Caleb
»Kommst du endlich?«, hämmerte Stacy bereits das dritte Mal an die Badtür. »Ja«, verdrehte ich genervt die Augen und fuhr mir ein weiteres Mal durch die Haare. Einen letzten Blick in den Spiegel geworfen, öffnete ich schließlich die Tür und fand mich meiner Schwester gegenüber wieder. »Na endlich. Ich habe ja auch nur Stunden gewartet«, schnaubte sie. »Haha«, erwiderte ich nüchtern, griff mir meine Weste und zog sie drüber. »Bist du fertig?«, fragte ich freundlicher als sie zuvor. »Ja. Bruderherz. Wegen mir können wir los«, schnappte sie ihre Gürteltasche vom Bett und stellte sich an die Tür. Ich angelte noch meine Autoschlüssel und mein Handy vom Nachttisch, bevor ich mich Stacy anschloss und wir gemeinsam das Zimmer verließen.
Auf dem Weg nach unten grüßten wir freundlich die anderen Gäste und warteten im Eingangsbereich auf Autumn. Wir wollten heute bei Reece und Riley im Garten den Grill anwerfen. Sozusagen das nachholen, was wir bei dem Campingausflug letztens nicht mehr unterbekommen hatten. Wie ich verstanden hatte, war das zum Abschied von Katy und Jenna. Bei ihnen würde übermorgen, also am Montag das neue Semester anfangen. Das hieß sie fuhren morgen zurück nach Burlington und würden dann vor Weihnachten wahrscheinlich nicht mehr hier aufschlagen. Jedenfalls nicht für längere Zeit. »Hallo ihr beiden«, trat Lillian aus der Küche. »Hallo«, erwiderten wir gleichzeitig. »Ihr wartet bestimmt auf Autumn. Soll ich hochgehen und nachsehen, wann sie kommt?«, bot sie entgegenkommend an.
»Alles gut. Wir haben es nicht eilig«, verneinte ich freundlich. Sie sollte sich wirklich keine Umstände machen. Zumal sie noch immer mit Krücken durch das Bed & Breakfast lief. »Okay. Dann wünsche ich euch einen schönen Abend und passt mir ja auf meine Kleine auf«, scherzte Lillian. »Wird gemacht«, nickte ich ernst. Ich wusste, worauf Lillian hinauswollte. Schließlich war die Sonne beinah untergegangen. »Danke«, sagte sie aufrichtig lächelnd, bevor sie sich umdrehte und zurück ins Büro ging. »Wovon hat sie gesprochen? Etwa von der Dunkelheit?«, fragte Stacy flüsternd. »Ja. Du hast ja gestern schon mitbekommen, wie es enden kann«, sah ich kurz zu ihr. »Okay. Dann haben wir beide ein Auge darauf. Du kannst auf mich zählen«, hielt sie mir die Faust hin. Ich schüttelte grinsend den Kopf und schlug ein.
»Ich wollte mich auch nochmal bei dir bedanken, dass ich ein paar Tage herkommen durfte«, war Stacy an mich herangetreten und hatte ihren Kopf an meinen Oberarm gelegt. »Du musst mir nicht danken. Erstens ist das meine Pflicht als Bruder und zweitens habe ich dich gerne bei mir. Auch wenn du darüber manchmal nur angewidert das Gesicht verziehst«, schlang ich einen Arm um ihre Schulter. »Ich hab dich lieb«, schmiegte sie sich an mich und küsste meinen Arm. »Ich dich auch«, knuddelte ich sie kurz. Stacy jedoch löste sich mit einem Räuspern von mir und trat zwei Schritte zurück. »Wartet ihr schon lange?«, erklang Autumns Stimme neben mir. Sofort wendete ich mir zu und... musste mich zusammenreißen nicht zu sabbern. Sie sah atemberaubend aus in diesem engen, schwarzen Oberteil und dem kurzen Rock, der ebenfalls körperbetont geschnitten war. Dazu trug sie eine gepunktete Strumpfhose, Winterstiefel und eine übergroße Jeansjacke.
»Wow«, kam es beeindruckt von meiner Schwester. »Oh nein. Ist das zu viel? Soll ich mir vielleicht doch lieber was anderes anziehen?«, wurde Autumn augenblicklich unsicher. »Auf keinen Fall. Du siehst nur unglaublich heiß aus«, färbten sich die Wangen des blondhaarigen Mädchens bei dem Kommentar von Stacy rot. »Ähm... Danke?«, kämpfte Autumn mit ihrer Verlegenheit, während ich den Mund noch immer nicht aufbekam. »Jetzt sag schon, wie unglaublich gut sie aussieht?«, rammte Stacy mir als Ansporn den Ellenbogen in die Seite. »Du siehst wirklich toll aus«, nickte ich zustimmend. »War das dein verdammter ernst du Idiot? Du siehst toll aus. Nur toll. Atemberaubend, wunderschön, begehrenswert oder überwältigend. Aber nicht nur toll«, geriet meine innere Stimme in Rage. Ich hatte mich wirklich zum Deppen gemacht. Und sollte lieber wieder meinen Mund halten, bevor noch mehr Mist rauskam.

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Glowing Desire
RomanceTextausschnitt: Meinen weißen Pullover schmiss ich achtlos auf mein Bett und griff mir stattdessen einen weinroten cropped Pullover. Um Zeit zu sparen, zog ich ihn mir auf dem Weg ins Erdgeschoss über und zupfte ihn gerade noch zurecht, bevor ich di...