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Dag wurde wach, als ein Schatten in den Flur huschte.

Instinktiv sah er neben sich. Niemand war mehr da.

Wie von der Tarantel gestochen sprang er auf. »Du haust ab?« Völlig fassungslos betrachtete er Juliette, die gerade klammheimlich seine Wohnung verlassen wollte.

Sie sah zu Boden und dann in sein Gesicht. »Es tut mir leid.«

»Es tut dir leid? Es ... es tut dir leid?« Ungewollt wurde er lauter. »Was soll der Scheiß Juliette? Du kannst dich nicht an mich kuscheln und danach wieder abhauen. So läuft das nicht. Wir müssen unbedingt reden. Merkst du das denn nicht?«

»Dag, ich ... ich kann nicht bleiben okay?!«

»Und wieso nicht?«

»Das ver- ...«

»Nein. Komm nicht wieder mit diesem Geschwafel an. Verhalte dich erwachsen Juliette. Das, was du hier abziehst, geht so nicht.«

Sie schüttelte dezent den Kopf. »Ich kann nicht.«

»Nein, du haust jetzt nicht ab. Du kannst nicht herkommen, mit mir schlafen und dich dann verpissen.«

»Dag, ich ... ich kann dir nicht mehr geben als das.« Ihre Stimme zitterte.

Er schüttelte den Kopf. »Du lügst.«

»Ich bin nicht das, was du ...«

»Du bist genau das, was ich will. Juliette, ich ... ich will dich. Verstehst du das denn nicht?«

»Aber ... ich will dich nicht.« Ihre Stimme war kaum hörbar und Dag bemerkte abermals dieses Bängliche.

»Du lügst.« , wiederholte er. »All das kannst du nicht schauspielern. Ich hatte genug belanglosen Sex ... und das, was wir haben, ist etwas vollkommen anderes. Das weißt du selbst.«

Sie sah kurz weg und zog die Lippen ein. »Ich lüge nicht.«

»Dann schau mich an.« Er trat näher und hob ihr Kinn in seine Richtung. »Sag's mir ins Gesicht.«

Juliette sah in seine Augen. Diesen verfickt schönen Augen. »Ich ... ich will ... Ich will dich nicht.« , zwang sie über ihre Lippen.

Dag visierte sie genau und küsste sie. Einige Sekunden machte sie mit, ehe sie ihren Kopf abwendete. »Nicht.« , sagte sie und er erkannte genauestens die Tränen in ihren Augen.

»Wieso hast du mit mir geschlafen?«

Ihr Herz pochte so laut in ihren Ohren. Wieso war er wach geworden? Sie hatte doch genau aufgepasst, nicht zu geräuschvoll zu sein. »Du warst so traurig.« , gab sie an, obwohl es eine Lüge war. Den wahren Grund wollte sie ihm nicht mitteilen.

»Du hast aus Mitleid mit mir geschlafen?« , kam wieder rauchiger aus seiner Kehle. »Ein Mitleidsfick? Das bin ich für dich? Das willst du mir weismachen?«

»Es tut mir leid. Ich hab' dir gesagt, ich bin nicht das, was du willst.« Sie drehte sich nun komplett um, um ihre Tränen gänzlich zu verbergen. Ruckartig öffnete sie seine Haustüre.

»Alles war ... eine Lüge?« , hörte sie ihn fragen, woraufhin sie nickte und ... verschwand. Sie hörte, wie er seine Wohnungstüre mit Wucht zugeschlagen hatte, und zuckte anhand dessen zusammen. So schnell sie nur konnte, rannte sie die Stufen nach unten, raus ins Freie. Dort angekommen flossen die heißen Tränen wie auf ein Kommando ihre Wangen hinab. Sie konnte die nicht stoppen, als sie schon fast blind Richtung U-Bahn lief.

Warum war sie auch geblieben?

Weshalb war sie überhaupt hergekommen?

Wieso hatte sie mit ihm geschlafen?

Es war von ihr ausgegangen. Er hatte nichts getan. Er ... er war einfach anwesend. Sie hatte sich nach allem gesehnt.

Wie eine Drogensüchtige hatte sie gemerkt, dass sie einen nächsten Schuss benötigte. Und das war nicht zweideutig mit seinem Samenerguss gleichzusetzen. Juliette wollte bei ihm sein. Ihn spüren. Ihn berühren. Von ihm gehalten werden. Mit ihm einschlafen. Das komplette Programm.

... und das war falsch.

So durfte sie nicht fühlen.

So wollte sie nicht fühlen.

Sie lief die Stufen hinab und stolperte die letzten beiden, weil sie vor lauter Tränen gar nichts sehen konnte.

Wie ein Häufchen Elend saß sie auf dem dreckigen Boden und heulte.

Was hatte er nur mit ihr gemacht?

Juliette wollte nie wegen eines Kerls heulen und jetzt tat sie genau dies. Nicht in Hinsicht auf Betrug oder Ähnlichem, sondern einfach, weil sie etwas empfand.

Sie verspürte eine Menge.

Seine Nähe, Küsse, dieser leidenschaftliche Sex ... sein ganzes Wesen ... alles war etwas geworden, was sie als unverzichtbar einstufen würde.

Am liebsten wäre sie zurückgegangen. Juliette bemerkte diesen Drang, bei ihm sein zu wollen.

Sie wollte, dass dieser Schmerz verschwand.

Doch er war dafür verantwortlich. Es war seine Schuld, das sie hier wie eine lebende Leiche auf dem Boden saß und Tränenflüssigkeit vergoss.

Sie schniefte und stellte sich auf die Beine.

Das musste aufhören.

Dringend.

Sie benötigte einen Entzug. Das bisschen, was sie hinter sich hatte, hatte keineswegs geholfen. Sie war direkt wieder in seine Arme gelandet.

Wie ein Junkie.

Sie hatte einen kalten Entzug nötig. Nur das konnte noch helfen.

Juliette konnte keinen Drehtür-Effekt mehr gebrauchen. Dieses phasenweise Abstinente würde ihr Untergang sein.

Sie musste dem Rauschmittel fernbleiben.

So richtig ... fern.

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