Chapter Fifteen

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Autumn

Als ich am nächsten Morgen meine Augen öffnete, sah ich direkt in Calebs schlafendes Gesicht. Der Abstand zwischen uns hatte sich definitiv verringert. Wenn ich auch nicht genau wusste, wie das zustande kam oder wer dafür verantwortlich war. Calebs ruhiger Atem bestätigte meine Vermutung, dass er noch schlief. Und da ich ihn nicht wecken wollte, blieb ich vorerst still liegen und nahm mir die Zeit ihn eingehend zu betrachten. Er sah wirklich gut aus und war, wie ich leider zugeben musste, genau mein Typ. »Genauso wie Katys«, hielt meine innere Stimme mir die unausgesprochenen Tatsachen vors Auge. Ich stieß ein frustriertes Seufzen aus. Ich konnte Katy nicht so hintergehen. Zu was für einer Freundin würde mich das machen? Zu keiner guten. Das war sicher.

Auf der anderen Seite konnte ich nichts dafür, dass Caleb scheinbar kein Interesse an ihr hatte. Jedenfalls nicht in dem Sinne, wie bei mir. Oder? Ich haderte mit mir selbst und versuchte angestrengt herauszufinden, was richtig und falsch war. Doch zu einem zufriedenstellendem Ergebnis kam ich nicht. Erschöpft fuhr ich mir übers Gesicht, bevor ich mich aufsetzte. Ich musste hier raus, bevor die anderen wach wurden und komische Theorien aufstellten. Denn darauf konnte ich wirklich getrost verzichten. Allen voran Katys enttäuschtes Gesicht wollte ich ganz bestimmt nicht sehen. Sie würde denken, dass ich sie hinterging. Wir waren eben schon seit dem Kindergarten befreundet. Und diese Freundschaft würde ich nicht für einen gutaussehenden Typen wegwerfen. Dafür war sie mir viel zu wichtig.

Ich befreite mich aus meinem Schlafsack und erhob mich vorsichtig von der Luftmatratze. Mit meinen sieben Sachen unterm Arm zog ich den Reißverschluss auf und trat an die frische Luft. Es war niemand zu sehen, weshalb ich zu unserem Zelt lief. Von Katy fehlte noch immer jede Spur. So, wie ich sie kannte, hatte sie sich sicherlich Nachschlag geholt. Deshalb war sie vermutlich noch nicht wieder hier. Ich drapierte meine Sachen so, als hätte ich hier geschlafen und griff nach meinem Handy. 08:17 Uhr. Das hieß ich konnte heute bei heißem Wasser duschen gehen. Und genau das tat ich. Ich schnappte mir mein Duschzeug und machte mich auf den Weg.

Als das heiße Wasser meine kühle Haut traf, konnte ich mir ein leises Stöhnen nicht verkneifen. Das tat unglaublich gut. Ich stand sicherlich eine gute halbe Stunde unter dem Wasserstrahl. Ließ das erfrischende Nass über mein Gesicht fließen und meinen Körper von innen wärmen. Nachdem mein Körper beinah glühte, stellte ich das Wasser schließlich aus, trocknete mich ab und schlüpfte in frische Klamotten. Auch, wenn es mir im Herzen wehtat, zog ich heute einen meiner eignen Pullover an, damit ich Caleb seinen nachher wiedergeben konnte und er sich nicht weiter den von Tyler leihen musste. Unwillkürlich wanderte meine Gedanken zu gestern Abend zurück. Zu Caleb, wie er meine Narbe gestreichelt und geküsst hatte. Allein diese Überlegung reichte aus, um sie verräterisch kribbeln zu lassen, weshalb ich automatisch meine Hand darauf legte.

»Diese Gedanken sind völlig falsch Autumn«, meldete sich meine innere Stimme schon wieder zu Wort. Und auch, wenn sie vermutlich recht hatte, schob ich diese Tatsache getrost beiseite. Ich konnte mir darüber nachher auch noch den Kopf zerbrechen. Ob jetzt oder später machte eigentlich keinen Unterschied. Okay. Das war eine riesige Lüge. Allein zu wissen, was ich Katy damit antat, dass ich auf Caleb stand und er mich scheinbar besser fand, obwohl meine beste Freundin schon seit Ewigkeiten von ihm und seinen Arbeiten schwärmte, bereitete mir Unbehangen. Deshalb schob ich es vorerst weit von mir weg. Ganz weit sogar. Super weit.

Da ich heute keinen Föhn hatte, rubbelte ich meine Haare, so gut es ging, mit dem Handtuch trocken, bevor ich sie unter meine Kapuze schob. Aufgewärmt aber vor allem mit einem frischerem Gefühl trat ich den Rückweg an. Zu meiner Überraschung saß Riley bereits am brennenden Feuer. »Guten Morgen«, begrüßte ich sie. »Morgen«, kam es zurück. Wenn es auch noch etwas verschlafen klang. Ich brachte mein Zeug weg und setzte mich dann zu ihr. »Hast du das Feuer angemacht?«, fragte ich ein wenig verwundert. »Nein. Das war Tyler. Der ist vor fünf Minuten los, um zu duschen«, erklärte Riley mir. »Okay«, nickte ich. »Wie hast du geschlafen?«, fragte ich mit Blick auf die Flammen. »So gut, wie schon lange nicht mehr. Wir müssen das in Zukunft auf jeden Fall wieder öfters machen«, kam die Antwort, wie aus der Pistole geschossen.

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