Chapter Twenty Seven

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Autumn

Auf Anordnung meiner Mom hatte ich beinah den gesamten Tag im Bett verbracht. Bis auf die wenigen Ausnahmen, in denen ich entweder im Bad war oder in der Küche etwas gegessen hatte. Meine Mom unterhielt sich völlig normal mit mir, während mein Dad mich ignorierte. Und das tat richtig weh. Das war zuvor nur sehr selten vorgekommen. Eigentlich nur ein einziges Mal, soweit ich mich erinnerte. Damals vor sechs Jahren. Als ich ihm und Mom verschwiegen hatte, dass ich allein mit den Jungs campen fahren würde. Ich hatte ihnen damals erzählt, dass Katy mitkäme, was gelogen war. Und dann hatten sie keinen Tag später eine andere Person als Tochter. Mein Dad tat sich schwer zu begreifen, dass ich nicht ehrlich zu ihm war. Es fühlte sich für ihn damals, wie Hochverrat an. Meine Mom war die ersten Tage nach dem Vorfall für mich da gewesen. Meinem Dad musste ich die Zeit lassen, zu akzeptieren, dass nichts wieder wie vorher werden würde.

Aber das damals war ein richtiger Grund gewesen. Und nicht, wegen einer solchen Lappalie. Einem harmlosen Kuss. Okay, so harmlos war er nicht. Aber er machte meiner Meinung nach ein Drama draus, wo keins war. Deshalb hatte ich auch nicht mit ihm gesprochen. Denn wenn sich jemand entschuldigen musste, dann war es mein Dad bei mir und nicht anders. Wie gesagt hatte ich den restlichen Tag mit meinem Laptop im Bett verbracht und einen Disneyfilm nach dem anderen angesehen. Ich war zwischendurch immer mal wieder eingeschlafen, weil mein Körper einfach noch zu schwach war. Nur schlief ich meist nicht besonders lang. Ich konnte bei einer Stunde schon froh sein. Danach wachte ich meist auf und mir tat alles weh oder ich war so durchgeschwitzt, dass ich mich erneut umziehen musste. So wie auch jetzt. Ich konnte nicht mehr schlafen und war auch gar nicht mehr müde.

Im Gegenteil. Ich war hellwach und an Schlaf nicht zu denken. Kein Wunder, wenn ich häufig tagsüber genickert hatte. Ich schlug die Decke zurück, stand auf und holte mir ein neues Shirt aus dem Schrank. Damit ging ich nach unten ins Bad, um mich ein wenig frisch zu machen, bevor ich das neue drüberzog. Dann klatschte ich mir kaltes Wasser ins Gesicht und ging zurück nach oben. Da ich so nicht wieder schlafen konnte, bezog ich kurzerhand mein Bett neu. Ich fühlte mich automatisch besser, wenn mein Bett frisch war. So wie jetzt eben auch. Ich kuschelte mich zurück unter die Decke und sah aus dem Fenster. Draußen war es stockdunkel. Kein Wunder, da es gerade mal 00:30 Uhr war. Caleb hatte ich den ganzen Tag nicht gesehen. Ich hatte ja die Wohnung nicht verlassen. Und irgendwie vermisste ich ihn. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass er hier wäre, sich zu mir ins Bett legte, mich an sich heranzog und einfach nur festhielt. So verzweifelt war ich mittlerweile schon.

Das sein Auto nicht auf seinem üblichem Parkplatz stand, beunruhigte mich ebenfalls. So lange arbeitete er normalerweise nicht. Natürlich gab es immer Ausnahmen. Aber irgendwie hatte ich trotzdem kein gutes Gefühl bei der Sache. Ich würde aber den Teufel tun und ihm eine Nachricht schreiben. Es ging mich streng genommen nichts an. Weder wo er zu welcher Zeit war. Noch mit wem er unterwegs war. Vielleicht traf er sich auch einfach mit Reece im Stowe Squad. Das wäre jedenfalls nichts Ungewöhnliches. Und ich verfluchte mich, dass ich mir darüber den Kopf zerbrach. Auf der Straße näherte sich ein Auto. Ich sah die Schweinwerfer in der Dunkelheit näher kommen, was Hoffnung in mir schürte, und beobachtete enttäuscht, wie es weiterfuhr. Frustriert seufzte ich auf.

An sich war es nichts Ungewöhnliches für diese Uhr- und Jahreszeit. Die ersten Touristen besuchten unseren idyllischen Ort und nutzten die letzten schönen Tage zum Wandern, Fahrrad oder Inliner fahren, bevor der Winter sich ausbreitete und die Landschaft in weiß hüllte. Erneut fielen Schweinwerfer auf unser Haus. Ich wusste bis zuletzt nicht, ob das Auto langsamer wurde oder ich es mir einfach nur einbildete. Erst der Blinker bestätigte mir, dass es jemand aus unserem B&B war. Sofort setzte ich mich im Bett auf und rutschte neugierig näher ans Fenster, um den Parkplatz besser im Blick zu haben. Es war tatsächlich Calebs Ford. Er parkte auf seinem üblichen Platz. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Scheinwerfer erloschen, die Fahrertür aufging und das Licht im inneren des Wagens anging. Ich bildete mir ein eine zweite Person zu sehen, rückte aber, weil ich es nicht glaubte, meine Brille nochmal zurecht.

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