Chapter Fourty Seven

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Autumn

Blinzelnd öffnete ich die Augen. Die Umrisse waren etwas verschwommen. Was ich mit großer Sicherheit jedoch sagen konnte, dass die Sonne mein Gesicht wärmte und Caleb den Rest meines Körpers. Mit einem verträumten Lächeln rieb ich mir den Schlaf aus den Augen und sah dann dem schlafendem Mann neben mir ins Gesicht. Calebs Gesichtszüge waren entspannt, die Lippen leicht geöffnet und die Augenbraue mit dem Piercing angehoben. Es sah beinah so aus, als würde er im Schlaf über etwas nachdenken. Oder sich über etwas amüsieren. Das waren beides mögliche Antworten. Sicher sein konnte ich mir dabei jedoch nicht. Dem Verlangen nachgebend, hob ich meine Hand an sein Gesicht und fuhr seine gerade Nase und die gepiercte Augenbraue nach. Caleb grummelte etwas unverständliches im Schlaf und hielt meinen Unterarm gefangen. Da ich ihn nicht wecken wollte, wartete ich so lange, bis er den Griff seiner Hand lockerte, sodass ich meinen Arm befreien konnte.

Danach suchte ich unter den Kissen mein Handy. Irgendwo hier hatte ich es gestern noch gehabt. Am Ende fand ich es unter meinem Bein. Ich nahm es zur Hand und schaltete das Display ein. Es wurden keine Benachrichtigungen angezeigt, was mich etwas entspannte. Hätten meine Eltern mir geschrieben und um meine Hilfe gebeten, wäre ich vermutlich sofort aufgebrochen und hätte Caleb ohne eine Verabschiedung liegen lassen. Gut, das war gelogen. Ich hätte mich eher ausgiebig von ihm verabschiedet. Meine Lippen kribbelten bei dem Gedanken, wie ich mit ihnen über seinen breiten Rücken fuhr und meine Zunge ebenfalls mit in das Spiel brachte. Diese Art der Verabschiedung hätte mir definitiv gefallen. Ich drehte meinen Kopf Richtung Tür, weil ich mir einbildete ein rumpelndes Geräusch gehört zu haben. Ich schlug die Decke zurück, schwang die Beine aus dem Bett, griff mir meinen Slip und schlich dann aus dem Schlafzimmer.

In der Wohnküche konnte ich niemanden ausmachen, weshalb ich weiterlief. Mit angehaltenem Atem lugte ich um die Ecke in den Flur. Die Wohnungstür war geschlossen, dafür stand die Badtür einen Spalt breit offen. Verwundert steuerte ich die Tür an. Ich legte eine Hand auf das glatte Holz und drückte diese vorsichtig auf. Ich wurde schnell fündig. Das Geräusch, was ich gehört hatte, kam von Stacy. Sie kniete vor der Toilette und erbrach sich. Sofort trat ich hinter sie und hielt ihre offenen Haare zurück. »Ich bin es nur«, machte ich auf mich aufmerksam, weil sie sich augenblicklich verspannte. Ihr knappes Nicken war mir in dem Fall Antwort genug. Geduldig wartete ich, bis Stacy fertig war. Unterdessen streichelte ich in gleichmäßigen Bewegungen über ihren bebenden Rücken. »Geht's wieder?«, fragte ich besorgt, als die dunkelhaarige Frau sich an die Wand neben der Toilette lehnte. »Danke«, krächzte sie angestrengt.

Allein ein Blick in ihr Gesicht genügte, um zu wissen, dass irgendetwas passiert war. So sah Stacy nicht wegen nichts aus. »Na los. Putz dir erstmal die Zähne. In der Zeit besorge ich dir eine Schmerztablette und ein Glas Wasser«, zog ich sie auf die Füße. »Möchtest du noch duschen gehen?«, wollte ich sie nicht drängen. Allerdings war ihr Make Up verschmiert und unter ihren Augen hatten sich dunkle Ringe gebildet. »Das wäre toll«, strengte es Stacy sichtlich an zu sprechen. »Ich hole dir schnell frische Sachen und ein Handtuch«, drückte ich kurz ihren Unterarm, bevor ich das Bad hinter mir ließ. Ich schlich zurück ins Schlafzimmer und besorgte die frische Kleidung. Weil ich bereits Wasserrauschen von drinnen vernahm, klopfte ich etwas kräftiger gegen das Holz. »Komm rein«, kam es aus dem Bad. Ich folgte der Aufforderung und legte die Sachen auf den geschlossenen Toilettendeckel. Dann ließ ich Stacy auch schon wieder allein.

Zurück im Wohnbereich schob ich die Schlafzimmertür komplett zu. Danach füllte ich ein Glas Wasser, kramte aus meiner Tasche die Tabletten und richtete das Sofa so her, dass Stacy es sich gemütlich machen konnte. Bei einem Kater half meist nur Ruhe und viel trinken. Das funktionierte bei Katy jedenfalls immer. Zum Schluss zog ich die Gardienen ein wenig zusammen, um den Raum etwas abzudunkeln, setzte mich auf das Sofa und wartete ungeduldig auf Stacy. »Entschuldige bitte, dass ich dich geweckt habe«, gesellte Calebs Schwester sich wenige Minuten später zur mir. Sie sah wesentlich besser aus als vorhin noch. Nicht das sie schlecht aussah. Ich bezweifelte, dass das überhaupt möglich war. Jetzt wirkte sie einfach belebter und nicht mehr so fertig. »Ich war schon wach. Und selbst wenn nicht, wäre es nicht schlimm gewesen. Ehrlich«, versicherte ich ihr und reichte ihr die Tabletten, bei ihrem skeptischen Blick. Dankend nahm Stacy meine Gaben an und setzte sich neben mich auf das Sofa.

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