Dag schlurfte schlaftrunken in die Küche.
Juliette war nicht da.
Verwirrt blickte er sich um. Sein Blick fiel in den Flur. Ihre Schuhe waren weg.
Wo war sie hingegangen?
Er dachte sich nichts dabei und ging davon aus, das sie Frühstück holen war. Sein nächster Gang war ins Badezimmer, wo er sich erst einmal unter die Dusche stellte, um richtig wach zu werden.
Nachdem er sich trocken rubbelte und ein Lied dabei summte, während er sich rasierte, dachte er für einen Moment, den Kaffeegeruch endlich wahrzunehmen ... doch nichts strömte in seine Nase. Es war lediglich eine Einbildung.
Wo blieb sie?
Er streckte seinen Kopf. »Schatz? Bist du da?«
Nichts.
Kein Geräusch.
Dag zuckte mit den Schultern und rasierte sich zu Ende, ehe er wiederholt in die Küche ging und die Kaffeemaschine anstellte.
Wenn er wenigstens wüsste, wann sie losgegangen war, um zeitlich abzustimmen, ob sie bereits lange weg war.
Wieso machte er sich gerade Sorgen?
Sie war schon öfters, seit sie zusammen waren, früher aufgestanden und hatte Frühstück besorgt. Die Zeit der Flucht hatten sie schließlich hinter sich gebracht.
Dennoch ...
Dag ging ins Schlafzimmer, nahm sein Handy und rief Juliette an.
Völlig konfus blickte er sich um, als ihr Klingelton erklang. Er latschte auf ihre Seite des Bettes und sah das iPhone seitlich liegen.
Sein Blick wirkte derangierter, umso länger er nachdachte.
Sie hatte kein Handy mit, aber ... war weg.
Mit pochendem Herzen öffnete er ihre Seite des Kleiderschranks, welche sie bereits länger in seiner Wohnung besaß. Die Kleidung war noch da.
Des Weiteren ging er nun in den Flur. Ihre Handtasche war da. Er öffnete diese und wagte einen Blick hinein. Ihr Portemonnaie war ebenso da.
Langsam holte er es dennoch hervor und bewegte den Reißverschluss.
Ihr Perso war drin.
Sie war demzufolge nicht geflohen. Wozu auch? Alles lief ...
Er runzelte die Stirn.
Die Hausbesichtigung. Hatte sie das ... so in Panik versetzt, dass sie ...?
Dag schüttelte für sich den Kopf.
Das war nicht möglich. Wenigstens ihren Personalausweis hätte sie dann mitnehmen müssen.
Ein wenig beruhigter, dennoch nachdenklich setzte er sich an den Küchentisch und wählte nach einigen Minuten, in denen Juliette immer noch nicht wiedergekehrt war, Ina an.
»Ja?«
»Ehm. Hey. Morgen Ina. Ich hoffe, ich störe nicht.«
»Nein nein. Bin schon länger wach. Alexis hat die Nacht zum Tag gemacht, und ...«
»Okay. Ehm ...« , unterbrach er sie einfach. »Blöde Frage. Ist ... Juliette eventuell bei dir?«
»Nein. Wieso? Wollte sie her?«
»Ich ... ich weiß nich'. Sie ist nicht hier. Ich bin aufgewacht, und ... ich hab' mir gedacht, sie wäre beim Bäcker, aber ... sie kommt und kommt nicht ... wieder.«
»Vielleicht ... wurde sie aufgehalten? Ruf' sie doch mal an, und ...«
»Sie hat ihr Handy nicht mit.« , unterbrach er sie abermals. »Ihre Handtasche ist auch hier. Also ... sie steckt sich meist nur einen Schein ein, wenn sie ...« Ihm fiel etwas ein und er sprang auf die Beine. Der Schlüssel war weg. Wenn man vorhatte abzuhauen, nahm man nicht den Hausschlüssel mit. Es war seiner, der fehlte. Nicht ihrer, wo auch der von ihrer Wohnung dran baumelte.
Juliette konnte keineswegs abgehauen sein.
»Dag?« , erklang Inas Stimme am anderen Ende. »Ist alles okay?«
»Ich ... sie hat meinen Hausschlüssel mitgenommen. Sie ... sie will also wiederkommen. Sie ...«
»Dag, sie hat sich bestimmt irgendwo festgequatscht. Warum sollte sie ... fliehen? Red' dir so etwas doch nicht ein. Tizzy liebt dich.«
»Ja. Ich ... ich weiß.« Er lachte kurz auf. »Du hast Recht. Ich ... für einen Moment halt, ... weil damals ...«
»Hey, ich verstehe dich. Aber, wie gesagt. Sie liebt dich. Sie will bei dir sein. Nicht fort von dir.«
»Ja. Es ... es ist auch nichts vorgefallen. Wir hatten keinen Krach oder so.«
»Siehst du.« Sie sprach mit beruhigender Stimme. »Nachher lacht ihr darüber. Ach, wo ich dich jetzt am Apparat habe ... sollen Vincent und ich nachher mit bei der Anschauung des Hauses sein?«
»Ehm ... klar, wenn ihr wollt.«
»Ja, sie war ja gestern ein wenig ... geschockt darüber, aber ich dachte, wir könnten dann über die ganzen positiven Dinge mit vielen Aaahs und Ooohs im Hintergrund glänzen.«
»Ja ... wäre vielleicht ... nicht schlecht.«
»Du wirst schon seh'n. Sie wird es lieben.« , sagte sie. »Oh, oder ... stören wir, weil ihr das komplette Haus einweihen wollt?«
Dag lachte. »Nee nee das geschieht nicht bei der Besichtigung. Auch wenn es schon unseres ist.«
»Okay, dann ... wie viel Uhr wolltet ihr hin?«
»Ich ... warte erst noch, wann sie wiederkommt. Dann kann ich euch eine ungefähre Uhrzeit nennen.«
»Gut. Dann ... bis später Dag.«
»Ja, bis später.« Er legte auf und sah zur Haustüre, als er Schritte vernahm.
Doch ... nichts.
Die Fußtritte entfernten sich, bis sie gar nicht mehr zu hören waren.
Dag stand auf und schüttete sich einen Kaffee ein.
Juliette würde schon nach Hause kommen.
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Mit dir sieht Berlin aus wie Paris
FanfictionSalzige Meeresluft und ein strahlend blauer Himmel. Was benötigt man mehr? Dag unternimmt mit Freunden einen kleinen Urlaubstrip auf die Malediven. Juliette, die junge Frau, die er dort kennenlernt, war nicht eingeplant, dennoch verbringt er jeden...