend gewesen und er wollte nur noch ins Bett. Ohne noch etwas zu seinen Freunden zu sagen, drehte er sich um und verschwand in seinem Zimmer.
Als er im Bett lag konnte er die Drei noch eine ganze Weile gedämpft miteinander reden hören, doch er verstand nicht, ob sie über ihn sprachen, oder nicht. Ashtons Worte schwirrten ihm im Kopf herum, wie lästige Fliegen, die sich nicht verscheuchen ließen. Hatte er sich in Harry verliebt? Das konnte doch gar nicht sein. Harry war 19 und er 25. Er wäre doch viel zu jung. Außerdem kannte er Harry doch gar nicht richtig und wie bitteschön, sollte man sich in einen Menschen verlieben können, von dem man kaum etwas wusste? Louis schüttelte den Kopf und lächelte selbstzufrieden, als ihm viele Gründe einfielen, die ganz offensichtlich dagegen sprachen, dass er sich verliebt hatte.
Musste man nicht ständig an den Anderen denken, wenn es einen erwischt hatte? Klar, der dachte oft und viel an Harry, aber das lag doch nur daran, dass er ihn betreut hatte und Louis seinen Job nuneinmal sehr ernst nahm. Er dachte aus rein beruflichen Gründen an Harry, denn es war sein Ziel, den Jungen von der Straße und den Drogen wegzubekommen. Louis drehte sich auf die Seite und vergrub die Nase in das kleine Kissen, das neben ihm lag. Es roch anders. Und jetzt fiel ihm auch ein, dass er nicht mehr auf dem Kissen geschlafen hatte, seit Harry bei ihm gewesen war. Er schloss die Augen und sog den Geruch ein. Es war kein Parfüm, oder Shampoo, das er erschnupperte. Was Louis in die Nase stieg, war Harry pur. Er seufzte genüsslich und könnte sich im selben Moment dafür ohrfeigen.
Er. War. Nicht. In. Harry. Verliebt.
Um es nochmals zu verdeutlichen, schaltete er die kleine Lampe an, zog kurzerhand den Kissenbezug ab und warf ihn im hohen Bogen zur Tür. Er würde ihn morgen waschen und dann wäre er diesen Geruch los. Nachdem er das Licht wieder ausgeschaltet hatte, lag er einige Augenblicke da und starrte an die Decke. Obwohl er müde war, konnte er einfach nicht einschlafen. Ethans Gesicht kam ihm in den Sinn. Er hatte so gut ausgesehen und sicherlich würde Harry, wenn er einige Jahre älter war, auch so einen markanten Kiefer und so starke Hände habe.
Verdammt, er dachte ja schon wieder an den Punk. „Louis, du bist so dermaßen unkonsequent." murmelte er zu sich selbst, stand wieder auf und ging zur Tür. Mit den Füßen tastete er am Fußboden herum, bis er den Kissenbezig gefunden hatte, hob ihn auf und huschte damit schnell wieder zurück ins Bett, wo er die Nase wieder darin vergrub und sich vorstellte, der Junge von der Straße läge neben ihm. Erstaunlicherweise wurde er jetzt ruhiger und er lachte sich selbst dafür aus, wie er sich gerade verhielt. Doch irgendwann drifteten seine Gedanken ab. Da war nur noch Harrys Geruch und die Stille. Beides umhüllte Louis sanft und weich und er schlief ein.
.-.-.-.
Etwas Nasses tropfte ihm früh am nächsten Morgen ins Gesicht und er drehte sich weg. Jetzt tropfte es ihm genau ins Ohr.
Louis fluchte, drehte sich wieder auf den Rücken und starrte an die Decke. Ein dunkler Fleck hatte sich dort ausgebreitet und Wasser tropfte in regelmäßigen Abständen auf ihn herunter. Er brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass er in der Wohnung über ihnen offenbar einen Wasserschaden gegeben hatte, doch als ihm das klar wurde sprang Louis, wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett. In der Küche fand er eine Schüssel und platzierte sie unter dem Wasserfleck, dann schlüpfte er in eine Jogginghose und stieg die Treppe zum Übermieter hinauf.
Die Tür ging auf, kaum dass er geklingelt hatte und ein leicht gestresst wirkender Mann erschien. Er hatte einen Lappen in der Hand und seine Hosenbeine waren nass. „Oh, ich sehe, Sie haben Ihren Wasserschaden schon bemerkt." sagte Louis ruhig und der Mann nickte: „Ja, die Waschmaschine...wer sind Sie denn?" - „Louis Tomlinson. Ich wohne unter Ihnen." - „Unter..? Oh nein sagen Sie bitte nicht, dass das Wasser bei Ihnen angekommen ist." jammerte der Mann und machte ein leidendes Gesicht. „Leider doch. Es ist mir direkt ins Bett getropft. Aber wenigstens weiß ich, dass es nur eine defekte Maschine und kein Wasserrohrbruch ist." - „Ja, da bin ich auch froh. Ich beeile mich, alles aufzuwischen. Es tut mir wirklich Leid." sagte der Mann und Louis winkte ab. Es war wirklich nicht schlimm. Die Decke bekam man vielleicht mit einem Venitlator wieder trocken und solange kein neues Wasser nach geflossen kam, war er eigenlich schon beruhigt. „Sagen Sie bitte Bescheid, wenn Sie Hilfe brauchen." sagte Louis noch und machte sich dann wieder auf den Weg nach Unten.
Die Schüssel auf seinem Bett war schon fast voll und er tauschte sie rasch aus, bevor er sich duschte und umzog. Weil er nichts anderes zu tun hatte, kramte er eine Leiter aus der Abstellkammer, schob sein Bett beiseite und kletterte bis unter die Decke, wo er die Feuchtigkeit mit Handtüchern auffing und es langsam und ziemlich mühsam schaffte, den Wasserfluss einzudämmen.
Als er mit den nassen Handtüchern ins Badezimmer kam, um sie in den Trockner zu werfen, stand Tom unter der Dusche. Sie hatten kein Problem, wenn sie sich im Badezimmer mal zufällig begegneten und so sagte Tom nur: „Louis, mach bitte die Tür zu, sonst klebt mir der Duschvorhang am Hintern." Er wrang die Handtücher grob im Waschbecken aus und stopfte sie dann in die Maschine. Kurz bevor er sie anschalten wollte, kam es aus der Dusche: „Und, hast du dich wieder eingekriegt? Was war denn mit dir los? So hab ich dich ja noch nie erlebt." Tom streckte den Kopf hinter dem Vorhang hervor und sah ihn besorgt an. Sie kannten einander schon eine ganze Weile und bisher war Louis noch nie so ausgeflippt, wie gestern in der Küche. Er setzte sich auf den Trockner, ließ die Beine baumeln und zuckte mit den Schultern: „Ich hab keine Ahnung, was los war...irgendwie ist bei mir ne Sicherung durchgebrannt, als Ashton Harry erwähnt hat. Ich mache mir einfach so viele Sorgen um ihn." - „Und du bist sicher, dass du nicht in ihn verliebt bist?" hakte Tom nach und Louis rollte mit den Augen.
„Nein, man. Nur, weil er mir etwas bedeutet – ich meine weil mir nicht egal ist, was mit ihm passiert, heißt das doch noch lange nicht, dass ich in ihn verliebt bin." Obwohl es ihn wirklich ärgerte, dass Tom das Thema noch einmal angesprochen hatte, schaffte Louis es, ruhig und gefasst zu bleiben und seinem Mitbewohner so den Eindruck zu vermitteln, dass Harry für ihn wirklich nicht mehr, als ein Sozialfall war. Was ja auch stimmte.
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Way Out
FanfictionLondon - Touristenmagnet und schillernde Metropole. Aber auch Heimat von Hoffnung und Hilflosigkeit. Louis arbeitet als Streetworker und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Jugendlichen, die auf der Straße leben, eine neue Perspektive zu bieten. Harr...