Chapter Six

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Caleb

Das ich das Frühstück verschlief, war kein großes Wunder. Dafür war ich einfach zu kaputt gewesen. Schließlich war ich von gestern früh sechs Uhr bis heute früh um kurz nach drei auf den Beinen. Irgendwann war dann auch genug. Und da ich den Termin in Essex erst um zwei hatte, hatte ich nicht mal eine Sekunde darüber nachgedacht heute zeitig aufzustehen. Ich griff mein Handy vom Nachtschrank und checkte die Uhrzeit. 11:17 Uhr. Zudem wurden mir 7 Nachrichten angezeigt. Sechs davon stammten von meiner Mutter und meinem Vater. Sie klangen alle fast gleich. Ähnlich wie »Wo zu Hölle steckst du?«. Doch ich machte mir nicht mal die Mühe zu antworten.

Ich war extra aus Detroit verschwunden, damit ich meine Ruhe hatte. Und das hatte man hier tatsächlich. Selbst mit angekipptem Fenster wurde man früh nicht gleich von Autolärm, schreienden Kindern oder allgemein gehetzten Menschen geweckt. Deshalb war die Nacht, trotz der Kürze, ziemlich erholsam gewesen. Ich konnte mich jedenfalls nicht beschweren. Die andere Nachricht war von Riley. »Weißt du schon, wann du heute losfährst?«, hatte sie geschrieben. »Ich werde gegen 12 hier losmachen, wenn es dir passt?«, schrieb ich. Dann hatten wir immer noch eine Stunde Puffer, falls was schiefgehen sollte. »Gut. Dann bin ich gegen 12 am B&B«, antwortete sie sofort. »Gut bis dann«, tippte ich schnell und legte mein Handy wieder beiseite.

Wahrscheinlich wäre es keine schlechte Idee mir eine neue Nummer zu besorgen. So würde ich wesentlich ruhiger leben. Und wenn wir heute eh nach Essex fuhren, konnte ich gleich mal danach schauen. Ich schob die Decke von meinen Beinen und setzte mich auf. Noch immer etwas verschlafen fuhr ich mir durch die Haare, während ich meinen Blick in dem Zimmer umherwandern ließ. Es war nicht das allergrößte doch für zwei Personen im Urlaub auf jeden Fall ausreichend. Die Einrichtung war schlicht gehalten. Es gab ein großes Bett mit zwei Nachtschränken, einen Kleiderschrank, einen Fernseher, eine kleine Sitzecke und einen Zweisitzer. Die Farben waren eher neutral als zu bunt. Aber das Highlight war definitiv die Fensterfront inklusive kleinem Balkon mit Blick auf die Wälder und Berge. Und die Aussicht Autumn wiederzusehen, gefiel mir ebenfalls.

Ich erhob mich vom Bett und lief ins Bad, bevor ich mich zu sehr reinsteigerte und meine Gedanken so abdrifteten, wie heute früh im Auto. Reece hatte mir verboten etwas mit Einheimischen anzufangen. Und die Tatsache, dass ich zurzeit quasi mit ihr und ihren Eltern hier lebte, war auch eher abschreckend. Schließlich würden die mich im hohen Bogen rauswerfen, wenn sie davon Wind bekämen. Nach einer heißen Dusche und meiner Hand um meinem Schwanz, fühlte ich mich gleich viel wacher. Nachdem ich mir noch Zähne geputzt, meinen Bart rasiert und die Haare gestylt hatte, verließ ich das Bad. Schnell noch eine schwarze Jeans übergezogen. Dazu einen dicken Pullover in marineblau und meine schwarze Weste. Zum Schluss griff ich noch nach dem Zimmerschlüssel, meinem Portemonnaie und meinem Handy, bevor ich das Zimmer um kurz vor dreiviertel zwölf verließ.

Auf dem Weg nach unten kam mir eine Familie mit zwei Kindern entgegen. Ich grüßte freundlich und setzte meinen Weg fort. Im Erdgeschoss angekommen, saßen zwei ältere Pärchen an einem Tisch und spielten Mensch ärgere dich nicht. »Morgen«, sagte ich im Vorbeigehen. »Guten Tag«, kam zurück. Ich wollte gerade das Haus verlassen, als Autumn mir den Weg abschnitt. Im Gegensatz zu gestern trug sie heute einen karierten Rock mit einem weißen Pullover. Weshalb ich mir eingestehen musste, dass sie wirklich hammermäßig aussah. Gestern schon. Aber heute noch mehr. Zumal ihr heutiges Outfit nichts der Fantasie überlief. So wie sich der kurze Rock an ihre schmale Taille schmiegte. Und der hautenge Pullover ihre Oberweite betonte, konnte ich nicht anders als mir über die Lippen zu lecken.

»Morgen«, sagte ich und blieb vor ihr stehen. »Du meinst wohl eher Mittag«, lächelte sie, während sie mich durch ihre runde Brille ansah. Ihr Blick wechselte dabei zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin und her. Wobei sie an meinen Lippen länger verweilte, in der Annahme, ich würde es nicht merken. »Wohl wahr«, nickte ich. »Möchtest du was frühstücken?«, legte sie ihren Kopf leicht schief. »Wie du schon richtig festgestellt hast, ist es schon lange nach 10 Uhr«, fiel mein Blick auf ihre blonden Haare. Sie fielen ihr in sanften Wellen über die Schultern und reichten bis kurz unterhalb ihrer Brüste. Bei den Bildern, die mir dazu sogleich in den Kopf schossen, flammte das verlangende Pulsieren in meiner Lendengegend von neuem auf.

Glowing DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt