Chapter Fourty Six

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Caleb

Was Autumn mir gerade erzählt hatte, war keine Kleinigkeit. Ich hätte an ihrer Stelle die Typen angezeigt, aber das war nicht meine Entscheidung. Was ich allerdings gern getan hätte, wäre sie alle nacheinander aufzuspüren und zu verprügeln. Es hieß zwar immer Gewalt war keine Lösung aber in dem Fall wäre es die einzig wahre. »Danke, dass du es mir erzählt hast«, flüsterte ich automatisch, weil zwischen uns eine angenehme Stille herrschte, in der ich Autumn einfach nur im Arm hielt. »Danke, dass du mich nicht verurteilst«, schniefte sie. »Das stünde mir gar nicht zu«, umgriff ich ihr Kinn und hob es vorsichtig an. Ihre graugrünen Augen waren verquollen vom Weinen und die Erschöpfung des Tages stand ihr regelrecht ins Gesicht geschrieben. »Was hälst du davon, wenn wir uns eine Runde hinlegen?«, fragte ich besorgt und küsste zärtlich ihre Stirn. »Okay. Aber vorher muss ich nochmal ins Bad«, wischte sie die restlichen Tränen von ihren Wangen und löste sich von mir.

Wortlos sah ich ihr dabei zu, wie sie das Schlafzimmer verließ. Sobald Autumn außer Sichtweite war, fuhr ich mir aufgebracht durch die Haare. Diese Idioten hatten es eigentlich nicht verdient, ihren Abschluss zu machen und ein normales Leben zu führen. Nicht, wenn sie das Leben einer anderen Person, einem Mädchen, an dem mir sehr viel lag, zerstört hatten. Jeder hatte sein eigenes Päckchen zu tragen, aber die Tatsache, dass Autumn sich selbst verletzt hatte, machte mir schwer zu schaffen. Hatte denn niemand gemerkt, wie schlecht es ihr wirklich ging? Wahrscheinlich nicht. So, wie ich es verstanden hatte, hatte sie ihren Freunden nie davon erzählt. Allerhöchstens ihre Eltern wussten davon und das machte es nicht wirklich leichter. Ich verließ das Bett und nahm mir in der Küche noch ein Glas Wasser. Für meine angeschlagenen Nerven hätte ich vermutlich eher einen Whiskey gebraucht, aber das wäre unvernünftig, zumal ich keinen im Haus hatte.

»Es war ein Fehler es dir zu erzählen«, fuhr ich bei Autumns Stimme zusammen. Wie ein Häufchen Elend stand sie an der Theke und sah betreten zu Boden. »Es war kein Fehler Autumn«, trat ich an sie heran und hob ihr Gesicht an. Mit ihren glasigen Augen suchte sie Blickkontakt, den ich sofort erwiderte. »Bereust du es denn?«, wollte ich wissen. »Kein bisschen. Eigentlich fühlt es sich ganz gut an, es endlich jemanden erzählt zu haben«, gestand sie kleinlaut. »Dann war es kein Fehler«, schob ich ihr eine lose Haarsträhne hinter ihr Ohr und legte meine Lippen auf ihre Schläfe. Autumn suchte mit ihrer Hand Halt an meiner Schulter und stützte sich an mir ab. »Caleb?«, klang mein Name aus ihrem Mund unsicher. »Was ist los?«, fragte ich daher alarmiert. »Nichts. Ich bin einfach nur müde. Können wir ins Bett gehen?«, sah sie zu mir auf. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass sie mich anlog. Aber gerade war das okay. Wir mussten beide dieses Geständnis erstmal verarbeiten.

»Natürlich. Geh schonmal vor ich komme nach«, schickte ich sie vor. Autumn lächelte schwach und wandte sich von mir ab. Ich kontrollierte die geschlossene Wohnungstür und mein Handy. Stacy hatte mir versichert, dass es ihr gut ging und sie morgen pünktlich hier wäre. Nach diesen Neuigkeiten und einem kurzen Abstecher ins Bad, folgte ich Autumn ins Schlafzimmer. Sie hatte eine Nachttischlampe eingeschaltet, die den Raum ein wenig Helligkeit verlieh. Autumn selbst hatte sich unter die große Decke gelegt und sie bis unter ihr Kinn gezogen. Ich löschte das Licht im Wohnzimmer, was Autumn sofort hinter mich sehen ließ. Sie verkrampfte kurz, entspannte sich aber, als ich die Schiebetür fast vollständig zu schob, die Dunkelheit damit aussperrte. Bevor ich mich zu ihr ins Bett legte, steuerte ich die linke Wand an, in die der begehbare Kleiderschrank führte. Dort hatte ich extra für den Fall, dass Autumn bei mir übernachtete eine Lichterkette angebracht.

Sobald ich diese einschaltete, traten Autumn tatsächlich Tränen in die Augen. Ich beeilte mich zu ihr ins Bett zu klettern und sie in meine Arme zu ziehen. »Sowas hat noch nie jemand für mich getan«, kam es leise von ihr. »Dafür bin ich ja jetzt da«, zog ich die Decke zwischen uns weg, sodass ich ganz zu ihr rutschen konnte. Autumn entfernte sich kurzzeitig von mir, um das Nachtlicht auszuschalten. Dann kam sie sofort wieder zu mir und drückte sich gegen meine Brust. »Eine Frage hätte ich noch?«, begann ich zögerlich, unterbrach meine Streicheleinheiten jedoch nicht. »Welche?«, schob Autumn ihre Hand auf meine Brust. »Gab es nach diesem Idioten noch jemanden oder war das deine einzige Erfahrung in Sachen Beziehungen?«, musste ich es einfach loswerden. Sonst hätte ich die ganze Nacht wach gelegen und mir darüber den Kopf zerbrochen. »Zwei Jahre nach diesem Vorfall gab es noch jemanden. Sein Name war Wyatt. Wir waren zwei Jahre zusammen, dann ist er zum Studieren weggezogen.«

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