»Die Location steht. In zehn Wochen ist es so weit. Wir hatten Glück, das vorher noch was frei geworden ist.« , sagte Vincent, als Dag das Studio betrat.
»Was? Jetzt doch so fix?«
»Ja. Eigentlich hätten wir mindestens sechs Monate warten müssen. Aber da viele ihre Termine wegen der Pandemie abgesagt haben, können wir doch schneller als gedacht alles in Angriff nehmen.«
»Das ist gut. Das freut mich. Und ... die Location? Was genau ist da jetzt geplant?«
»Wir haben da eine ... leerstehende alte Fabrik. Die wird jetzt schalldicht gemacht. Alles verdunkelt. Und ... die Party kann danach starten.«
»Fällt ja nicht auf, wenn da tausende Autos parken.«
»Dafür wird mir schon etwas einfallen.«
»Kannst ja Alexander Straub mal fragen, ob er mit ein bisschen Magie nachhelfen kann.« , witzelte Dag.
»Dann müssen die Leute halt mit den Öffis oder Taxi, Uber ... keine Ahnung was kommen. Es wird eh Alkohol getrunken. Ich gehe mal davon aus, dass nur wenige mit einem fahrbaren Untersatz antanzen werden.«
»Wenn die Bullen davon Wind bekommen, seid ihr gefickt.« , lachte Dag. »Aber ich find's gut. Ein bisschen Action gehört zu 'ner Party.«
»Nein nein. Es soll ruhig vonstattengehen. Also ... nicht die Party selbst. Ich mein', keine ... Vorkommnisse.«
»Was soll schon passieren? Ist 'ne Hochzeit. Hast ja keine Affäre, die da Terz machen wird.«
»Nein habe ich nicht Dag.«
»Dann ist doch alles Tutti.« Er lächelte Vincent an. »Und danach wird ... Gas gegeben?«
»Falls du mit Gas meinst, ein Kind zu zeugen, dann ... ja. Also wir sind schon dabei. Keine Verhütungsmittel. Sie misst Temperatur und so weiter. Also ... nicht gerade ... der Burner, aber ... sind auf dem richtigen Weg.«
»Dann werde ich ja bald Onkel.«
»Ich hab Angst.« , gab er nach einigen leisen Sekunden von sich.
»Wovor?« Dags Grinsen verschwand.
»Na ja. Dem nicht gerecht zu werden. Ich ... ich hab' mir nie ausgemalt, ein Vater zu sein. Was ist, wenn ich grottenschlecht darin bin?«
»Niemand hat beim ersten Mal Erfahrung darin.«
»Aber was ist, wenn ich das total versemmle? Wenn mein Kind dann irgendwann sich nur denkt Ach-da-ist-ja-wieder-der-Idiot?!«
Dag blinzelte ihn verwirrt an. »Wieso sollte dein Kind so über dich denken?«
»Weil ich ... vielleicht kein Vater bin?! Ich ... bin vielleicht bei der Zeugung ein wichtiger Bestandteil, aber ...«
»Ach Vinne, du denkst zu viel nach.«
»Tu ich das? Ich hab einfach Panik.«
»Das ist normal. Und ... das wirst du vielleicht noch öfters bekommen. Es werden immer wieder mal Tage kommen, wo du ... zweifelst. Es sei denn, du hast dich doch dagegen entschieden. Dann musst du natürlich nochmal mit Ina ...«
»Nein. Dagegen habe ich mich nicht entschieden. Aber ... was ist, wenn ...?«
»Du wirst das packen. Du wirst ein toller Vater.«
»Bist du dir da sicher?«
»Klar. Schau ma', wie du immer auf mich achtgibst. Da wirst du das bei deinem Eigen Fleisch und Blut erst Recht machen.«
Vincents Mundwinkel gingen hinauf. »Ich hoffe es.«
»Du wirst kein Idiot sein. Glaub mir.«
»Danke.«
Dag sah auf sein Handy, als es einen Ton von sich gab. Es war Alexa.
- Hast du Lust, wenn wir uns heut Abend einen Film bei dir oder mir ansehen? 😙
Ihr Netflix and Chill Getue kannte er ja bereits.
- Nein sorry, kann nicht.
Umschrieb er sein Nichtwollen.
- Wir können auch etwas anderes machen.
Seit er sie wieder mehr an seinem Leben teilhaben ließ, hatte sie sich eigentlich gut im Zaum gehalten. Doch in letzter Zeit ging sie mehr in die Offensive.
Dag musste ihr dringend noch einmal klarmachen, das zwischen ihnen keine Beziehung oder so abermals zustande kommen würde.
Er war ihr schlicht und einfach nur entgegengekommen, aber hatte rein gar nichts in Aussicht.
Nicht mal Sex wollte er mit ihr, obwohl ihm klar war, dass sie sofort dazu bereit sein würde.
- nein, ich habe schon etwas vor.
- ich kann auch später zu dir kommen. Du bist doch eh voll oft die halbe Nacht wach.😉
Er verdrehte die Augen.
»Alles okay?« , fragte Vincent.
»Alexa.« , antwortete er nur und steckte sein Handy weg.
»Sie wird es schon irgendwann raffen.«
»Ich hoffe es.«
»Du musst halt schauen, das du null Signale sendest.«
»Signale? Mein Funkturm ist gar nicht intakt, und erst Recht nicht auf sie ausgerichtet.«
»Du weißt, wie ich das meine. Sie deutet, denke ich, jede Kleinigkeit in eine andere Richtung.«
»Natürlich tut sie das.«
»Vielleicht solltest du dann doch besser wieder auf mehr Abstand ...«
»Damit sie genau wie ich endet?«
»Du kannst die Sache zwischen dir und Juliette nicht mit der da gleichsetzen. Das ist etwas vollkommen anderes.«
»Ist es das? Ich will Juliette. Sie mich nicht. Alexa will mich. Ich sie nicht. Hört sich für mich genau gleich an.«
Vincent tat so, als hätte er es überhört, dass sein bester Freund die Sache mit Juliette in die Gegenwart gesetzt hatte. »Nein. Ist es aber nicht.«
»Ich kann ihr nicht mal böse sein.« , sprach Dag und blickte wie durch Vincent hindurch. »Ich habe keine Gefühle für Alexa, weil man ... so etwas nicht erzwingen kann. Ich habe mir bei Juliette einfach nur mehr erhofft, weil ich das gerne so ... gehabt hätte. Weil meine Gefühle ... da sind.« Wieder die Gegenwart. »Ich muss das einfach akzeptieren. Anders geht es nicht. Auch wenn ich mir immer wieder weismache, dass von ihrer Seite irgendwas gewesen sein muss, war das, denke ich, vielleicht doch nur eine Illusion. Etwas, was ich gerne sehen wollte, und womöglich bin ich da genau wie Alexa. Falsche Interpretation.«
»Sie wird dir irgendwann begegnen und dann wird alles andere egal sein.« Vincent sprach ihm Mut zu und hoffte, dass wirklich eines schönen Tages die Frau vor Dag stehen würde, die diese Lappalie aus seinem Kopf nichtig machen könnte.
DU LIEST GERADE
Mit dir sieht Berlin aus wie Paris
FanfictionSalzige Meeresluft und ein strahlend blauer Himmel. Was benötigt man mehr? Dag unternimmt mit Freunden einen kleinen Urlaubstrip auf die Malediven. Juliette, die junge Frau, die er dort kennenlernt, war nicht eingeplant, dennoch verbringt er jeden...