Chapter Thirty Nine

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Autumn

Von hässlicher Nervosität getrieben, tigerte ich ungeduldig durch die Wohnung und wartete auf Calebs Rückkehr. Er meinte eigentlich, dass es nicht länger als eine Stunde dauern sollte. Dabei waren schon beinah zwei vergangen. Aber wahrscheinlich gab es einfach viel zu klären. Zum Beispiel, wie man die Hochzeit kurzfristig absagen konnte. Ich blieb letztendlich vor den Fenstern stehen und betrachtete die Skyline von Detroit. Viele Hochhäuser säumten das Bild. Dazwischen einzelne grüne Flächen in Form von Parks oder ähnlichen. In weiter Ferne konnte ich ein Industriegebiet ausmachen. Es sah sehr kahl aus und auch sonst fehlten verschiedenen Sachen, die eine Gegend als Wohngegend auszeichneten. Ansonsten sah die Stadt überall gleich aus. Wortwörtlich. In Stowe gab es so viele verschiedene Arten von Häusern. Schon allein aufgrund der Hotels und B&Bs. Hier jedoch nicht. Die Gebäude hatten alle dieselbe Farbe und die gleichen Fenster.

»Erklärst du mir bitte, was du dir dabei gedacht hast?«, zuckte ich bei der zuknallenden Tür und den aufgebrachten Stimmen zusammen. Caleb und Stacy erschienen im Wohnbereich und stritten sich. »Ich habe mir gar nichts dabei gedacht. Ich wollte einfach nur, dass er diese beschissenen Hochzeit absagt. Er hätte mir mein Leben ruiniert und deins gleich mit«, war auch Stacy voller Wut. »Das heißt der Fakt, dass du schwanger bist...« »Moment. Wer ist schwanger?«, grätschte ich ungalant dazwischen. Beide Köpfe flogen zu mir. »Das wüsste ich auch gern«, pflichtete Caleb mir bei und bemühte sich um einen ruhigeren Ton. »Niemand ist schwanger. Ehrlich nicht. Das kannst du mir glauben. Denkst du ich möchte mit 23 schon ein Kind haben. Oder überhaupt ein Kind. Nein danke«, schüttelte Stacy angeekelt den Kopf, als wäre ein Kind etwas so Furchtbares.

»Ich kann euch nicht ganz folgen. Wollt ihr es mir erklären?«, fragte ich unsicher. Streng genommen ging es mich ja gar nichts an. »Das Gespräch mit unseren Eltern war ein Reinfall«, drückte Caleb es, bei diesem Gesichtsausdruck, viel zu nett aus. »Ich habe unseren Vater gefragt, ob er mir noch ein Jahr Zeit gibt. Allerdings wollte er davon nichts hören. Und nach einigen hin und her habe ich schließlich behauptet, dass ich schwanger bin«, seufzte sie. »Und bist du es denn?«, rutschten meine Augen unwillkürlich auf ihren flachen Bauch. »Um Himmelswillen nein. Ganz bestimmt nicht. Aber mit dieser Aussage habe ich das erreicht, was ich mit gesitteten Worten nicht erreicht habe. Nämlich, dass er die Hochzeit absagt«, erklärte Stacy ausführlich. »Und warum hast du es mir nicht vorher gesagt?«

»Weil ich... ich vorher nicht darüber nachgedacht habe. Das war spontan und aus der Wut heraus. Ich wusste vor einer halben Stunde auch noch nicht, dass ich das jemals sagen würde. Du weißt, wie ich zu Kindern stehe. Ich... ich kann sowas nicht«, lag Stacys Blick auf ihrem Bruder. »Und du bist dir sicher, dass er die Hochzeit jetzt deswegen absagt?«, wollte ich die Freude nicht zerstören, aber jemand musste rational denken. »Keine Ahnung. Hoffen wir es mal. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass Levant mich noch heiraten will. Hallo, ein uneheliches Kind. Was wäre das denn für eine Schande«, suchte Stacy verzweifelt nach guten Argumenten. »Aber er hat es nicht richtig gesagt, oder? Ich kenne euren Vater ja nicht, aber, was ist, wenn er mit diesem Levant einen Deal aushandelt, dass er das Kind akzeptiert, wenn er Geld dafür bekommt«, sah ich, wie meine Worte Stacy verängstigten. Und ich ärgerte mich im selben Moment sowas überhaupt hervorgebracht zu haben.

Hilflos sah sie zu ihrem Bruder auf und hoffte, dass er eine Idee bzw. eine Lösung hatte. »Du kommst jetzt erstmal wieder mit nach Stowe, bis wir geklärt haben, was jetzt aus der Hochzeit wird. Denn, wenn Vater dich nicht findet, kann er dich nicht verheiraten«, schien auch Caleb ein wenig ratlos. »Wenn ich dich nicht störe?«, fragte sie verunsichert nach. »Du würdest nie stören«, zog Caleb seine Schwester in eine tröstende Umarmung. »Autumn, was sagst du dazu?«, fiel ihr Blick mit einem Mal auf mich. »Was soll ich denn dazu sagen?«, verwirrten mich ihre Worte. »Stört es dich, wenn ich mitkomme? Ihr wollt doch bestimmt...«, sagte ihr Blick alles aus. Sie machte sich Sorgen, dass ich sauer auf sie war, weil Caleb und ich in seiner neuen Wohnung fürs erste keine Privatsphäre hätten und nicht miteinander schlafen konnten. »Stacy«, trat ich an sie heran und griff ihre Hände.

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