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Harry's P.o.V.

"Hey Jungs, in 25 Minuten müssen wir auf die Bühne!", erinnert uns Liam und kommt entspannt mit einer riesigen Schale Müsli in die Garderobe spaziert. Ich lache leise auf und schüttle meine Kopf.

"Na dann, halt dich mal mit dem Essen ran", sage ich grinsend, rolle mich auf dem Sofa in der Ecke zusammen und scrolle bei Twitter runter. Die Tweets ziehen nur an mir vorbei, ich sehe mir keinen einzigen an. Dafür bin ich zu müde. Auf dieser Tour habe ich so wenig geschlafen wie noch nie, doch da heute eines der letzten Konzerte ist, kann ich die tausend Stunden Schlaf nachholen, wenn ich zu Hause bei meiner Familie in Holmes Chapel bin.

Ich gehe heute Abend mit gemischten Gefühlen auf die Bühne. Einerseits bin ich energielos und möchte nur schlafen, aber anderseits möchte ich die Fans hören und lächeln sehen. Außerdem bekomme ich einen Einlauf vom Management, wenn ich auf der Bühne nicht alles gebe, schließlich ist das mein Beruf. Mein Beruf ist es auf der Bühne zu stehen, zu singen und eine gute Show abzuliefern, was auch meine Leidenschaft ist, weshalb ich mich wohl kaum beschweren sollte. Was ich auch eigentlich nicht tue. Es ist manchmal lediglich nur anstrengend.

Plötzlich gibt mein Handy einen Ton von sich und ich sehe, dass Liam einen neuen Tweet gepostet hat. Automatisch klicke ich ihn an.

'Köln, bist du schon so bereit, wie wir es sind?', schrieb Liam und tweete noch ein Bild als Anhang. Und auf diesem Bild sieht man sein Müsli, seine Schlappen an den Füßen und mich, wie ich ihm mit dem Rücken zugekehrt und angezogenen Beinen auf dem Sofa liege.

"Dein Ernst", lache ich auf und drehe mich zu Liam um. Mit vollem Mund grinst er mich an. Seufzend strecke ich mich und stehe dann auf,"Na gut, dann mach ich mich mal fertig", murmle ich und unterdrücke ein Gähnen.

"Das Gähnen wird dir vergehen, wenn du auf dem Flur stehst und die Fans bis dahin schreien hörst", nuschelt Liam mit vollem Mund und schiebt sich prompt noch einen Löffel Müsli rein.
Lächelnd gehe ich auf die Tür zu, die aus der Garderobe führt und trete auf den langen Flur hinaus. Tatsächlich.
Ich beiße auf meine Unterlippe und lausche für einen Moment dem Krach. Augenblicklich breitet sich Vorfreude in mir aus und ich werde wach. Ich möchte gerade nur auf die Bühne und singen. Ich möchte die Fans glücklich sehen und die Halle mit meinen vier Brüdern zum Toben bringen.
Schnell biege ich nach links zu den Maskenräumen ab, in dem sich Lou, unsere Stylistin, ausgebreitet hat.
Ich drücke die Türklinke runter, gehe auf Lou zu und begrüße sie mit einem Kuss auf die Wange.

"Na Sonnenschein, bist du gut drauf?", lacht sie und drückt mich kurz an sich. Zwischen uns auf ihrem Arm ist ihre kleine Tochter Lux, der ich einen kleinen Kuss auf den Kopf gebe.

"Ich bin bestens drauf", antworte ich breit grinsend und pickse Lux in die Wange, die daraufhin gluckst. Lou lässt ihre Tochter vom Arm runter und drückt ihr eine Barbie in die Hand, der Lux sofort ihre ganze Aufmerksamkeit widmet und bugsiert mich auf einen freien Stuhl.

"Das freut mich zu hören", lächelt Lou und beginnt, meine Haare zu stylen. Nach nicht mal zehn Minuten, in denen wir uns über Gott und die Welt unterhielten, ist sie fertig und kümmert sich nun um mein Gesicht,"Gott, hast du Augenränder. Du musst definitiv mehr schlafen, Harry", stöhnt sie und verteilt eine Art hautfarbene Creme unter meinen Augen, von der sie immer schwärmt, dass davon jegliche Hautrötung oder Sonstiges unsichtbar wird. Sie nennt das Zeug "Camouflage" und ich muss schon sagen, das ist echt gut. Ich sehe gleich viel wacher aus. Während Lou mich noch etwas abpudert, lasse ich meine Gedanken kreisen.

Ich muss direkt an meine Mutter und Gemma denken, die ich bereits eine Ewigkeit nicht gesehen habe. Die beiden sind die einzigen Frauen, die mir wichtig sind und ich vermisse sie tierisch. Wir sind jetzt schon seit acht Monaten, ohne richtige Pause,  mit der 'Where We Are' Tour unterwegs, aber in einer Woche bin ich endlich wieder zu Hause und sehe auch Robin, meinen Stiefvater, und Des, meinen Vater, wieder.

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