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»Hast du den Schlüssel vergessen?« , fragte Ina in einem Handtuch eingewickelt und mit Turban auf dem Kopf, als sie die Haustüre geöffnet hatte, und Vincent Minuten vorher die Wohnung verlassen hatte. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig. »Tizzy?«

»Hi.« Juliette lächelte sie an. »Kann ich reinkommen?«

»Ehm ... klar natürlich.«

Sie trat ins Innere und blieb erst einmal verloren im Flur stehen, bis Ina vor ihr in das Wohnzimmer ging. »Komme ich vielleicht ... ungelegen?« , kam ein wenig zögerlich aus ihrem Mund.

»Nein. Setz dich doch. Möchtest du ... etwas trinken?«

Juliette schüttelte den Kopf. »Nein.«

Ina setzte sich zeitgleich mit ihr hin. Erst wollte sie so tun, als wäre ihre Freundin nicht ohne eine Erklärung abgeliefert zu haben einfach so verschwunden, doch dann ... »Wo warst du Tizzy? Ich habe mir Sorgen gemacht.« , schoss es aus ihr heraus.

»In Lille. Bei ... einer Tante von mir.«

»Du bist ... einfach so abgehauen.«

»Einfach so war es nicht, aber ... ja.«

»Du hast dich nicht einmal verabschiedet.«

»Es tut mir leid. Ich ... ich musste dringend weg.«

»Ich hab sogar bei Mathis und Rémi nachgefragt. Keiner wusste, wo du warst.«

»Weil ich es keinem gesagt habe.«

»Mir hättest du es sagen können.«

»Es tut mir leid okay. Ich bin halt ...«

»Bleibst du jetzt?« , fragte Ina, als sie ihre Freundin unterbrach.

»Ich ... denke. Ich glaub', ich war ... lang genug weg.«

»Lang genug?«

»Ich hab' eine Pause benötigt.«

»Von?«

»Das ist egal. Ich bin wieder da, und ...«

»Nein, so einfach mach ich dir das nicht. Du haust einfach ab und stehst jetzt hier, als wäre nichts geschehen?!«

»Ina, ich musste weg. Ich hatte keine andere Wahl.«

»Du ... du hast gesagt, du gehst nicht mehr. Wir wollten gemeinsam zum 20-Jährigen Jubiläum der Jungs gehen. Meine Hochzeit, die ...«

»Oh. Tut mir leid, dass ich nicht da war. Ich hoffe, es war eine schöne ...«

»Ich habe noch nicht geheiratet. Wir heiraten in fünf Wochen. Wir haben alles verschoben, und ... du wirst doch kommen, oder?«

Sie zwang sich, die Mundwinkel anzuheben. »Natürlich.«

»Wirklich?«

»Klar. Also ... auf die Feier. Ich werde mir keine Kirche und so reinziehen.«

»Wir heiraten nur standesamtlich. Und danach gibt es eine geheime Feier. Wegen des Kontaktverbots müssten wir sonst noch länger warten, aber Vincent hat alles in die Wege geleitet, so dass wir klammheimlich feiern können.«

»Oh ... okay.«

»Du wirst also kommen?«

»Wenn du mich da haben willst.«

»Natürlich will ich dich dabei haben.«

»Dann werde ich euer Gast sein.«

Ina lächelte sie an. »Ich bin froh, das du wieder da bist. Ich hatte schon Panik, du kommst gar nicht mehr wieder.«

»Ich hab' nur diese Auszeit benötigt.«

»Was genau ist vorgefallen?«

»Was meinst du?«

»Tizzy, ich bin deine Freundin. Wieso bist du geflüchtet?« Die Sorge hörte man. Ina wollte ihr helfen. Egal bei was.

»Ich bin da ... in etwas hineingeraten, wodurch ich eine Flucht benötigt habe.« , umschrieb sie es. Juliette hoffte, sie würde nicht weiter bohren. Sie hatte es überstanden. Zumindest ging sie davon aus. Sie war lang genug weg. Hatte Abstand gehalten und war bereits seit zwei Wochen wieder in Berlin. Ihre Freundschaft zu Ina wollte sie nicht ein weiteres Mal aufgeben, weshalb sie nun auch hier bei ihrer Freundin aufgekreuzt war.

Dag war ein Teil von Inas Leben. Darüber war sich Juliette bewusst. Sie musste also damit klar kommen. Die Droge oft vor ihren Augen, aber abstinent bleiben, war ihr Plan. Sie hatte es überstanden. Sie musste es überstanden haben. Schließlich war sie fern von ihm in Sicherheit gewesen. Nun, musste sie sich jedoch ihrer Sucht stellen.

Sie musste zurückkehren. Ihrer Freundschaft willen ... und um sich selbst zu beweisen, dass sie nicht zu denen Frauen gehörte, die sie nie sein wollte.

Sie war darüber hinweg.

Und Dag würde sie niemals mehr nahekommen.

Ein Hallo. Eventuell mal ein kleiner Plausch, doch mehr war ... vorbei.

Wieso sollte sie es nicht auf die Reihe bringen?

Sie hatte geheult. Tage ... und Nächte.

Doch jetzt war alles wieder ... okay.

Wenn andere Leute eine Zeitlang keine Zigarette anpackten, schafften sie es schließlich auch, keine neuen mehr anzuzünden.

Okay, der Vergleich war idiotisch. Die meisten wurden rückfällig.

Aber sie nicht. Sie war nicht schwach. Ja, sie hatte unendlich viel geheult wegen ihm. Wegen der Emotionen, die bei ihr aufkeimten. Wegen dem, was sie wollte. Wegen dem, wonach sie sich sehnte.

Doch damit war jetzt Schluss.

Juliette war wieder sie selbst.

Sie war nur einmal kurz ins Stolpern geraten. Mehr nicht. So etwas konnte geschehen. So etwas würde ihr nicht nochmal geschehen.

Es war wie ein Fieber, das sie schlagartig überfallen hatte. Doch sie war kuriert. Ihr inneres Chaos war ... weg.

»Aber jetzt ist alles okay ... bei dir?« , fragte Ina besorgt.

Abermals zwang, Juliette ihre Mundwinkel nach oben zu befördern. »Ja natürlich. Alles gut.«

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