Nachdem Harry im Aktenschrank verschwunden war, kümmerte er sich um alles, was in den letzten Tagen mal wieder liegengeblieben war und von dem er sicher war, dass Liam es sicherlich schon erledigt hätte, wenn es seine Arbeit gewesen wäre. Doch er war nun mal nicht Liam und so machte er sich an den Stapel und arbeitete alles langsam ab.
Das war einer der Illusionen, die er bei seiner Berufswahl gehabt hatte: als Streetworker arbeitete man nicht am Schreibtisch und tippte auf dem PC herum, dessen war er sich sicher gewesen. Doch wie fast immer, war es auch hier später im „echten" Leben ein wenig anders gewesen und so saß er heute bis in den Abend im Büro und arbeitete am Computer.
Erleichtert, dass es endlich 20 Uhr war, schaltete Louis das Gerät schließlich aus und suchte seine Sachen zusammen. Er würde erst wieder in zwei Tagen hier sein, denn morgen hatte er seinen freien Tag.
Zusammen mit Tom ging Louis an den freien Tagen häufig Joggen, oder sie trafen sich zusammen mit Freunden im Park, um Fußball zu spielen. Obwohl Louis noch nie der Typ gewesen war, der übermäßig viele Freundschaften pflegte, bekamen sie meistens genug Leute zusammen, um zwei kleine Teams bilden zu können.
Weil das Wetter schön war, machten sich die Beiden am nächsten Tag gegen Nachmittag gemeinsam auf den Weg in den nahegelegenen Park. Tom hatte einen Fußball in seinem Rucksack verstaut und als sie die Wiese betraten, die schon einige plattgetretene Stellen vorzuweisen hatte, winkten ihnen auch schon James, Paul, Ashton und Callum zu. „Macht ihr mit?" fragte Ashton, dessen blonde Locken bereits ziemlich nassgeschwitzt waren. Als Louis nickte, riss James erfreut die Arme in die Luft: „Yes! Dann bin ich raus – oh man ich brauche eine Pause." James war etwas kräftiger, als die Anderen und tat sich mit Ausdauersport immer etwas schwer – sodass er jede Gelegenheit nutzte, um eine Pause zu machen. Sobald Louis und Tom ihre Sachen unter einem Baum abgelegt hatten, lies sich James daneben ins Gras fallen und griff nach einer Wasserflasche. „Los, ihr seid dran." forderte er die Beiden auf, die sich das natürlich nicht zweimal sagen ließen und los rannten.
Sie spielten so lange, bis die Sonne untergegangen war und die ersten, nervigen Stechmücken sie belagerten. „Wir wollen noch ins Pub. Kommt ihr auch mit?" fragte Ashton, als sie ihre Rucksäcke und Taschen zusammengesammelt hatten und sich auf den Weg zur Straße gemacht hatten. „Na klar, was für eine Frage. Und du kommst auch mit Louis, keine Ausreden." verlangte Tom, lachte und zog Louis mit sich. Er wusste genau, dass er unter der Woche ungern Alkohol trank, um zu verhindern, einen Kater zu haben. In seinem Job musste er den Jugendlichen ein Vorbild sein, da konnte er sich keine Eskapaden erlauben. „Na los. Vielleicht lernst du ja deinen zukünftigen Ehemann kennen...." scherzte James und zwinkerte Louis zu. Seit die Jungs vor zwei Jahren herausgefunden hatten, dass Louis homosexuell war, hatten sie es sich zur Aufgabe gemacht, für Louis einen passenden Mann zu finden, was bisher leider nicht geklappt hatte. So war er seit zwei Jahren solo, aber auch nicht unbedingt scharf darauf, jetzt Jemanden zu finden. Seine Freunde hatten ihm zwar immer wieder verschiedene Jungs vorgestellt, doch außer einem netten Gespräch und einer Knutscherei vor wenigen Monaten, war nichts zustande gekommen. Natürlich war es auch heute wieder so: kaum hatten sie das heimelige Pub betreten, streckte Tom sich auch schon aus, um den Blick über die anwesenden Gäste schweifen zu lassen. Louis setzte sich neben ihn und wusste genau, dass er nach einem Kerl Ausschau hielt. „Nichts Brauchbares dabei." teilte er Louis einen Moment später mit und ließ sich neben ihm auf einen Barhocker fallen. „Hör auf, ständig so offen nach Typen Ausschau zu halten, das sieht aus, als hätte ich es voll nötig." beschwerte sich Louis, konnte aber nicht verhindern, dass er trotzdem leicht verzweifelt klang. Er bestellte beim Barkeeper ein Bier und nahm einen großen Schluck. „Ach komm, du würdest dich doch schon freuen, wenn du mal wieder Jemanden hättest. Das mit deinem Ex ist ja jetzt auch schon zwei Jahre her." sagte Tom und orderte sich ebenfalls ein Bier. „Ja, das mag sein, aber ich hab gerade auf der Arbeit so viel im Kopf, dass ich einfach keinen Nerv habe, mich auch noch um eine Beziehung zu kümmern." sagte Louis abschließend. „Tom, jetzt lass ihn doch mal mit dem Thema in Ruhe. Louis wird schon Jemanden finden, auch ohne, dass du ständig alle Typen für ihn aussuchst." mischte sich nun James von Louis anderer Seite aus ein und zwinkerte Louis verschwörerisch zu. Mit ihm hatte er sich immer gut verstanden, denn James war ein sehr friedlicher Mensch, was sehr angenehm war, wenn man, wie Louis, auf der Arbeit ständig mit Stress konfrontiert war. „Wie läufts denn bei dir?" erkundigte sich James und sah ernsthaft interessiert aus. Louis berichtete ihm in Kurzform von Harry und Zayn, vermied es allerdings, zu sehr ins Detail zu gehen, denn das ging Außenstehende nichts an. James war beeindruckt und sprach Louis gegenüber seinen tiefsten Respekt aus. Es war gut, mal zu hören, dass andere Leute seinen Job gut fanden und Louis verließ das Pub gegen Mitternacht. Tom wollte noch bleiben, aber da Louis am nächsten Tag Dienst hatte, wollte er nicht zu spät ins Bett gehen schließlich musste er morgen wieder fit sein.
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„Morgen!" Liam öffnete schwungvoll die Tür zum Büro und Louis, der direkt dahinter gestanden hatte, bekam sie hart gegen die Schulter. „Oh, Liam! Pass doch ein bisschen auf." murrte er und rieb sich die schmerzende Schulter. „Tut mir Leid Louis." entschuldigte sich sein Kollege und hängte seine Jacke an den Haken der Garderobe. „Was steht heute an? Suchst du noch einmal nach Harry? Ich hab gehört, dass er sich aus dem Staub gemacht hat." erkundigte er sich, während er seinen Rucksack auspackte und seine Brotbox in den kleinen Kühlschrank stellte, den es in ihrem Büro gab. „Nee ich glaube, ich sollte ihn für eine gewisse Zeit in Ruhe lassen. Wenn ich ihn jetzt zu sehr bedränge, dann macht er vielleicht komplett dicht und ich komme gar nicht mehr an ihn heran." antwortete Louis und warf sich mit frustriertem Gesichtsausdruck auf seinen Stuhl. „Ich kümmere mich jetzt mehr um Perrie. Sie hat Talent zum Schreiben und vielleicht kann ich sie davon überzeugen, ein Praktikum bei einem Verlag zu machen oder so." Tatsächlich hatte Louis beschlossen, das Mädchen irgendwo unterzubringen, wo man ihre Fähigkeiten schätzen und fordern würde und ein Verlag oder eine Zeitungsredaktion schien ihm da eine gute Lösung zu sein.
Zwar wusste Perrie noch nichts von seiner Idee, doch Louis machte sich gleich am Vormittag auf den Weg in die WG, um ihr seinen Vorschlag zu unterbreiten.
„...bei einer Zeitung?" unsicher sah Perrie ihn an und schien noch nicht so recht davon überzeugt zu sein. „Wieso nicht? Du hast Talent zum Schreiben und du bist kreativ, hast gute Ideen. Komm, versuch es wenigstens mal. Wenn es dir nicht gefällt, kannst du immer noch aufhören, aber es wäre der erste Schritt in die richtige Richtung." Louis setzte sich neben sie und legte ihr sein Tablet auf den Schoß. Er hatte bereits mit einigen Büros Kontakt aufgenommen, von denen mehrere zugestimmt hatten, eine Praktikantin zu nehmen, auch wenn sie aus einem schwierigen Umfeld stammte. Perrie klickte sich durch die Homepages und ihre Augen begannen zu leuchten, als ihr die Möglichkeiten bewusst zu werden schienen, die sich ihr boten. Grinsend beobachtete Louis sie dabei und bemerkte schnell, dass er mit der Idee bei Perrie gut angekommen war. „Soll ich mich überall bewerben?" fragte sie und sah ihn unsicher an. „Klar, auf jeden Fall. Wenn du es wirklich machen willst, dann setzen wir uns jetzt zusammen an den PC und schreiben deine Bewerbung."
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Way Out
FanfictionLondon - Touristenmagnet und schillernde Metropole. Aber auch Heimat von Hoffnung und Hilflosigkeit. Louis arbeitet als Streetworker und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Jugendlichen, die auf der Straße leben, eine neue Perspektive zu bieten. Harr...