Das Licht des Mondes

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Der graubärtige Zauberer, der Zwergenkönig und der Hobbit blickten den flinken Gestalten der Elben mit großen Augen nach. Noch immer verweilten Bilbos und Thorins Hände fest verwoben.

»Sie sind flink und geschickt«, bemerkte Gandalf und drehte sich um. Bilbo krümmte sich vor Schwäche.

»Wir können ihnen unmöglich folgen! Bilbo ist zu schwach«, wandte Thorin ein. Nachdenklich beäugte Gandalf das weiße Gesicht des Hobbits.

»Das ist ein Zeichen. Ich werde den Weißen Rat um Hilfe bitten. Wartet hier!« Mit großen Schritten entrann Gandalf den Verzweigungen des Baumes. Vor dem großen Tor, kurz bevor die Luft dicht und verwunschen wurde, bewegte er seine Gestik. Eine kleine, zerbrechliche Motte mit durchsichtigen Flügeln landete auf seinem Handrücken. Mit einem sanften Pusten war sie in der Dunkelheit der Nacht verschwunden.

Eine Stunde verging, ehe das Schlagen riesiger Flügel die Nacht durchdrang. Ein erleichtertes Lächeln spiegelte sich auf dem Mund des Istari.

»Frau Galadriel, welch ein Glück, dass Ihr meine Botschaft so schnell erhalten habt! Die Zeit entrinnt. Die Sandkörner fallen.« Das Gesicht der Elbin war bitterernst. Sie flog nur in absoluten Notfällen mit den Adlern.

»Dann lasst uns keinen weiteren Korn verschwenden. Wo habt Ihr das Relikt verwahrt?« Suchend blickte sie umher.

»Nun ja«, hustete der Zauberer und strich sich über die Stirn. »Es gab ein paar, ähm, Komplikationen.« Sie eilten durch die enormen Hallen des Baumes. Dann erblickte die Elbin das totenblasse Gesicht des Zeitreisenden.

Galadriel sprach: »Das ist schlimmer, als ich befürchtet habe. Letztes Mal hat das Heilmittel noch gewirkt, dieses Mal bleibt uns nichts als seine Schmerzen zu lindern.« Bestimmt schob sie sich an Thorins Stelle, der nur widerwillig Bilbos Hand losließ. Sein Magen verkrampfte sich. Galadriel schloss die Augen und ließ ihre Hand über den Kopf des Halblings gleiten.

»Was hat er?«, zischte Thorin.

Galadriel erklärte: »Das Relikt. Es ist beschädigt.« Sie öffnete die Augen wieder. »Mit jeder Sekunde, die der Arkenstein an Energie verliert, verliert auch Bilbo Beutlin, sein Meister, seine Kraft. Sie sind untrennbar miteinander verwoben, da er seine Macht aktiviert hat.«

Gandalf meldete sich zu Wort: »Das ist auch der Grund, warum er damals, zu Beginn unserer Reise, krank wurde und ohnmächtig geworden ist. Seine Magie ist unberechenbar, sie ist nicht stetig.«

»Und von jetzt an wird es nur verheerender«, setzte Galadriel hinzu. Thorin schluckte schwer. Seine Hände hielt er angespannt vor seinem Körper, seine Schultern trugen Felsen. Ein tiefer Stich fuhr durch seine Brust.

»Er wird doch nicht ...« Der Zwerg wagte es nicht auszusprechen. Einmal schon hatte er in Bilbos leblose Augen blicken müssen. Thorins Hände wurden bitterkalt.

»Nein, das wird er nicht. Nicht, wenn wir das Schicksal der Welt besiegeln können«, sagte Galadriel. Bilbos Gesicht füllte sich langsam mit Farbe. Hustend blickte er auf. Galadriels durchdringende Augen klebten an Gandalfs Gesicht. Sie unterhielten sich, ohne die Lippen zu bewegen.

Die Elbin sprach: »Ich sehe sie auch. Die Dunkelheit.«

»Habt ihr es erfüllt, das Vorhaben?«

»Es war uns möglich den Zwerg zu retten, in Dol Guldur. Doch verratet Thorin heute nichts davon. Es würde ihn von seiner Aufgabe ablenken. Bilbo wird seine Unterstützung jetzt benötigen.«

»Können wir es denn besiegeln, das Schicksal der Welt?«

»Wir müssen das Relikt finden. Mit ihm steht und fällt die Antwort auf Eure Frage, Mithrandir. Was danach folgt, bleibt unerwähnt, ehe wir es in Händen halten.«

A Second Chance | Bagginshield Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt