Love At Second Sight

3.

Lena's P.o.V.

Ich muss zugeben, das Lied, was One Direction gerade gesungen hat, war wirklich schön.
Es war nicht von dieser billigen Musik untermalt, ihre Stimmen klangen gut und der Text war sogar richtig schön.
Während des ganzen Liedes über dachte ich an Jason und ich bemerkte bis gerade gar nicht, dass ich Tränen in die Augen bekam, die sich langsam aber sicher aus meinem Auge kämpften.

Der Lockenkopf der Band, der inzwischen in einer Ecke der Bühne sitzt und was trinkt, sah mich in den letzten Minuten ziemlich oft an. Vielleicht hat er aber auch an mir vorbei gesehen, aber auf jeden Fall in meine Richtung.
Und ich weiß nicht genauso wieso, aber kurzzeitig konnte ich meinen Blick nicht von ihm lösen. Vielleicht war es das Lächeln auf seinen Lippen während er sang, was mich so faszinierte oder seine braunen Locken, die ziemlich weich aussehen. Jedoch vergaß ich ihn schnell, als ich eine Nachricht von Jason bekam, in der, wie ich dann feststellte, nichts besonderes drin stand. Aber trotzdem - Jason hat kurz an mich gedacht.

Plötzlich steht der Lockenkopf auf, läuft mit seiner Wasserflasche an die Menge ran und gießt die Flasche über die Köpfe der Fans, die daraufhin noch mehr kreischen und heulen.
Kaum merkbar schüttle ich meinen Kopf und beobachte das Spektakel, was sich vor meinen Augen abspielt.
Was ist bei manchen Menschen falsch, dass sie sich freuen, wenn sie Wasser vermischt mit fremden Speichel über den Kopf geschüttet gekommen, frage ich mich.

"Oh Gott, Harry soll mal näher zu uns kommen", quiekt Amelie und reißt schreiend ihre Arme hoch um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Der Lockenkopf ist also Harry. Natürlich habe ich den Namen schonmal gehört, schließlich plappert meine süße, kleine Schwester Tag und Nacht wie ein Wasserfall von One Direction, doch ich wusste nie, welcher der fünf er ist. Und da es mich nie wirklich interessierte, fragte ich auch nie.

"Warum? Du siehst ihn doch auch dahinten", antworte ich ein wenig missbillig und kaue auf dem Ärmel vom Hoodie rum.

"Ich kann ihn vielleicht riechen", lächelt Amelie selig,"Ich frage mich wirklich, wie er riecht. Fragst du dich das manchmal nicht bei berühmten Personen?", fragt sie mich. Kurz lege ich meinen Kopf in den Nacken und tue so, als ob ich denke, ehe ich lachend meinen Kopf schüttle.

"Nein", lache ich meine Schwester aus und lege einen Arm um ihre Schulten,"Aber dränge dich doch nach vorne, dann kannst du, wenn du Glück hast und er vorbei kommt, seinen Schweiß riechen." Ich grinse Am an.

"Ha-ha." Sie zieht eine Grimasse und streckt dann wieder schreiend ihre Arme mit dem Plakat hoch. Ich verdrehe grinsend meine Augen und lasse meinen Arm von ihrer Schulter rutschen.

Gelangweilt sehe ich auf die Uhr von meinem Handy.
21:37 Uhr, noch 23 Minuten.
Tief atme ich durch und stecke es in die Gesäßtasche meiner Jeans. Die verbleibende Zeit ist ein kleiner Lichtblick.
Die Boyband hat inzwischen ein neues Lied angestimmt. Es ist das, was meine Schwester vorhin im Auto hörte.
Genervt stelle ich mich auf Zehenspitzen und sehe über meine Schulter, um einen Weg zu den Toiletten zu finden. Ich brauche von dieser Menschenmasse und der Musik eine kurze Auszeit. Jedoch ist es aussichtslos. Hinter mir stehen tausende Menschen, genauso seitlich von mir. Ich komme hier niemals vor Konzertende raus. Das ist der Haken an diesen guten Plätzen.
Also muss ich hier wohl oder übel noch ein Weilchen stehen. Ich seufze und nehme zum hundertsten Mal an diesem Abend mein Handy in die Hand. Schnell entsperre ich es und sehe nach, ob ich irgendwelche Nachrichten bekommen habe. Keine einzige und auch keine neuen Bilder auf Twitter.
Ich stecke mein Handy wieder ein und sehe auf die großen Leinwände an der Seite. Nach einiger Zeit endet das Lied und die Menge um mich herum tobt, wie schon eigentlich die ganze Zeit.