Chapter Fourty Nine

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Autumn

»Wie fühlst du dich?«, fragte ich Stacy, während wir das Brautmodengeschäft betraten. »Überfordert, trifft es wohl gerade ganz gut«, sah sie sich zu allen Seiten in dem Laden um. Ihre Eltern hatten auf ein teures Kleid bestanden. Deshalb waren wir hier. Caleb hatte uns vor zehn Minuten abgesetzt. Von diesen zehn Minuten hatten wir sicherlich sieben vor der Tür gestanden, weil Stacy sich nicht überwinden konnte das Geschäft zu betreten. Es würde die bevorstehende Hochzeit so real machen. Und jetzt standen wir inmitten weißer Kleider in hundertfachen Ausführungen. »Weißt du denn, was du möchtest?«, griff ich tröstlich nach ihrer Hand. »Meine Mom hat sich schon darum gekümmert und mir eine Auswahl zusammengestellt. Ich muss mich also nur noch entscheiden«, sah ich den feuchten Schimmer in ihren Augen. Und dieser kam garantiert nicht vor Freude. »Möchtest du hier warten, während ich eine Verkäuferin suche?«, bot ich an. »Nein schon gut. Lass uns gehen«, zog Stacy mich hinter sich her.

Im hinteren Teil des Ladens wurden wir schließlich fündig. »Ich bin Emelie. Sie sind dann wohl Miss Wright, richtig?«, begrüßte uns die ältere Frau mit einem gutmütigen Lächeln. Sie konnte ja nicht ahnen, dass diese Hochzeit nicht freiwillig geschah. »Ja«, kam es knapp von Stacy. »Ihre Mutter hat schon eine Vorauswahl getroffen. Ich kann sie dir gerne zeigen, auch, wenn ich nicht glaube, dass irgendwas davon deinem Geschmack zusagt. Ist es denn okay, wenn ich euch duze. Ich hasse Förmlichkeiten«, führte sie uns eine Treppe nach oben. Hier gab es eine Umkleide und eine gemütlich aussehende Sitzecke davor. »Duzen klingt gut«, nickte Stacy abwesend und nahm die Einrichtung genau unter die Lupe. »Ist deine Mutter krank oder warum ist sie nicht dabei?«, fragte Emelie interessiert und rückte ihre, mit Glitzersteinen besetzte, Brille zurecht. »Sie ist anderweitig verhindert. Deshalb habe ich meine Schwägerin mitgebracht«, deutete Stacy auf mich. Bei dem Wort Schwägerin lief ich rot an.

Vor allem, als ich daran dachte, was Caleb und ich vorhin noch im Flur getrieben hatten. Oder wohl eher gesagt, er mit mir. Denn ich hatte nichts weiter getan als mich entspannt zurückzulehnen und verwöhnen zu lassen. Gut, entspannt war ich anfangs nicht gewesen. Aber Caleb wusste genau, welchen Knopf er drücken musste, um mich meinen Kopf ausschalten zu lassen. »Oh. Bist du denn schon verheiratet?«, machte sie keinen Hehl aus ihrer Neugier. »Nein. Das hat noch ein wenig Zeit«, wurden meine Ohren heiß vor Scham. »Vielleicht gefällt dir aber auch ein Kleid so gut, dass du es anprobieren möchtest. Wenn es so ist, sag einfach Bescheid«, tätschelte sie mütterlich meinen Arm. »Ähm...okay«, wollte ich nicht unhöflich sein. »Setzt euch doch bitte. Kann ich euch etwas zu trinken anbieten? Einen Sekt vielleicht oder ein Wasser?« »Sekt klingt gut«, kam es augenblicklich von Stacy. »Dann bin ich sofort wieder da«, lief Emelie in den angrenzenden Raum, bevor sie sich zu uns setzte.

»Und jetzt zu der Braut. Wie haben dein Verlobter und du euch kennengelernt?«, stellte sie ein Tablett mit drei gefüllten Sektflöten vor uns ab. »Durch meine Eltern«, griff Stacy sofort nach einem und stürzte die Hälfte des Inhalts herunter. »Du heiratest ihn nicht freiwillig«, sahen Stacy und ich uns überrascht an. Woher zum Teufel wusste sie das? Da wir beide sprachlos waren, redete Emelie weiter. »Ich habe schon einige junge Mädchen hier gehabt, die nur wegen ihren Eltern einen Mann geheiratet haben. Ich erkenne so etwas. Die Reaktionen dabei sind immer ähnlich«, griff sie über den Tisch hinweg nach Stacys Hand. »Tja. Dann muss ich dir wohl nicht mehr viel erzählen«, versuchte Calebs Schwester sich an einem Lächeln. »Musst du nicht mein Kind. Ich verstehe schon. Ich zeige euch beiden mal die Kleider, die deine Mutter für dich rausgesucht hat«, deutete sie uns mitzukommen.

Vor der Umkleidekabine blieben wir stehen, während Emelie eine Kleiderstange mit fünf Kleidern vorfuhr. Als hätte Stacy schon eine leise Vorahnung gehabt, schloss sie ergeben die Augen und ballte die Hände zu Fäusten. Ich musste ihr ohne Worte recht geben, dass diese Kleider furchtbar waren. Sie waren überladen mit allem, was an einem Hochzeitskleid nur dran sein konnte. Glitzersteine, Tüll, Spitze, weit ausgestellt oder gar mit Puffärmeln. Ein Alptraum. Eins davon sah so aus, als wäre die Braut selbst die Torte. Ich hatte keine Ahnung, was Sierra sich dabei gedacht hatte. Wahrscheinlich nichts weiter, als dass sie ihre einzige Tochter leiden sehen wollte. »Ihr müsst nichts sagen. Eure Gesichts-
ausdrücke sprechen Bände«, musste selbst die Verkäuferin bei dem Anblick der Kleider das Gesicht verziehen. »Es reicht ihr scheinbar nicht mich zu einer Hochzeit zu zwingen. Sie will mich auch noch bloßstellen«, traten Tränen in Stacys Augen, weshalb ich sie in meine Arme zog. »Sh...«, streichelte ich über ihren bebenden Rücken.

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