Chapter Three

271 17 1
                                    

Autumn

Ich hatte verschlafen. Eigentlich hatte ich mir einen Wecker auf 18:30 Uhr gestellt, damit mir noch genug Zeit blieb mich fertig zu machen. Nur war das hinfällig, weil es schon kurz nach halb acht war. Und wollte ich nicht zu spät zur Arbeit kommen, musste ich mich wirklich beeilen. Ich ließ die schwarze Jeans an. Schlüpfte in meine weiß-grauen CA Pro Classic von Puma und klemmte mir die Jacke unter den Arm. Meinen weißen Pullover schmiss ich achtlos auf mein Bett und griff mir stattdessen einen weinroten cropped Pullover. Um Zeit zu sparen, zog ich ihn mir auf dem Weg ins Erdgeschoss über und zupfte ihn gerade noch zurecht, bevor ich die letzte Treppenstufe überwand und erstarrte.

An der Rezeption lehnte ein Typ. In ungefähr meinem Alter. Vielleicht auch etwas älter. Das war aus der Ferne schwer zu sagen. Er hatte die Arme lässig vor der Brust verschränkt und das Grinsen in seinem Gesicht verriet mir, dass er gesehen hatte, wie ich halbnackt die Treppen nach unten gekommen war. »Fuck!«, fluchte ich leise. Das war ganz klar einer der Nachteile, dass wir ein Bed & Breakfast führten. Man konnte sich nicht einfach kopflos, wie ich eben, auf der Treppe umziehen, weil man immer damit rechnen musste, dass jemand einen sah. Normalerweise sah mir eine solche Aktion auch nicht ähnlich. Allerdings war ich spät dran und im Stress. Da zählte jede Minute.

»Das musst du wegen mir nicht sagen. Mir hat der Anblick durchaus gefallen«, knallte sein Kaugummi unnatürlich laut in der vorherrschenden Stille. »Ähm... okay«, wusste ich nicht, was ich sonst dazu sagen sollte, schüttelte einfach nur den Kopf und lief um den Tresen. »Was kann ich sonst für Sie tun?«, versuchte ich mich professionell zu verhalten und auszublenden, was gerade passiert war. Langsam drehte er sich zu mir um und ich stockte erneut. Ich konnte nicht anders und musterte ihn eindringlich. Angefangen bei seinen schwarzen Haaren, die er in einem Undercut trug, den schwarzen Stecker in seiner Augenbraue, seine langen Wimpern, seine Augen, die so dunkelbraun waren, dass sie auch schwarz hätten sein können, seine gerade Nase und zu guter Letzt dieser göttliche Mund.

Und verdammt nochmal. Ich konnte nicht glauben, dass ich das soeben gedacht hatte. Aber es stimmte. Seine vollen Lippen brachten mich aus dem Konzept. Genau wie seine Erscheinung im Allgemeinen. Ich meinte, was machte ein solch attraktiver Typ hier bei uns. Denn er sah nicht so aus, als würde er Skifahren oder gern wandern gehen. Ganz im Gegenteil. Er wirkte eher so, als würde er jeden Abend in einen anderen Club gehen und sich dort eine Gespielin für die Nacht auserkoren, ohne ihn damit vorschnell verurteilen zu wollen. »Ich hab ein Zimmer gebucht«, sagte er plötzlich und riss mich damit aus meinen völlig unangebrachten Gedanken. »Wie bitte?«, fragte ich deshalb verwirrt. »Ich hab ein Zimmer gebucht«, wiederholte er zufrieden grinsend seine Worte. Er wusste genau, was für eine Wirkung er auf Frauen hatte.

»Ähm klar. Wie ist Ihr Name?«, zwang ich mein Gehirn zu arbeiten. »Caleb Wright«, stützte er seinen Unterarm auf dem Tresen ab und kam mir dadurch unweigerlich näher. Ich zuckte zurück und wandte mich dem Kalender zu, der neben dem Computer lag. Trotz dessen erreichte mich eine Wolke seines Geruchs. Eine Mischung aus Minzkaugummi und einer nicht zu aufdringlichen Seife. Mit hektischen Bewegungen, die meine Unruhe sicher verrieten, suchte ich nach seinem Namen. Mir der Tatsache, dass er mich genaustens beobachtete und meine Nervosität bemerkte, mehr als bewusst. »Hier. Zimmer 15«, griff ich nach dem Schlüssel und schob ihn Caleb hinüber. »Zeigst du mir noch, wo das ist?«, überging ich kommentarlos, dass er mich duzte.

»Natürlich. Wenn Sie mir folgen«, hielt ich mich an meine Vorschriften stets freundlich zu sein und Gäste zu siezen, bis sie einem das du von selbst anboten. Er nahm sich sein Gepäck und folgte mir die Treppe nach oben. »Hier«, atmete ich erleichtert aus, als wir endlich vor der besagten Zimmertür standen. »Frühstück gibt es täglich von 8 bis 10 Uhr. Der Schlüssel ist für die Zimmertür und der Transponder für die Haustür, weil die um zehn abgeschlossen wird. Bei Fragen oder Problemen nicht zögern etwas zu sagen. Zurzeit sind nur mein Dad und ich hier im Haus. Aber wir sind beinah die gesamte Zeit über zu erreichen. Nur jetzt gerade ist er noch nicht da und ich muss zur Arbeit. Deshalb... Bei dringenden Anliegen einfach noch eins höher und dort klingeln. Ansonsten wünsche ich Ihnen einen angenehmen Aufenthalt«, erklärte ich knapp.

Glowing DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt