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Juliette hatte sich bereits fast heiser geschrien.

Ihr fehlte die Kraft, um weiterzumachen, denn weiterhin hatte sie ebenso versucht, diesen Scheiß Knoten aufzubekommen.

Wer hatte den gemacht? Davy Jones?

Knoteten Piraten nicht Seile zusammen?

Hieß es nicht sogar Seemannsknoten?

Juliette war mit der Frage überfordert, aber war sich darüber im Klaren, dass dieser nicht so leicht aufging, wie gedacht.

Ihre Nägel waren bereits immens eingerissen, bei dem Versuch, den mit Fingerspitzengefühl eventuell auseinanderzubekommen.

Sogar hatte sie ausprobiert die rote Drehvorrichtung irgendwie abzumontieren. Doch dieser war wie einbetoniert. Nicht mal drehen ließ sich dieses scheiß Teil. Mit den Händen hatte sie daraufhin und weil sie extrem wütend und verzweifelt war, wie wild draufeingeschlagen, so dass sie nun auf das Blut sah, welches sie sich im Alleingang durch ihre Verletzungen zugefügt hatte.

Ihre Handinnenflächen pochten wie verrückt.

Wie geistig umnachtet musste ein Mensch sein, dass er dies einem anderen antun konnte?

Würde Alexa wahrlich nicht mehr wiederkommen?

Sollte diese Verrückte die letzte Person sein, die Juliette zu Gesicht bekam, ehe sie ... elendig hier unten krepieren würde?

War das ihr Ziel?

Dass sie das letzte Gesicht war, was in ihrer Erinnerung blieb?

Juliette dachte augenblicklich an Dags Antlitz. Seine Augen, wenn er sie ansah. Das Gesicht, das sie vielleicht nie wiedersehen würde.

Verzweifelt hockte sie auf dem Boden und wischte sich die schmerzenden Hände an ihrem Shirt ab.

Das Blut sah aus wie ein Muster, als sie an sich herabsah. Wie diese bunten T-Shirts, die sie in der Schule beim Textilunterricht gemacht hatten, als sie weiße Oberteile verknoteten und anschließend in rote Farbe tunkten.

Gleichzeitig dachte sie an ihren Freund, der Unmengen solcher Kleidungsstücke sein Eigen nannte.

Was Dag jetzt wohl tat?

Dachte auch er gerade an sie?

Juliette ging nicht davon aus, dass er auf Flirtversuche von Alexa eingegangen war. Eher machte sie sich Sorgen, wie er ihr Verschwinden bewertete.

Ging er höchstwahrscheinlich über diese idiotische Wahrscheinlichkeit aus, sie hätte ihn verlassen?

Sie war weg. 

Ohne ein Wort zu sagen, war sie verschwunden.

Es wäre schließlich nicht das erste Mal. Juliette nahm es ihm nicht übel, falls er auf der Hand liegend dachte, sie wäre geflohen. Es machte sie nur traurig, dass sie ihn nie wieder sehen würde, und er ... dies in Erinnerungen behalten könnte, dass sie vor ihm weggerannt war.

Während sie heulte, musste sie lachen.

Wie dämlich sie doch war.

Er hatte ein Haus gekauft.

Ein Heim für sie beide.

Dabei war Dag längst ihr zu Hause.

Wovor hatte sie also Angst? Sie war doch schon mittendrin. Die Wände würden sich ändern, aber ... sie und Dag bemalten diese zugegeben bereits mit lauter bunten Farben, während er gemeinsame Bilder von ihnen, an die Mauerwerke hing, auf denen sie glücklich waren.

War sie so eingenommen von den Taten anderer, dass sie ihr wahres Glück gar nicht richtig wahrgenommen hatte?

Dass sie deshalb zurücksteckte, statt komplett einzutauchen, in dieses wunderschöne Gefühl, für welches ihr Freund verantwortlich war?

Er hatte erst ihr Leben mit Farbe bekritzelt. Punkt für Punkt. Strich für Strich ... bis er mit dem Ausmalen beginnen konnte.

Dag war nicht ihr Vater.

Er war nicht Rémi und auch nicht Mathis.

Dag war Dag. Und Dag ... liebte sie. Er wollte eine Zukunft mit ihr. Und das so stark, dass er ... ein Nest für sie beide gefunden hatte.

Mit verschwommenen Blick sah sie sich um.

Eine Zukunft ...

Sie hatte anscheinend keine mehr.

Und erst Recht nicht mit ihm.

Hatte sie Panik davor, die eigenen vier Wände mit ihm zu besitzen, waren diese Wände um sie herum so erdrückend, dass sie dachte, zu ersticken.

Oder war es das bereits?

War hier so wenig Sauerstoff?

Hatte sie zu viel herumgeschrien, das ihr dieser früher als gedacht ausgegangen war?

Juliette hatte nun wahrlich das Gefühl, das sie kaum noch atmen konnte. Ihr war klar, dass dies mit Sicherheit nur eine Einbildung war, aber sie bemerkte wie ihre Atemzüge durch die Panik kürzer und kürzer wurden.

Sie registrierte die Hyperventilation, die dadurch zustande kam, konnte jedoch ihr Atmen auf irgendeine Weise nicht ändern.

Panisch sprang sie auf die Beine und bückte ihren Oberkörper nach vorne. War das nicht die typische Stellung, um eine zu vermeiden? Oder ... sollte man sich strecken, um die Lungenflügel ...?

Während sie darüber nachdachte, bemerkte sie den kalten Schweiß und die zusätzliche Hitze ihres Körpers. Das Schwirren in ihren Ohren, der immer schneller werdende Schlag ihres Herzens und der Film, der sich über ihre Augen legte.

Übelkeit war ebenso vorhanden, doch statt sich im wahrsten Sinne des Wortes auszukotzen, fiel sie benommen nach vorne und bemerkte nur für eine Millisekunde den dumpfen Schmerz des Aufpralls.

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