„Schmeckts nicht?" fragte Louis 30 Minuten später, als sie gemeinsam an dem kleinen Tisch in der Küche saßen nur langsam aß und noch langsamer kaute. „Doch, schon", versicherte er ihm und lächelte kurz: „aber ich habe schon so lange nicht mehr so viel auf einem Teller gehabt...ich glaube, das schaffe ich alles gar nicht." gestand Harry und schob sich eine Gabel Kartoffelbrei in den Mund. „Du wirst dich wieder daran gewöhnen. Außerdem solltest du sowieso ein wenig zunehmen, damit du gesünder aussiehst." sagte Louis und deutete mit seiner Gabel auf Harry. Halb ernst, halb scherzend, fuhr er fort: „Solange du so aussiehst, lasse ich dich sowieso nicht ausziehen." Sofort schob Harry seinen Teller von sich und lehnte sich zurück. Louis machte große Augen und lenkte rasch ein: „Hey Curly, das war ein Scherz." Doch Harrys Blick bliebt ernst, als er sagte: „Ich würde alles tun, um bei dir bleiben zu können." Mit einem heißen, nervösen Pochen, das sich in ihm auszubreiten schien, sah Louis sein Gegenüber an und Harry erwiderte den Blick, ohne auch nur einmal zu blinzeln. „Du willst wirklich nicht weg von hier." Harry nickte kaum merklich und schien einen Moment nachzudenken, bevor er antwortete: „Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll Lou, aber du bist für mich sowas wie eine Familie geworden. Ich vertraue dir mehr, als irgendjemandem sonst und wenn du bei mir bist, dann glaube ich, dass ich alles schaffen kann, was ich nur will. Wenn du nicht da bist, dann fühle ich mich so allein und hilflos...wenn ich von dir weggehen muss, dann bin ich nicht sicher, ob ich weitermachen kann." Während er sprach, war Harry aufgestanden und hatte sich auf den Platz neben Louis gesetzt. Keiner sagte etwas und Louis hatte sogar sein Essen vergessen. Dass Harry ihm gerade mehr mitteilen wollte, als er eigentlich aussprach, war ihm vollkommen klar, doch er war sich nicht sicher, ob das eine so gute Idee war, wenn....ja, wenn was eigentlich? Louis schluckte hart und sah Harry an, der ihn noch immer musterte, als wolle er sich jedes Detail seines Gesichtes einprägen und er tat es ihm gleich. Sein Blick fiel auf den Ring in Harry Unterlippe auf dem der Punk herumkaute. Er beobachtete, wie Harry den Ring zwischen die Zähne zog und fragte sich, wie das Metall sich wohl anfühlen würde, wenn er ihn küsste.
Gerade wollte er sich selbst für diesen Gedanken rügen, als Harry wieder sprach. Leise und langsam formte er den nächsten Satz: „Kann ich nicht einfach bei dir bleiben?" Louis beschloss, den Punk dazu zu bringen genau das zu sagen was er sagen wollte, anstatt ständig um den heißen Brei herumzureden. „Und wieso? Du hast mir vor ein paar Tagen gesagt, du hättest dich in mich verliebt...stimmt das?" Rasch schüttelte Harry den Kopf und Louis zog ungläubig eine Augenbraue nach oben. Wollte er es jetzt womöglich leugnen? Oder hatte er es sich anders überlegt, weil Louis das Thema nicht von sich aus noch einmal angesprochen hatte? Vielleicht hatte er zu lange gewartet. Ein Ziehen machte sich in seinem Magen breit und er fühlte sich schlecht. Hatte er eine Chance verspielt? Doch Harry schüttelte noch einmal den Kopf und sagte: „Ich sagte: ich liebe dich. Das ist etwas anderes. Obwohl der Punk dabei ausdruckslos blieb, glitzerte etwas in seinen Augen und es schien, als könnte er sich nur mühsam davon abhalten, nicht zu lächeln. Louis legte die Gabel beiseite, streckte die Hand aus und strich Harry über die Wange. Der Schnitt auf der Haut war schon gut verheilt, fiel ihm auf, als er mit dem Daumen darüberstrich. „Du liebst mich?" hauchte Louis und beugte sich vor. Harry nickte und schmiegte sich in seine Hand. „Alle Zeichen deuten darauf hin..." sagte er und sah zu ihm auf. Seine Augen loderten. „Wenn du da bist, dann fühle ich eine Wärme, die..." Louis presste seine Lippen auf Harrys und brachte ihn so zum Schweigen. Zitternd seufzte der Punk gegen seine Lippen und strich mit der Zunge über die Unterlippe. Harrys Hände fanden ihren Weg in seinen Nackenund fuhren ihm durch das kurze Haar, sodass Louis eine Gänsehaut bekam. Vorsichtig löste er den Kuss nach wenigen Sekunden, entfernte sich aber nicht mehr als eine handbreit von ihm, sodass sie einander immer noch so unglaublich nahe waren. „Was wir hier machen, sollten wir lassen..." flüsterte Louis, doch er entkräftigte seine Aussage sofort, indem er hinzufügte: „...aber ich glaube ich kann das nicht. Dazu hast du mich schon viel zu lange um den Finger gewickelt." er beugte sich vor und küsste Harrys Nasenspitze ganz sanft. Der Punk grinste ihn an und Louis erwiderte das Lächeln, das so ehrlich und aufrichtig war, dass es ihn direkt ins Herz traf. Plötzlich schlang Harry die Arme um ihn und presste sich so fest gegen Louis, dass er ihn unwillkürlich an seine jüngeren Schwestern erinnerte, wenn sie ihn beim Abschied wieder mal nicht gehen lassen wollten. Vorsichtig legte auch er die Arme um ihn und drückte ihn an sich. „Bitte lass mich nicht gehen Lou...lass mich bei dir bleiben, bis ich rehabilitiert bin und dann will ich mit dir zusammenbleiben. Immer." nuschelte Harry gegen seine Brust.
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Way Out
FanfictionLondon - Touristenmagnet und schillernde Metropole. Aber auch Heimat von Hoffnung und Hilflosigkeit. Louis arbeitet als Streetworker und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Jugendlichen, die auf der Straße leben, eine neue Perspektive zu bieten. Harr...