Autumn
Keine Ahnung, wie lang ich geschlafen hatte. So, wie sich mein Körper anfühlte höchstens eine Stunde. Draußen war es stockfinster. Der Vorhang neben meinem Bett tauchte das Zimmer in zartes Licht. Wie ferngesteuert und nicht bei klarem Verstand schlug ich die Decke zurück. Mein Shirt war schweißgetränkt. Ich glühte und fror gleichzeitig. Ich hasste es abgrundtief krank zu sein. Langsam richtete ich mich im Bett auf. Jede Bewegung fiel mir schwer und jagte Schmerzen durch meine Gelenke. Ich schwang die Beine aus dem Bett und konzentrierte mich auf meine Atmung, um das aufsteigende Schwindelgefühl zu verdrängen. »Wo willst du hin?«, erlitt ich beinah einen Herzstillstand, als mich aus dem nichts eine dunkle Stimme ansprach.
Voller Panik sah ich mich im Zimmer um, bis ich den Übeltäter fand. Caleb saß an meinen Kleiderschrank gelehnt auf dem Boden und fuhr sich verschlafen übers Gesicht. Ich wollte gerade fragen, was zum Teufel er hier wollte, als die Erinnerungen dunkel zurückkamen. Ich hatte ihn angerufen. Er hatte mich abgeholt und hier hin begleitet. Zudem hatte er mich ausgezogen und gestreichelt, bevor er es schließlich beendet hatte, weil es mir so schlecht ging. Verdammt! »Ich wollte ins Bad«, krächzte ich angestrengt. »Wie fühlst du dich?«, scannte er mich von oben bis unten. »Beschissen.« »Ist dir wieder schwindlig?« »Wie kommst du darauf?«, fand ich es gruslig, dass er mich durchschaute. »Dein Griff ins Bettlaken sieht nicht gesund aus«, drückte Caleb sich vom Boden hoch und kam geradewegs auf mich zu.
Ohne mich darauf vorbereiten zu können, legte er mir seine Hand auf die Stirn. Unwillkürlich schlossen sich meine Augen und ich genoss das Gefühl seiner leicht kühlen Hand auf meinem glühenden Gesicht. »Während du ins Bad gehst, hole ich dir Schmerztabletten«, löste er seine Hand, um mir stattdessen damit hochzuhelfen. Meine Hand verkrampfte sich, sobald ich stand. Da der Schwindel mit voller Wucht zurückkam. Ich klammerte mich regelrecht an Caleb fest, um ja auf den Beinen zu bleiben. »Geht's?«, stützte er mich mit seiner zweiten Hand an der Taille. »Ja«, hauchte ich leise. Im Schneckentempo liefen wir die Treppe nach unten. »Wo habt ihr Schmerztabletten?«, löste sich Caleb erst von mir, als ich vor der Badtür stand und mich unauffällig am Türrahmen festhielt.
»In der Küche. In dem Schrank über der Spüle«, musste ich einen Moment überlegen. Mein Gehirn war so benebelt, dass es nicht voll funktionstüchtig war. »Okay. Sag einfach Bescheid, wenn du fertig bist«, drehte er sich sanft lächelnd um und verschwand in der Küche. Ich schleppte mich derweil ins Bad. Nachdem ich mich erleichtert hatte, wusch ich mir die Hände und klatschte mir kaltes Wasser ins Gesicht. Dabei musste ich mich am Waschbecken festhalten, um nicht umzukippen. Für ein besseres Gefühl putzte ich rasch Zähne und lehnte meinen Kopf an die gläserne Wand der Duschkabine. Ich wartete kurz ab und trat dann zurück in den Flur. Mit der Wand als Stütze kämpfte ich mich zur Küche. Den Geräuschen zu folge, hatte Caleb den Wasserkocher angemacht. Höchstwahrscheinlich um mir einen Tee zu kochen.
Ich hatte mich gerade an den Türrahmen gelehnt, als er sich bereits zu mir umdrehte. »Fertig?«, musterte er mich genaustens. »Ja«, nickte ich schwach. »Dann begleite ich dich hoch«, hatte er den Abstand zwischen uns überwunden und mir die Hand auf den Rücken gelegt. Kraftlos setzte ich einen Fuß vor den anderen. Immer die nächste Stufe im Visier. Doch durch das Fehlen meiner Brille und meinem benebelten Zustand übersah ich eine Stufe und rutschte ab. Meine Gliedmaßen taten nicht, was ich wollte. Sie waren einfach nur stocksteif und schmerzten. Und auch, wenn ich Caleb hinter mir nicht vergessen hatte, kam seinen Hände doch aus dem Nichts. Sie schlossen sich haltgebend um meine Taille. Mein Rücken prallte gegen seine breite Brust, weshalb ich den Atem anhielt. »Ich hab dich«, schlug sein Herz mindestens genauso schnell, wie meins. Beide erschrocken von meinem beinah Sturz.
»Danke«, zitterte meine Stimme, wie auch mein Körper. Ohne Vorwarnung, verloren meine Füße mit einem Mal den Bodenkontakt. Stattdessen fand ich mich auf Calebs Armen wieder. Er drückte mich gegen seine durchaus gemütliche Brust und hielt mich sicher. Ausgelaugt und geschwächt von meiner Erkältung, wehrte ich mich nicht dagegen. Im Gegenteil. Ich nutzte die Chance und kuschelte mich an ihn. Caleb beschwerte sich nicht darüber, sondern setzte still den Weg nach oben fort. Er ließ mich erst auf meinem Bett wieder runter. Ich verfolgte jede seiner Bewegung mit halbgeöffneten Augen. Wie er ein weiteres Shirt aus meinem Schrank holte und es zurück zum Bett brachte. Er legte es vor mir ab und setzte sich auf die Bettkante neben mich. »Ich hol dir noch schnell die Tabletten und einen Tee. Ich bin gleich wieder zurück«, strich er über meinen Unterarm und verließ dann das Zimmer.
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Glowing Desire
RomanceTextausschnitt: Meinen weißen Pullover schmiss ich achtlos auf mein Bett und griff mir stattdessen einen weinroten cropped Pullover. Um Zeit zu sparen, zog ich ihn mir auf dem Weg ins Erdgeschoss über und zupfte ihn gerade noch zurecht, bevor ich di...