Das nächste Treffen mit Alexa lief dieses Mal ein wenig anders ab.
Sie waren spazieren gewesen und saßen nun in einem kleinen Café. Im Grunde war sie ja doch ganz okay, wenn sie nicht den Fan herausließ.
Alexa arbeitete als Make-up-Artistin und hatte auf die Art und Weise auch Ina kennengelernt.
»Falls du möchtest, kannst du ja gerne mal zu uns in den Salon kommen. Wir schneiden auch Haare.« , sagte sie.
»Mal schauen. Meine Haare sind eigentlich nicht zu ... bändigen, und ...«
»Ich mag deine Haare. Also deine Locken. Die sind so ... da will man durchwuscheln.«
Wieder dieser schmachtende Blick. Das war schon etwas, was ihn störte. Es war im Grunde ein Blick, den er zehntausendfach in der Menge der kreischenden Fans sah. Natürlich schmeichelte das hier und da, aber ... von einem Date erwartete er im Großen und Ganzen schon ein wenig mehr.
Dass man jemanden toll fand, ihn anziehend und und und, war selbstverständlich ein normaler Vorgang, aber dennoch blieb dieser Gedanke, dass sie sonst kreischend in der Crowd zu finden war.
... und wie schnell so etwas die Runde machen würde.
~ Dag datet auch Fans. Also ... wer hat noch nicht, wer will nochmal? ~
Er lächelte ihr zu und trank aus seiner Tasse, die er dann wieder auf den Tisch stellte.
»Ehm ... kann ich ... kann ich dich etwas ... Persönliches fragen?« , fragte sie ein wenig zurückhaltend.
»Klar.« , antwortete er. Schließlich sollte es ja ein persönliches Kennenlernen sein.
»Wie ... wie lang' ist deine letzte Beziehung her?«
»Ehm ...« Er überlegte. »... so zweieinhalb Jahre. In etwa.«
Ihr Gesicht veränderte sich ein wenig. »Aber ... davon wusste man nichts?!«
»Wozu auch? Ich muss ja nicht alles an die große Glocke hängen.«
»Nein, aber ...«
»Nein, is' so. Mein Beziehungsstand modifiziert nicht meinen Broterwerb. Ich bin immer noch ich.« , unterbrach er sie.
»Aber ... wenn deine Freundin das nicht will?«
»Was nicht will?«
»Ja ... quasi nicht existieren?!«
Er sah sie ein wenig stutzig an. »Inwiefern nicht existieren? Sie existiert für mich. In meinen Augen ist sie real. Sie muss das nicht für andere sein. Weil nur sie und ich diese Beziehung führen.«
»Aber ...« , begann Alexa aufs Neue. »... ist es nicht schöner, für eine Frau zu wissen, die Fans haben Kenntnis darüber, dass man die Freundin ist. Allein schon wegen des Anschwärmens und ...«
»Ehm. Du hörst dir schon selber zu oder?«
»Wieso?«
»Also wenn das ihr Problem ist, dann heißt es im Grunde, sie hat kein Vertrauen in mich.«
»Nein, aber ...«
»Doch. Wenn sie Angst hat, weil irgendwelche Mädchen und Frauen meinen Namen kreischen, traut sie mir ja zu, ich würde da irgendwas ...«
»Nein, du hast mich falsch verstanden. Ich meine ... also ... wenn du auf Tour bist und dann Lust hast, also du verstehst, und sich da eine ... anbietet, dann ...«
»... dann wären wir bei dem, was ich gerade gesagt habe. Wenn sie mir das zutraut, hat sie null Vertrauen.«
»Nein, du ... du verstehst mich nicht.«
»Doch. Ich denke, mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass ich da richtig liege.«
»Nein, aber ... man kann doch ... schwach werden.«
~ Nein, aber ... Nein ... Aber, aber, aber ... ~
Irgendwie hörte er nichts anderes mehr von ihr.
»Ich würde nie die Frau verletzen, die ich liebe.« , sagte Dag.
»Du bist nie ... fremdgegangen?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Also ... in meiner Jugend, ja ... da ist es schon geschehen, aber ... das waren auch nicht richtige Beziehungen. Man fängt gerade erst an mit dem anderen Geschlecht zu interagieren, und ... zu viele Reize von außen, plus Pubertät, da ist es schon schwer.«
»Du willst mir echt sagen, du hast es nie ... also wenn du so auf Tour warst, und ...«
»Nein. Also ... klar hatte ich da auch schon Sex, aber ... da war ich Single.«
»Also hattest du auch schon ... nur ... das Eine?«
»Du meinst lockere Sachen, oder Einmaliges?«
»Ja genau.«
»Ja.«
»Oh.«
Hätte er nicht die Wahrheit sagen sollen? Alexas Gesicht zeigte irgendwie, das sie solche Antworten nicht haben wollte. Aber was für welche, wären ihr denn lieber gewesen?
»Wären dir Lügen lieber gewesen?« , fragte er sie deshalb.
»Nein. Natürlich nicht, aber ...«
~ aber ... aber ... aber ... ~
Hatte es isoliert betrachtet gut angefangen, nervte ihn irgendwie dieses ständige „Aber" was sie von sich gab.
Sie hatte dem Anschein nach ein komplett falsches Bild von ihm.
Ein Versuch war es wert gewesen, doch ... Dag ging nicht davon aus, dass es ein weiteres Treffen geben würde. Sie und er ... das harmonierte mehr oder weniger nicht.
Vor seinem inneren Auge sah er sich in einem Auto sitzen ... die Ausfahrt war nicht jene, die er haben wollte ... sein Weg ging also weiter ... und weiter ... und weiter.
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Mit dir sieht Berlin aus wie Paris
FanfictionSalzige Meeresluft und ein strahlend blauer Himmel. Was benötigt man mehr? Dag unternimmt mit Freunden einen kleinen Urlaubstrip auf die Malediven. Juliette, die junge Frau, die er dort kennenlernt, war nicht eingeplant, dennoch verbringt er jeden...