Autumn
Es würde gleich so weit sein. Stacy würde diesen Typen heiraten, welcher mir bis jetzt völlig fremd war. Für uns alle. Außer Caleb, sie selbst und ihre Eltern wusste niemand genau mit wem wir es hier zu tun hatten. Riley und Reece waren gestern Abend spontan angereist. Zu fünft hatten wir die Nacht in Reece Apartment verbracht, weil wir Stacy keinesfalls allein lassen wollten. Und jetzt, in diesem Moment, halfen Riley und ich der Braut nicht die Nerven zu verlieren. Ein professionelles Team bestehend aus Friseuren und Kosmetikern hatte sich um Stacys Erscheinungsbild gekümmert. Das Kleid wurde von einer Schneiderin, die nicht Emelie war, letztmals angepasst. Zu dem jetzigen Zeitpunkt steckte sie allerdings noch in einem cremefarbenen Satinmantel. »Ich habe Angst«, war Stacy kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Riley und ich tauschten hilflose Blicke aus. Wir konnten nichts dagegen tun, das Einzige, was wir tun konnten, war für sie da zu sein und ihr in dieser verstrickten Situation beizustehen.
»Wenn er dich schlecht behandelt, lernt er uns erst richtig kennen«, hatte Riley sich hinter Stacy gestellt und rieb mit den Händen über ihre Oberarme. »Riley hat recht. Wir sind für dich da. Immer. Wenn du es mit ihm nicht mehr aushältst, rufst du uns an und wir kommen dich besuchen oder du uns. Du musst dir nicht alles gefallen lassen. Versprichst du mir das?«, legte ich meine Hand auf ihren Unterarm. Ihre Haut war von einer Gänsehaut der unschönen Sorte überzogen. Zudem zitterte sie und stand kurz davor in Tränen auszubrechen. »Versprochen«, sah sie mich durch den großen Spiegel an. »Danke Mädels. Ich habe euch lieb«, stand sie auf und schloss uns beide gleichzeitig in ihre Arme. »Ihr habt noch 30 Minuten«, klopfte es plötzlich lautstark an der Tür, weshalb wir alle zusammenzuckten. »Wir sind gleich so weit«, rief Stacy, holte tief Luft und ging langsam auf ihr Kleid zu, was bis dato noch auf einem Bügel hing. »Los geht's«, schloss sie die Augen und fuhr über den spitzenbesetzten Tüll.
»Okay«, nickte ich aufmunternd, nahm den Bügel vom Haken und befreite das Kleid vorsichtig davon. Stacy schlüpfte vorher in ihre High Heels. Uns entging nicht, wie sie nochmal tief Luft holte und mit bebenden Fingern den Satinmantel von ihren Schultern schob. Zum Vorschein kam transparente Unterwäsche in einem zarten Babyrosa, mit Spitzenapplikationen. Ich schluckte bei dem Anblick. Diese Unterwäsche schrie geradezu nach erotischem, leidenschaftlichen Sex. Nur würde es diesen für Stacy nicht geben. Nicht so, wie eine Frau sich so etwas in ihrer Hochzeitsnacht wünschen würde. Dieser Gedanke machte mich unendlich traurig, was man mir wahrscheinlich auch ansah. »Kopf hoch ihr beiden. Lasst uns den Abend und die Feier genießen. Danach können wir immer noch Trübsal blasen«, versuchte Riley aufmunternde Worte zu finden. Tapfer wischte ich mir über die Wangen. »Sie hat recht. Jetzt wird gefeiert«, öffnete ich das Kleid und hielt es Stacy hin, damit sie reinsteigen konnte.
Ich schloss die wenigen Knöpfe am Rücken, während Riley den Stoff zurechtzupfte. »Ich bin sprachlos. Das Kleid auf dem Bügel sah ja schon unglaublich aus aber... mir fällt keine Steigerung zu unglaublich, atemberaubend und umwerfend ein«, betrachtete Riley die Braut und tupfte mit einem Taschentuch, die vor Rührung geflossenen Tränen weg. »Seid ihr fertig?«, wurden wir erneut unterbrochen. Diesmal jedoch von einer bekannten Stimme. Caleb stand vor der Tür. Reece wahrscheinlich mit ihm. Immerhin würden wir fünf in einem extra Wagen zu der vorgesehenen Location gefahren werden. Wie ich mitbekommen hatte, würden Stacy und Levant in einem Schloss getraut werden, was extra für diesen Anlass angemietet wurde. Das sagte eigentlich schon alles. Mehr wussten wir bis hier jedoch auch noch nicht. Ich lief zur Tür und öffnete diese. Wie erwartet standen Reece und Caleb davor. Letzterer nahm mich sorgfältig in Augenschein.
Verunsicherung machte sich in mir breit, als er eine Weile nichts sagte, sondern mich nur anstarrte. »Sieht es blöd aus?«, sah ich prüfend an mir herunter. Mir selbst gefiel das tannengrüne knielange Kleid mit dem mittigen Schlitz ziemlich gut. Dazu meine gewellten, zurückgesteckten Haare. Ein dezentes Make Up und als Ersatz für meine Brille Kontaktlinsen. »Soll ich mich umziehen? Ich habe bestimmt noch etwas anderes mit... ich«, zwang mich meine Nervosität zu einer Pause. Einer Pause in der weiter Stille herrschte, bis Reece Caleb unsanft mit dem Arm anstieß und mit einen »Sag schon was«, aus seiner Trance riss. »Du siehst überwältigend aus. Ich weiß gerade gar nicht so recht, was ich sagen soll«, kam endlich Leben in Caleb. Er legte seine Hände an meine Oberarme und ließ sie den ganzen Weg nach unten über meine nackte Haut gleiten. Seine zärtliche Berührung ließ mich erschaudern und entfachte eine Welle der Lust in meinem Schoß. An sich ein gutes Zeichen. Allerdings zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt überhaupt.

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Glowing Desire
RomanceTextausschnitt: Meinen weißen Pullover schmiss ich achtlos auf mein Bett und griff mir stattdessen einen weinroten cropped Pullover. Um Zeit zu sparen, zog ich ihn mir auf dem Weg ins Erdgeschoss über und zupfte ihn gerade noch zurecht, bevor ich di...