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Lena's P.o.V.

Ein Ruckeln geht durch das Flugzeug, was mich aus meinem leichten Schlaf reißt. Ich schrecke hoch und schnell richte ich mich in meinem Sitz auf, damit ich besser aus dem Fenster nach unten sehen kann.
Doch unter mir ist alles dunkel und ich erkenne rein gar nichts. Stürzen wir ab oder sind wir noch in der Luft?

"Es ist alles gut, Schätzchen", sagt da eine ältere Frau neben mir auf Englisch und lächelt mich beruhigend an. Ich nicke langsam und ringe mir dann auch ein leichtes Lächeln ab, ehe ich mir durch meine zerzausten Haare gehe. Ich habe nur kurz gedöst und bin demnach ziemlich fertig. Seufzend überschlage ich meine Beine und starre wieder aus dem Fenster, in der Versuchung, irgendwas draußen zu erkennen. Mein Kopf lehnt dabei an der Flugzeugwand. Unter uns erkenne ich vereinzelt ein paar Lichter. Ich habe keine Ahnung, über welchem Land oder gar über welcher Stadt wir sind. Von 12 Stunden Flug sind vielleicht erst fünf Stunden um und mein Hintern schmerzt jetzt schon. Ich schließe meine vom Weinen brennenden Augen und lehne mich wieder gerade in meinem Sitz.

Was Harry gerade wohl macht?
Ich habe ein ziemlich schlechtes Gefühl, weil ich Hals über Kopf in diesen Flieger gestürzt bin und damit die Halloweenparty mit Gemma und unser Wochenende zu zweit zerstört habe. Doch ich musste.
Schon den ganzen Abend ging es mir nicht sonderlich gut, weil ich mit Amelie schrieb und sie erzählte mir, dass Dad wieder in Köln ist, aber nicht nach Hause kommt und dass Mum sich von ihm trennen möchte, da sie ja eh schon alleine ist, weil er abgehauen ist. Amelie hat, wie ich, wieder Kontakt zu Dad, im Gegensatz zu Philipp, der da immer noch total störrisch ist, und sie hat versucht, Dad davon zu überzeugen mit Mum zu reden. Doch da nichts funktioniert, muss ich jetzt selber nach Hause und meine kaputte Familie wieder in Ordnung bringen.

Harry sagte zwar, dass er mich verstehen kann und er wirkt auch so, als würde er hinter mir stehen, doch am Flughafen wollte er mich kaum gehen lassen. Vielleicht aus Angst, dass mir was zustößt, vielleicht aber auch, weil er mich bei sich haben möchte, weil er mit mir ein schönes Wochenende verbringen machte, was aber wiederum egoistisch wäre und Harry ist vieles, aber kein Egoist. Er ist der liebenswerteste, humorvollste und schönste Mann, den ich je getroffen habe und zudem hat er einen Charakter und ein Herz aus Gold. Und er ist mein Freund. Sofort bildet sich ein Lächeln auf meinen Lippen. Leise seufze und konzentriere mich wieder auf meine Familie.

Lena, alles wird gut, sage ich mir in Gedanken. Mum und Dad sprechen sich aus und bekommen noch ein Baby. Ich habe den wundervollsten Freund, den es gibt, an meiner Seite und zwei tolle Geschwister. Außerdem bin ich eine anstrebende Sängerin und ich sollte mich jetzt nicht zu sehr stressen. Denn alles wird am Ende gut und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende. Sagte mir zumindest immer meine Mum, als ich klein war. Hoffentlich gilt das heute immer noch.

"Ich sehe Sie zum ersten Mal in den acht Stunden, in denen ich Sie kenne, lächeln! Sie sollten das Lächeln öfter haben, sie sehen damit noch hübscher aus", lacht auf einmal die alte Frau neben mir. Leise lachend sehe ich zu ihr, doch dann halte ich inne. Sagte sie, acht Stunden? Fliegen wir etwa schon seit acht Stunden?

"Danke. Ich lächle normalerweise auch durchgehend", lache ich und frage sie dann, wie lange wir schon fliegen.

"Seit acht Stunden", antwortet sie, woraufhin ich erleichtert nicke. Ich flog um neun Uhr abends los, also ist es gerade fünf Uhr morgens in LA. Und in Köln müsste es zwei Uhr am Mittag sein. Bedeutet, ich lande um sechs Uhr abends. Ich seufze. Es dauert doch noch etwas,"Darf ich Sie duzen? Sie scheinen mir noch nicht so alt", kichert die Frau und beginnt wieder ein Gespräch mit mir. Ich würde am liebsten versuchen, wieder zu schlafen, doch der Höflichkeitswegen antworte ich ihr mit einem Nicken, wobei mein Mund zu einem Grinsen verzogen ist,"Gut, danke. Ich bin die Olga", lacht die Frau, die ein sehr rundes Gesicht hat, was von schwarzen Locken umrahmt wird. Sie hält mir auffordernd ihre Hand hin.

Love At Second Sight Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt