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„Hazza, du solltest mich langsam loslassen. Sonst wird mein Essen kalt." flüsterte Louis irgendwann und nur zögerlich lockerte der Lockenkopf seinen Griff um ihn. „Danke." grinste er und gemeinsam gingen sie zurück in die WG. „Was war denn das gerade für ein Krach?" Nialls Zimmertür war aufgegangen und der Ire streckte den Kopf heraus. Als der Geruch von Louis Essen ihn erreichte, schnupperte er neugierig: „Oh, das riecht aber gut." sagte er und heftete den Blick auf das Essen, was Louis ganz recht war, denn so entgingen Niall Harrys ängstlicher Blick und die verquollenen Augen. „Ich kann dir zwei Frühlingsrollen abgeben, wenn du magst." bot Louis an und blieb stehen, um zwei davon aus der Box zu holen. „Wow, cool danke." Nialls Gesicht leuchtete, als er die warmen Frühlingsrollen entgegennahm und dann wieder in seinem Zimmer verschwand. Plötzlich schien es ihm egal zu sein, wer den Krach im Treppenhaus gerade veranstaltet hatte, denn er war mit seinen Frühlingsrollen beschäftigt.

Louis folgte Harry ins Zimmer und setzte sich dort an einen kleinen Tisch, packte sein Essen aus und suchte in der Tüte nach den Essstäbchen. Harry ließ sich aufs Bett sinken und dann auf den Rücken fallen. Er schien völlig fertig zu sein und die Augen fielen ihm immer wieder zu. Louis aß in Ruhe und beachtete Harry kaum, denn er lag abwesend auf seinem Bett, regte sich nur ab und zu einmal, wenn er sich in seiner Decke ein- oder wieder auswickelte. Erst, als er anfing schwerer zu atmen, hob Louis den Kopf und musterte seinen Patienten: Harry zitterte am ganzen Körper und ein Schweißfilm bedeckte seine Haut. „Mir ist kalt." bibberte er und rollte sich ganz klein zusammen. „Brauchst du noch eine Decke?" Ein müdes Nicken kam als Antwort und Louis holte eine aus dem Nachbarzimmer, legte sie über Harry, der dankbar seufzte und die Augen schloss.

Während Louis in aller Ruhe aß, behielt er seinen Schützling im Auge, der offenbar tatsächlich eingeschlafen war. Auch er selbst war richtig müde, schließlich hatte er letzte Nacht nicht sonderlich lange geschlafen. Er stand auf, kniete sich neben Harrys Bett und strich ihm über den Arm: eigentlich sollte er ihn nicht wecken, aber wenn er sich jetzt nebenan schlafen legte und Harry aufwachte und er weg war, dann würde er wieder Panik bekommen und das wollte Louis auf jeden Fall vermeiden. „Hazza...aufwachen." - „Hm..." die grünen Augen öffneten sich blinzelnd und er sah Louis kurz an. „Ich lege mich im Nebenzimmer hin. Ruf nach mir, wenn du mich brauchst, ja?" Verschlafen nickte Harry und die Augen fielen ihm wieder zu. Vielleicht war sein Schlaf so stark, dass er den ersten Tag schlafend hinter sich bringen konnte, überlegte Louis hoffnungsvoll, strich ihm noch einmal durch die dunklen Locken und stand dann auf. Die Tür zog er nicht zu, sondern ließ sie angelehnt. So würde er ihn besser hören können. Das Nebenzimmer war groß, doch außer einem Bett, einem leeren Regal und dem Nachttisch mit einer kleinen Lampe, stand nichts darin herum. Das Bett musste er noch beziehen und es kam Louis vor, als würde es eine Ewigkeit dauern, denn er war so müde, dass er sich am liebsten einfach so hineingelegt hätte. Als die Laken aufgespannt und Kissen und Decke überzogen waren, zog er sich bis auf Boxer und Shirt aus und legte sich hin. Es war unglaublich bequem und weich und Louis sank beinahe sofort in den Schlaf.

Obwohl er eigentlich davon ausgegangen war, spätestens nach einer Stunde von Harry geweckt zu werden, blieb es still und er konnte durchschlafen, bis der Himmel vor dem Fenster hell wurde, was heute nicht besonders viel war, denn es regnete und graue Wolken hingen in Fetzen über den Himmel. Louis gähnte, streckte sich und horchte dann, ob ein Geräusch aus dem Nebenzimmer zu hören war, doch es war noch still in der WG. Heute musste er unbedingt kurz nach Hause und sich eine Übernachtungstasche packen. Er hatte weder Klamotten zum wechseln, noch ein Handtuch oder eine Zahnbürste dabei. Das Shirt trug er seit dem Clubbesuch vorgestern und er musste es dringend wechseln. Hoffentlich wachte Harry bald auf, denn er getraute sich nicht, zu gehen und es einem Kollegen zu überlassen, ihm zu sagen, dass er kurz nach Hause gefahren war. Louis wusste, dass Harry niemandem außer ihm genug vertraute, um ihm zu glauben. Also kämmte er sich die Haare mit den Fingern, spritzte sich kurz eine Handvoll Wasser ins Gesicht und spülte sich den Mund aus, bevor er das Zimmer des Jungen betrat.

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