Chapter Fifty

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Caleb

Nachdem ich eine halbe Stunde im Auto gewartet hatte und keine der beiden an ihr Handy ging, lief ich selbst zu dem Brautmodengeschäft. Sie hätten wenigstens Bescheid geben können, dass es länger dauerte als angenommen. Als ich den Laden betrat, war niemand zu sehen. Da ich von oben Gelächter hörte, stieg ich die Treppe hoch. Möglichst unauffällig schlich ich mich an. Wie peinlich wäre es denn, wenn die beiden bereits gegangen waren und fremde Leute jetzt dort oben stünden. Sehr peinlich. Unglaublich peinlich sogar. Deshalb musste ich mich zuerst vergewissern, dass ich die richtigen Personen erwischte. Der blonde Haarschopf, der ab der Hälfte der Treppe zu sehen war, ließ mich innerlich herunterfahren. Stacy und Autumn waren noch hier. Ich wollte die beiden gerade auf mich aufmerksam machen, als mir die Worte im Hals stecken blieben. Ich hatte damit gerechnet Stacy in einem Hochzeitskleid zu sehen, ja. Aber das Autumn ebenfalls eins trug, war überraschend. Vor allem, als mir bewusst wurde, was es für eins war.

Sie sah einfach nur wunderschön aus. Wenn sie mir in diesem Kleid irgendwann vor dem Altar gegenübertreten würde, würde es mir die Sprache ebenso verschlagen, wie in diesem Moment schon. Die offenen Haare lagen über ihren Schultern und verbargen den Ausschnitt des weißen Kleides geschickt. Ihre Brille hatte sie abgenommen und gegen einen farblich, zum Kleid passenden, Blumenkranz eingetauscht. Durch den dünnen Stoff kam ihr Körper sehr gut zur Geltung und der Beinschlitz gab mir den Rest. Völlig platt lehnte ich mich einen Moment an die Wand und wartete, dass mein Körper, allen voran meine Lendengegend, wieder herunterfuhr. Danach sammelte ich meine ganze Kraft, überwand die letzten Treppenstufen mit lauteren Schritten und räusperte mich. »Guten Tag«, begrüßte ich die Verkäuferin, die mich mit geweiteten Augen ansah. Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie Stacy Autumn etwas unsanft in Richtung der Umkleide schubste. »Schnell versteck dich«, wies sie meine Freundin an, was mich schmunzeln ließ.

»Sehen Sie nicht, dass wir beschäftigt sind? Was wollen Sie denn hier?«, bemühte sich die ältere Frau um einen freundlichen Tonfall. »Doch das sehe ich. Ich wollte mich nur vergewissern, dass die beiden noch leben, weil keiner es für nötig gehalten hat mir mitzuteilen, dass ihr noch Zeit braucht«, tippte ich auf meine Uhr. »Ist es etwa schon so spät?«, sah Stacy sich nach einer Uhrzeit um. »Tut mir leid. Wir waren beschäftigt und haben die Zeit aus den Augen verloren«, senkte sie den Blick auf den Boden. »Das sehe ich«, wanderten meine Augen an ihr nach unten. »Was sagst du?«, drehte sie sich einmal im Kreis und sah mich unsicher an. »Ich würde ja sagen, dass es Unglück bringt, wenn der Bräutigam die Braut vor der Hochzeit in dem Kleid sieht«, mischte sich die Verkäuferin ein. »Alles gut Emelie. Das ist nicht der Bräutigam, jedenfalls nicht für mich. Er ist mein Bruder«, klärte meine Schwester sie auf. »Verstehe. Deshalb die Sache mit der Schwägerin. Ich bin dann mal weg«, eilte sie zu der Umkleidekabine, in der Autumn vor ein paar Minuten verschwunden war.

»Und was ist jetzt? Gut oder nicht gut? Sei bitte ehrlich«, hatte sie die Hände zu Fäusten geballt. Was nur einer der Gründe war, weshalb ich den verbliebenen Abstand überwand, mit meinen Händen ihre Wangen umgriff und ihren Kopf anhoben. »Du siehst wunderschön aus Cy. Und das sage ich nicht nur als dein Bruder, sondern als erwachsener Mann, der verdammt nochmal Augen um Kopf hat.« »Wirklich?« »Wirklich«, sagte ich mit brüchiger Stimme. Meine kleine Schwester so zu sehen, ging mir näher als erwartet. Mir wurde quasi jetzt erst richtig bewusst, was sie opferte. Nämlich sich selbst. Mit allem, was sie hatte. Für diesen Lackaffen. Nach einem Räuspern konnte ich erst fortfahren. »Ich bedauere sehr, wie das alles läuft. Du hast jemanden besseren verdient als diesen schmierigen Typen.« »Wenigstens ist er so alt, wie du. Das macht den Gedanken erträglicher«, waren ihre Worte eine einzige Lüge. Als sie merkte, dass ich sie durchschaute, gab sie es schließlich auf mich krampfhaft überzeugen zu wollen. Stacy brach vor meinen Augen zusammen und begann schmerzlich zu weinen.

Glowing DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt